Bottrop. Amrullah Bayhoca hatte lukrative Angebote, setzte bei seinem Wechsel vom FC Blau-Gelb Überruhr zum FC Bottrop aber andere Prioritäten.
Nachdem er mit dem VfB Bottrop in der Saison 2018/19 den lang umkämpften Klassenerhalt in der Bezirksliga geschafft hatte, reizte ihn eine neue Aufgabe. Amrullah Bayhoca schloss sich dem SC Oberhausen und später dem Landesligisten FC Blau-Gelb Überruhr an. In der kommenden Saison ist der 25-Jährige wieder in Bottrop am Ball. Mit dem Team des FC Bottrop hat er sich einiges vorgenommen.
Herr Bayhoca, wie ist es Ihnen seit Ihrem Weggang vom VfB Bottrop ergangen?
Bayhoca: Viele haben mich davor gewarnt, zum Spielclub zu wechseln. Die Oberhausener haben nicht den besten Ruf. Aber ich wollte unbedingt dahin, weil dort Ümit Ertural Trainer war. Ich habe meine Entscheidung nicht bereut und den Verein von einer ganz anderen Seite erlebt. Das war eine tolle Mannschaft, es hat richtig Bock gemacht. Aber als Ertural dort aufhörte, war auch meine Zeit dort abgelaufen. Ich bekam ein Angebot von Blau-Gelb Überruhr. Wohl auch, weil ich in der Saison zwei Treffer gegen sie erzielt hatte. Dort hatte ich dann aber eine schwere Vorbereitung, weil ich mir schon nach zwei Wochen eine schwere Muskelverletzung zugezogen habe. Die hat mich zwei Monate aus dem Verkehr gezogen. Aber dann lief es am Ende doch ganz ordentlich. Eigentlich wollte ich dort bleiben.
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Und warum sind Sie dann doch nicht beim FC Blau-Gelb Überruhr geblieben?
Mevlüt Ata ist Schuld. Wir haben uns nie aus den Augen verloren, haben mindestens einmal in der Woche telefoniert. Mevlüt war immer für mich da, ganz gleich für welchen Verein ich gespielt habe. Alles, was ich auf dem Fußballplatz kann, habe ich ihm zu verdanken. Als Mevlüt dann mit mir sprach und den FC Bottrop ins Spiel brachte, musste ich nicht lange überlegen. Wo Ata hinläuft, da muss auch ich hin.
Das klingt nach einer ganz besonderen Beziehung.
Das ist auch so. Mevlüt ist einfach ein toller Mensch. Früher war ich ein ziemlich schwieriger Fußballer, ich war auf dem Platz frech und auch mal aggressiv. Ich habe insgesamt sechs Jahre unter Mevlüt trainiert. Er hat mir dabei geholfen, dass ich mich ganz auf den Fußball konzentriere. Dafür bin ich ihm heute noch sehr dankbar.
Der FC Bottrop ist ihr vierter Verein in den letzten vier Jahren. Eine sportliche Heimat haben Sie bisher noch nicht gefunden.
Ja, das stimmt schon. Den VfB Bottrop würde ich zwar immer noch als meine sportliche Heimat bezeichnen. Aber als Mevlüt Ata dort aufhörte, war es nicht mehr dasselbe. Beim SC 20 Oberhausen und in Überruhr war es dann auch so, dass die Trainer wechselten und ich daraufhin einen anderen Verein gesucht habe.
Mit welchem Gefühl schließen Sie sich jetzt dem FC Bottrop an?
Mit einem guten. Mevlüt Ata hat mich überzeugt, dass ich hier gebraucht werde, dass ich mitanpacken kann. Mit Can Ucar hat der Klub einen jungen und sehr motivierten Trainer, der etwas auf die Beine stellen will. Das gefällt mir.
Mit dem FC Bottrop haben Sie sich für eine anspruchsvolle Aufgabe entschieden. Viele sehen die Welheimer schon jetzt als Abstiegskandidaten.
Es reizt mich schon sehr, diesen Experten zu zeigen, dass sie Unrecht haben. Can Ucar hat mir eine Aufstellung aufgemalt von der Mannschaft, die er aufs Feld schicken möchte. Das hat mir gefallen. Ich habe die Namen vieler guter Fußballer gelesen. Wir werden uns in der Liga nicht verstecken müssen.
Der FC Bottrop geht in der Bezirksliga einen fast schon alternativen Weg. Der Verein kann und will seinen Kickern keine Kohle zahlen. Da hätten Sie bei der Konkurrenz einen deutlich besseren Schnitt machen können. Warum haben Sie sich dennoch für einen Wechsel an die Welheimer Straße entschieden?
Viele Fußballer wollen finanziell etwas aus den Vereinen herausholen, daran habe ich aber kein großes Interesse. Ich habe im letzten Jahr geheiratet. Der Fußball steht nicht mehr über allem. Mir sind mittlerweile auch ganz andere Dinge wichtig. Wenn du viermal in der Woche zum Verein gehst, dann willst du da auch Freunde treffen und eine gute Zeit haben. Natürlich haben in den letzten Wochen einige Vereine angefragt, das hätte sich für mich auch auszahlen können. Aber das hört ja jetzt zum Glück auf, wo klar ist, dass ich für den FC Bottrop spielen werde. Ich bin der Überzeugung, dass Geld nicht immer der Schlüssel zum Erfolg ist. Eine Mannschaft mit einer starken Gemeinschaft und großem Zusammenhalt kann genauso viel erreichen.
Die Amateurfußballer sind seit einem halben Jahr beschäftigungslos. Was tun Sie, um keinen Rost anzusetzen?
Ich muss zugeben, dass ich drei Monate lang so gut wie überhaupt nichts gemacht habe. Aber dann ist mir irgendwann zuhause auch die Decke auf den Kopf gefallen. Mittlerweile ist die Runtastic-App installiert, ich gehe dreimal die Woche meine sieben Kilometer laufen. Ich werde also nicht ganz bei Null anfangen müssen, wenn es wieder losgeht.
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