Bottrop. Der Trainer von Dostlukspor Bottrop macht im Lockdown eine alarmierende Beobachtung und fordert von den Entscheidungsträgern Weitsicht.
Nachdem der Lockdown bis zum 7. März verlängert ist, hat das erneut Auswirkungen auf den Amateurfußball. Die zuständigen Verbände wollen die aktuelle Saison weiter spielen und mit einer Quote von 50 Prozent absolvierter Spiele regulär beenden. Aber noch ist gar nicht klar, wann und wie es weiter geht. Sven Kottwitz, Trainer des A-Kreisligistsen Dostlukspor Bottrop hat sich dazu Gedanken gemacht.
Das wichtigste Thema bei der Wiederaufnahme des Spielbetrieb ist für die Trainer im Amateur- und Jugendbereich die Vorbereitungszeit auf die Spiele, damit einher gehend der Fitnesszustand und die Verletzungsgefahr, nachdem die Fußballer jetzt seit mehr als drei Monaten kein reguläres Training mehr absolvieren konnten.
Auch bei Dostlukspor Bottrop lässt langsam die Motivation nach
Sven Kottwitz, Trainer von Dostlukspor Bottrop, spricht regelmäßig mit seinen Spielern und hat so Einblick in die Stimmungslage seiner Jungs: „So langsam wird die ganze Situation schon anstrengend. Viele Spieler, die sich bis vor Kurzem noch selbstständig fit gehalten haben, sind mittlerweile etwas demotiviert. Bis in den Dezember sind die Spieler noch regelmäßig laufen gegangen, doch mit fortlaufender Zeit ohne Perspektive auf Öffnung zerfasert das immer mehr. Es fehlen ganz einfach klar erkennbare Ziele und Perspektiven für die Sportler.“
Und diese Perspektiven und Ziele werden auch in den nächsten drei Wochen nicht näher rücken, die Entscheidungen, wie es in den Ligen weiter geht, sind vertagt. Je länger der Lockdown dauert, umso kürzer wäre wahrscheinlich auch die Vorbereitungszeit beim Neustart in die Saison.
Kottwitz: Wir können nicht so einfach den Schalter umlegen
Sven Kottwitz gibt jedoch zu bedenken, dass man nicht einfach so den Schalter umlegen und von null auf hundert hochfahren könne: „Wir brauchen ganz einfach mindestens vier Wochen, um die Mannschaften wieder auf einen Fitness- und Beweglichkeitslevel zu bringen, um Punktspiele austragen zu können."
Kottwitz führt aus: "Die Jungs haben seit Monaten keinen Ball gesehen, keine schnellen Drehungen und Richtungswechsel gemacht oder in Zweikämpfe gehen können. Wenn wir keine ordentliche Vorbereitung absolvieren können, kann man die Uhr danach stellen, bis die ersten Verletzungen auftauchen. Da haben wir eine Verantwortung zu tragen.“
Und nicht nur die Vorbereitung ist ein Thema bei Sven Kottwitz. Der Coach weist auch auf einen wichtigen Aspekt hin, der aktuell noch gar nicht debattiert wird: die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter: „Ich weiß gar nicht, ob mit den Zuständigen im Schiedsrichtwesen, den Obfrauen und Obmännern da schon gesprochen wurde. Wenn die Saison noch so weit wie möglich gespielt werden soll, dann bedeutet das auch viele Spiele unter der Woche. Ich halte das für fraglich, dass dafür genug Kapazitäten da sind, um alle Spiele mit Unparteiischen zu besetzen.“
Gute Argumente für beide Optionen
Ebenso wie für die Verbände stellt sich also auch für die Vereine die Frage, was der bessere und fairere Weg ist. Saison abbrechen, oder weiterspielen? Auch darüber hat sich Dostlukspor-Coach Kottwitz schon mehrfach den Kopf zerbrochen.
„Es gibt für beide Optionen gute Argumente. Ich habe dazu eine klare Meinung, aber ich versuche, mich auch in die Sicht der Spieler und anderer Vereine hinein zu versetzen.“
Wie aber soll nun entschieden werden? Kottwitz: „Natürlich wäre das toll, wenn die Saison weiter gespielt werden könnte. Aber ich sehe da keinen Weg, wie das unter fairen Voraussetzungen machbar ist. Ich würde diese Saison annullieren, würde sie aus den Geschichtsbüchern streichen. Die Saison 20/21 hat es nicht gegeben. Das ist traurig, aber so sehe ich es.“
Dostlukspor Bottrop plant bereits die kommende Saison
Ein Schlussstrich also, der damit aber auch den Weg frei machen könnte für eine konkrete Planung der Zukunft und der kommenden Spielzeiten, denn auch über die denkt Sven Kottwitz bereits nach: „Aktuell sprechen wir mit allen Spielern über ihre Zukunft, die meisten werden bleiben und freuen sich darauf, wenn es wieder los geht. Meinen Fokus richte ich auf den Sommer, da werden wir hoffentlich wieder loslegen können, der Fußball fehlt ganz einfach.“
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