Oberhausen. RWO fehlte bei Abstiegskandidat Lotte die Durchschlagskraft vorheriger Spiele. Am Einsatz lag es eine Woche vor dem Derby mit RWE gewiss nicht.
Die Serie ist gerissen. Nach sechs Spielen ohne Niederlage und vier Heimsiegen in Folge unterlag RWO bei den SF Lotte mit 0:1 (0:0). Und das war am Ende sogar verdient, da die Gastgeber einfach mehr investierten. RWO gehörte zwar die zweite Halbzeit, doch eindeutige Chancen gab es nicht. Lotte hingegen spielte einen Konter perfekt aus und entschied die Partie durch den Treffer von Leon Demaj (76.).
Woran es nicht gelegen hat: Die Fußball-Arena der SF Lotte ist schon wegen ihrer Lage mitten in einem Autobahnkreuz eine Rarität. Im Laufe der Jahre hat man die Spielstätte mit einer Fülle von Um- und Anbauten sowie diversen Nebengelassen – alles ohne Rücksicht auf nur einen Hauch von Geschmack oder gar Ästhetik – allerdings in einen Sportplatz verwandelt, der aussieht, als wäre er in ein vergammeltes Gewerbegebiet zwischen Wellblech und Spanplatten gequetscht worden.
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Woran es auch nicht gelegen hat: Die Gäste trafen auf einen so genannten Gastgeber, dessen Ordnern der Abstiegskampf bis ins Mark gefahren ist. RWO-Keeper Robin Benz wurde derart barsch von vier Ordnern vom Platz geschoben, dass Mike Terranova kurz vor handgreiflicher Auseinandersetzung stand. Der Platz muss wegen der Doppelbelastung geschützt werden und ist deswegen nicht zum Aufwärmen frei.
Woran es erst recht nicht gelegen hat: Bei allem Schutz vor Überlastung war der Rasen schwer zu bespielen. Häufiges Walzen hatte ihn zwar eben, aber seifig gemacht.
Woran es auf gar keinen Fall gelegen hat: Die Kleeblätter zeigten allen Unzulänglichkeiten zum Trotz eine gute Moral und ackerten bis zum Schlusspfiff. In Sachen Arbeitsmoral ist nicht der leiseste Vorwurf erlaubt.
Woran lag’s dann? Dass Trainer Terranova ein Freund der Offensive ist, ist nicht neu. Und auch in Lotte wollte er es angreiferisch angehen. Logische Folge daraus ist die seit einigen Wochen sehr erfolgreich praktizierte Dreierkette mit einem breiten Mittelfeld davor und zwei Spitzen. In Lotte gab er nach einer knappen halben Stunde die Dreierkette auf, weil einzelne Glieder nicht einrasteten oder es an der Verzahnung nach hinten fehlen ließen.
Anders ausgedrückt:Leander Goralski (rechts in der Schlusskette) verlor seine Kontrahenten zunehmend aus den Augen, leistete sich auch Gedanken- und folgende Handlungsfehler, die Gefahr heraufbeschworen. Zudem hatten die beiden Außen im Fünferfeld, Nils Winter und Tugrul Erat, Tage erwischt, die ihr Coach später so charakterisierte: „Es gibt so Tage.“
Aber nicht nur die drei genannten Spieler sind der „Soll“-Seite im Leistungsbuch zuzuordnen: Tanju Öztürk leistete sich erstaunlich viele Ungenauigkeiten und eine gewisse Nachsicht im direkten Zweikampf (den Konter zum Tor des Tages hätte er im Mittelkreis leicht unterbinden können), die man von ihm so nicht kennt. Davor gilt das auch für Bastian Müller und Maik Odenthal.
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Müller rannte wie gewohnt, hatte Ballkontakte ohne Ende, aber auch ohne Wirkung, denn: Seine Abspiele fanden zu selten den Mitspieler im grünen Trikot, sondern zu oft den Gegner in Blau oder die Auslinie. Und Maik Odenthal hatte offensichtlich Probleme mit dem Platz, schien bisweilen auch seine Position im taktischen Gefüge zu suchen. Es war auch nicht sein Tag.
Das musste auch Shaibou Oubeyapwa eingestehen, der selten so uneffektiv agierte wie am Samstag. Meist lief er falsch, schätzte Nebenräume schlecht ein und brachte damit zusätzlich Sand ins Getriebe.
Spieler, die hier nicht genannt worden sind, waren nicht deutlich besser, wenn man vom immer treibenden Kapitän Jerome Propheter, dem tadellosen Pierre Fassnacht, dem aufmerksamen Robin Benz oder dem umtriebigen und am Ende auch noch vom Schiedsrichter empörten Sven Kreyer absieht.
Am Schiedsrichter lag’s allerdings auch nicht.