Region. Zum ersten Mal gab es olympische Medaillen im BMX-Freestyle. Wie die Sportart funktioniert, erklärt der Gelsenkirchener Timo Schulze.
Voll konzentriert fährt Timo Schulze auf die Rampe zu, springt ab und was er dann mit seinem Fahrrad alles anstellt, lässt sich nur mit dem geschulten Auge genau erkennen. Timo Schulze ist BMX-Fahrer – und einer der besten der Welt. Zumindest in seiner Disziplin, dem „Freestyle Park“.
Schulze zeigt seinen Lieblingstrick noch einmal in Zeitlupe auf dem Handy. „Das ist der Flair Tailwhip“, erklärt der 23-Jährige. So nennt sich also die Akrobatik, die er auf der Rampe in gut einer Sekunde Flugphase vollbringt. Ein Salto mit einer halben Schraube und einer Drehung des hinteren Teils des Rades um den Lenker. Dass er dafür lange üben musste, steht außer Frage. Und beinahe hätte es sogar für die Olympischen Spiele gereicht. Dann seine Disziplin, also „Freestyle Park“, war in Tokio erstmals olympisch.
Timo Schulze hat die Olympia-Quali knapp verpasst
Schulze gehört zum Deutschen Nationalteam und hatte die Qualifikation dicht vor Augen. „Leider haben wir als Mannschaft ganz knapp die nötige Weltranglistenplatzierung verpasst“, erklärt er. Die besten zwölf Nationen durften nämlich Fahrer nach Japan schicken. Das deutsche Team war allerdings just im Qualifikationszeitraum auf Rang 13 abgerutscht. Dem Gelsenkirchener BMX-Athleten blieb also nur die Rolle des Zuschauers, als in Tokio erstmal um olympisches Edelmetall gekämpft wurde.
Interessant zu sehen war, wie sich die noch junge Rad-Disziplin, die eine ganz eigene Kultur pflegt, in die olympischen Wettkämpfe einfügt. BMX entstand in den sechziger Jahren in den USA. Die Fahrer kennen sich untereinander meist gut. Das oft freundschaftliche Miteinander und das gegenseitige Pushen und Verbessern gehört in der BMX-Szene dazu.
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Die Disziplin „BMX Freestyle“ ist vor allem durch die X-Games bekannt. Neben „Freestyle Park“ gibt es noch die Disziplin „Flatland“, bei der es um akrobatische Choreographien geht, die einem Tanz mit dem BMX-Rad ähneln, und die Disziplin „Street“. „In dieser Disziplin spielt sich fast alles auf der Straße ab, wie der Name schon sagt. Es gibt nur kleine Hindernisse und Geländer zum Grinden“, erklärt Schulze.
Die Kreativität im Park wird bewertet
Er aber bevorzugt die größeren Rampen, die es im Park gibt. „Der Wettkampf findet auf einer eingegrenzten Fläche statt, auf der Rampen, Sprünge und andere Hindernisse aufgebaut sind. Die Reihenfolge, in der Hindernisse benutzt werden, ist nicht festgelegt“, so Schulze. „Jeder Fahrer überlegt sich also vorher, welche Tricks er wo und wann in den 60 Sekunden seines Runs zeigen möchte“, sagt der Gelsenkirchener.
„Bewertet wird dabei die Ausführung der Tricks, die Kreativität im Park, also dass man nicht immer die gleichen Elemente benutzt oder die gleichen Sprünge zeigt, und natürlich auch die sauberen Landungen“, erklärt der Fahrer des deutschen BMX-Nationalteams, der in der Weltrangliste kürzlich einen großen Satz nach vorne gemacht hat und inzwischen auf Position 32 rangiert.
Favorit hat sich durchgesetzt
Bei den Olympischen Spielen glaubte Schulze an einen Sieg des Australiers Logan Martin – der sich letztlich auch durchsetzen konnte. Bei den Frauen gewann die Britin Charlotte Worthington. Bei den Frauen gehörte sogar eine deutsche Fahrerin zum erweiterten Kreis der Medaillenanwärterinnen. Lara Lessmann zählt zu den besten Fahrerinnen der Welt und weil sich das Deutsche Frauen-Team für Tokio qualifiziert hat, war sie dort am Start.
„Sie könnte vielleicht sogar eine Medaille holen“, hatte Schulze sogar Hoffnung auf Edelmetall bei der olympischen Premiere. Es reichte nicht ganz – am Ende sprang aber ein sehr guter sechster Platz heraus.