Duisburg. Der Abstieg des MSV Duisburg aus der 1. Bundesliga kam nicht überraschend. Nun wollen sich die Zebras nicht nur für den Wiederaufstieg rüsten.
Elf Jahre ist es her, dass Alexandra Popp und Marina Himmighofen gemeinsam auf dem Rasen des Kölner Rhein-Energie-Stadions standen und gemeinsam den 1:0-Sieg über den USV Jena feierten, der dem FCR 2001 Duisburg zum zweiten Mal in Folge den Sieg im DFB-Pokal bescherte. 26.282 Zuschauerinnen und Zuschauer erlebten den letzten Triumph eines Vereins, der nur vier Jahre später in der Insolvenz verschwand.
Als sich „Poppi“ und „Himmi“ an diesem Sonntag zum voraussichtlich letzten Mal in aktiver Form begegneten, verfolgten dies neben den offiziell dazu berechtigten Menschen im PCC-Stadion nur noch ein paar Unentwegte hinter dem Zaun, der die Platzanlage am Rheindeich von der öffentlichen Grünanlage dahinter trennt – abgesehen natürlich vom digitalen Publikum der Livestream-Übertragung. Insgesamt ging der zweite Abstieg des MSV Duisburg aus der Fußball-Bundesliga der Frauen, besiegelt durch die 0:4-Niederlage gegen den amtierenden Deutschen Meister VfL Wolfsburg, also vergleichsweise lautlos über die Bühne.
Wenn Thomas Gerstner, seit Anfang 2018 der verantwortliche Mann auf der Duisburger Trainerbank, feststellt, dass der Abstieg nicht mit diesem Spiel erfolgt sei, hat er fraglos Recht. Genau genommen war das schon beim Saisonauftakt absehbar: Am 6. September nahm alles mit einem torlosen Unentschieden gegen den SV Meppen – damals sogar noch vor 207 Zuschauern in der Schauinsland-Arena – seinen Anfang. Im Duell mit den eher zufällig aufgestiegenen Emsländerinnen hätte es zwingend einen Erfolg gebraucht, um im ohnehin unausweichlich erscheinenden Abstiegskampf gleich eine Duftmarke zu setzen. Stattdessen war das Remis eher glücklich. Das sagte schon manches aus.
„Wir haben von Jahr zu Jahr an Qualität eingebüßt“, sagt Thomas Gerstner rückblickend. Vor der laufenden Spielzeit waren es vor allem Meikayla Moore und Paula Radtke, die schmerzliche Lücken hinterließen. Die Kompensation blieb aus: Keiner der Neuzugänge, weder im Sommer noch im Winter, konnte einen Unterschied zur Konkurrenz ausmachen. Die aus Nordamerika geholten Jorian Baucom, Taylor Kornieck und Sura Yekka blieben fast durchweg Fremdkörper. Als Grund für ausgebliebenes Teambuilding führt der Trainer auch die Covid-Pandemie an. Ein Kennenlernen nur auf dem Trainingsplatz und im Videochat fällt dann eben schwer.
Offensichtliche Defizite beim MSV Duisburg
Ein allzu langes Aufarbeiten wird es kaum geben, dafür waren die Defizite wohl auch zu offensichtlich. Vielmehr sollen jetzt die Weichen gestellt werden, so schnell wie möglich wieder die Gegenrichtung einzuschlagen.
Nach jetzigem Stand ist Thomas Gerstner derjenige, der dabei die Zügel weiter in der Hand halten wird. Der Ex-Bundesligaprofi hat auch einen Vertrag für die 2. Liga und erklärt: „Das Ziel ist klar definiert, die Vision ist da. Ich kann mir gut vorstellen, weiter ein Teil davon zu sein.“ Die Vision – das bedeutet, dass mit Hilfe von Ausrüster Capelli ein Kader auf die Beine gestellt werden soll, der nicht nur um den Aufstieg mitspielen, sondern gleich mit Vorgriff auf die danach folgende Saison so aufgestellt werden soll, dass Abstiegskampf in der 1. Bundesliga dann möglichst kein Thema sein soll.
„So schnell wie möglich“ solle es mit der entsprechenden Planung nun losgehen, so Gerstner. Erste lockere Gespräche mit dem aktuellen Personal sind bereits geführt worden, konkret soll es nun in dieser Woche werden. Auch Neuzugänge, die – notwendigerweise – die fußballerische Qualität deutlich steigern sollen, sind schon im Blickfeld. „Wir wollen möglichst viel in der nächsten, maximal in den nächsten zwei Wochen erledigen“, sagt der Coach. Wer gehalten werden soll, lässt er noch offen.
Meret Günster kann beim MSV Duisburg eine wichtige Rolle spielen
Viele echte Leistungsträgerinnen gab es in dieser Saison nicht; es liegt nahe, dass vor allem die eigenen Talente wie beispielsweise die in der kompletten Rückrunde verletzt ausgefallene, aber schon wieder auf gutem Weg befindliche Meret Günster gute Chancen haben dürften, neben den erhofften Verstärkungen eine wichtige Rolle zu spielen.
Marina Himmighofen wird, so viel dürfte klar sein, nicht mehr dazugehören. Die nach ihrem Karriereende nun schon zum dritten Mal eingesprungene Außenverteidigerin wird sicher endgültig ihre Schuhe an den Nagel hängen. Und sie wird fraglos froh sein, wenn sich der MSV endlich einmal so aufstellt, dass es diesmal keinen Notfallanruf braucht.