Mülheim. Nika Hansen, Carolin Hoffmann und Maite Sturm haben an Colleges in den USA Hockey gespielt. Warum sie diese Zeit weitergebracht hat.
Knappe acht Autostunden liegen zwischen Richmond in Virginia und Syracuse im Bundesstaat New York. Auf etwa der Hälfte der Strecke befindet sich die Stadt Philadelphia. In den vergangenen Monaten und Jahren waren die Universitäten in den jeweiligen Städten die Heimat von drei Spielerinnen des HTC Uhlenhorst.
Carolin Hoffmann studierte viereinhalb Jahre an der Syracuse University, Maite Sturm ebenso lange an der Virginia Commonwealth University. Für ein halbes Jahr zog es Nika Hansen an die Saint Joseph’s University in Philadelphia. Nun ist das Trio zurück in Mülheim – und möchte mit dem HTCU den Klassenerhalt in der Bundesliga perfekt machen.
HTC Uhlenhorst: Maite Sturm ging gemeinsam mit ihrer Schwester in die USA
„Washington D.C. war die schönste Stadt, die ich dort bereist habe. Aber auch New York City, Chicago, Boston und Philadelphia haben mir gut gefallen“, gerät Maite Sturm ins Schwärmen, die genau wie Carolin Hoffmann im Sommer 2016 mit den Uhlenhorsterinnen in die Bundesliga aufgestiegen war.
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In den USA trennten sich dann die Wege, zu direkten Duellen kam es zwischen Sturm, die gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Svea den Weg nach Virginia gegangen war, nicht.
Zwei Uhlenhorsterinnen im direkten Duell
Allerdings spielte Sturm in der vergangenen College-Saison, die von August bis November lief und in der die Mannschaften zwischen 16 und 24 Partien bestreiten, gleich zwei Mal gegen Nika Hansen – einmal in der Vorrunde und ein weiteres Mal im Finale der Atlantic 10 Conference.
Beide Male gewann Hansen mit ihrer Mannschaft und konnte sich so auch den Conference-Titel sichern. Trotzdem kehrte die 19-Jährige nun bereits zurück nach Mülheim. „Die Saison war nun zu Ende, im nächsten halben Jahr hätte ich dort nur trainiert. Deshalb habe ich mich jetzt schon entschieden, zurückzukommen“, sagt Hansen.
Nika Hansen hat ihre Entscheidung spontan getroffen
Die Entscheidung, in die USA zu gehen, hatte sie im vergangenen Frühjahr spontan getroffen. „Der Kontakt zur Trainerin an der Saint Joseph’s University kam über eine Betreuerin beim DHB zustande“, sagt Hansen. Deshalb sei für sie von vornherein auch nur dieses College in Frage gekommen.
HTC Uhlenhorst in Köln und München
Trainer Phil Neuheuser freut sich, dass Nika Hansen, Carolin Hoffmann und Maite Sturm zurück sind. „Sie sind eine absolute Bereicherung für die Mannschaft, gerade was die Einstellung angeht“, sagt Neuheuser.Darauf setzt er auch am Wochenende, wenn die Auswärtsspiele bei Rot-Weiss Köln (Sa.) und dem Münchner SC (So.) anstehen.Gewinnt München am Samstag gegen den UHC Hamburg nicht, können die Uhlenhorsterinnen, egal, wie das Spiel in Köln ausgeht, mit einem Sieg am Sonntag die Play-offs perfekt machen.„Natürlich wollen wir Nägel mit Köpfen machen. Aber vor allem gilt es, München auf Abstand zu halten“, so Neuheuser vor den Auswärtsspielen. Auch in Köln wolle man „Zählbares mitnehmen“. Dafür müssen die Uhlenhorsterinnen vor allem Pia Maertens aus dem Spiel nehmen – Neuheuser beschreibt sie als „aktuell beste deutsche Hockeyspielerin.“Mit München erwartet er einen Tag später dann einen Gegner, der sich mit den Mülheimerinnen auf Augenhöhe bewegt.
Ursprünglich wollte auch Carolin Hoffmann nur ein halbes Jahr, maximal ein Jahr, in den Staaten bleiben – am Ende wurden es viereinhalb. „Es hat mir so viel gebracht. Und als dann klar war, dass wir wegen Corona noch eine Extra-Saison bekommen und das Stipendium verlängert wurde, war mir klar, dass ich das machen muss“, so Hoffmann.
Training mit anderen Schwerpunkten
Das sportliche Niveau in ihrem Team und in der Atlantic-Coast-Conference, einer der besten College-Ligen in den USA, sei mit dem einer unterklassigen Erstligamannschaft vergleichbar gewesen. Mehrmals schafften es Hoffmann und ihre Teamkolleginnen sogar bis zu den nationalen College-Meisterschaften – schieden aber spätestens im Viertelfinale aus.
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Nicht nur das Ligensystem unterscheidet sich in den USA, auch das Training läuft anders ab. „Es ist viel athletischer, wir haben wesentlich mehr Zeit im Kraftraum verbracht“, sagt die 23-Jährige. Nika Hansen hat ähnliche Erfahrungen gemacht. „Wir haben jeden Tag drei bis vier Stunden trainiert und waren dann noch im Kraftraum.“
Über 600 Zuschauer bei Feldhockey-Spielen
Die Arbeit zwischen den Spielen wurde dafür aber mit einer besonderen Atmosphäre während der Partien belohnt. „Bei einem Spiel waren 650 Zuschauer“, schwärmt Carolin Hoffmann. Und Maite Sturm hat nicht selten die Erfahrung gemacht, dass die Eltern ihrer Mitspielerinnen über sechs Stunden angereist sind, um die Partien ihrer Töchter sehen zu können.
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Das zeigt den Stellenwert des College-Sports in den USA, und wie besonders das Leben am Campus ist, haben auch die drei Mülheimerinnen erlebt. „Wir sind zusammen zu Basketball- und Fußballspielen gegangen“, berichtet Nika Hansen. „Das Leben mit den ganzen anderen Athleten war cool“, sagt Maite Sturm, deren Schwester derzeit noch ihren Master macht und Ende des Jahres nach Deutschland zurückkehrt.
Carolin Hoffmann nimmt Erfahrungen für das Leben mit
Und für Carolin Hoffmann haben sich durch das Leben auf der anderen Seite des Ozeans ganz neue Perspektiven ergeben. „In der Welt ist so viel passiert. Corona, Black lives matter – das aus der europäischen und der amerikanischen Sicht zu erleben, bringt mir extrem viel und ich weiß das sehr zu schätzen“, sagt sie.
Trotzdem wollte sie nach dem Abschluss des Masters zurück nach Deutschland – auch aus sportlichen Gründen. „In den USA ist das Niveau in den Vereinsmannschaften eher auf Oberliganiveau. Ich möchte noch auf höherem Niveau spielen“, sagt sie, schließt eine Rückkehr in die USA aber nicht aus. „Ich habe durch das Studium bestimmt die Möglichkeit, auch im Job noch einmal dorthin zu gehen.“
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Erst einmal leben alle drei nun aber wieder in Deutschland, gehen mit den Uhlenhorsterinnen auf Torejagd. Am Wochenende zunächst bei Rot-Weiss Köln (Sa., 11.30 Uhr), dann am Sonntag beim Münchner SC (13 Uhr). Bis dorthin sind es von Mülheim auch knapp sechs Stunden. Für die Drei ist das aber keine Entfernung.