Essen. Als Letzter der drei Essener Kanuten geht es für Max Rendschmidt in die olympischen Rennen – und hoffentlich mit Spaß zu einer Medaille.
Hätte Max Rendschmidt eine Wahl gehabt bei der Auswahl einer Sportart? Eigentlich nicht. Er ist groß geworden in einer Kanufamilie. Mutter Ruth startete fünf Jahre vor seiner Geburt bei den Olympischen Spielen in Seoul, sein Vater und Stiefvater sowie seine Brüder waren bzw. sind aktiv im Kanusport unterwegs. Da liegen die Kanu-Gene wohl im Blut. Und alles nahm entsprechend für Max Rendschmidt seinen Lauf.
Erste Erfahrungen machte er im Wildwasser. Erfahrungen, die auch noch von Vorteil sind. „Man merkt auf jeden Fall bei schlechten Bedingungen mit Wellen & Co., dass man da deutlich besser zurecht kommt, als die, die nur Rennsport betrieben haben“, so „Renni“, wie er im Team genannt wird. Ob diese Wildwasser-Erfahrungen letztendlich Voraussetzung für seine steile Karriere waren, sei mal dahingestellt. Denn die ist beachtlich. Erste internationale Erfolge im Kanurennsport stellten sich ab 2010 ein. 2011 folgte ebenfalls noch als Junior der WM-Titel mit Tom Liebscher (Dresden), der nun in Tokio mit im Vierer sitzt. 2012 wurde altersbedingt noch von einer Olympiateilnahme abgesehen; 2016 startete er dann in Rio – mit dem grandiosen Erfolg von zwei olympischen Goldmedaillen im Zweier und Vierer (auch mit Max Hoff) über 1.000 m.
- Eishockey: Moskitos bekommen Oberliga-Lizenz
- Rot-Weiss Essen: Neuzugänge hinterlassen bereits Eindruck
- Basketball: ETB Miners haben Wildcard für Erste Regionalliga
Doch danach folgte der Wechsel des Vierers im olympischen Programm von 1.000 m auf 500 m. Kein Problem für Max Rendschmidt. Er ist einfach universell aufgestellt: Kann Einer und Mannschaftsboot; kann 1.000 m und 500 m und selbst im Sprint kann er sich sehen lassen. Und so hieß bei den drei zurückliegenden Meisterschaften der Weltmeister im 500 m-Viererkajak jeweils „Deutschland“ mit Max Rendschmidt als Schlagmann. Denn den Takt im Boot vorgeben kann er auch. „In meinen ersten Jahren hieß es immer, dass ich nur hinten und nicht vorne fahren soll“, blickt Rendschmidt schmunzelnd zurück.
Geändert hat sich dies dann 2012 beim Gewinn des U23-WM-Titels in Portugal mit Kai Spenner, ebenfalls KGEer. Von da ab war er als Schlagmann gefragt. Das, was neben seinen Genen und Qualitäten für ihn aber ganz wichtig ist, ist der Spaß am Sport. Da ist er ganz nah bei seinem Namensvetter Max Hoff. „Das Training muss mir einfach Spaß machen, die meisten Trainingstage zumindest. Sonst geht es nicht. Ich bin dann aber auch ein Wettkampftyp. An meine Wettkampfleistungen komme ich im Training nicht heran, so wie Max Hoff es immer schafft“.
Trainingseinheiten auf dem Rhein in Bonn
Viel Spaß machen ihm auch immer die Trainingseinheiten zu Hause bei Bonn auf dem Rhein. Ohne diese Nähe zur Familie und seinen Heimatverein ginge es wohl nicht. Zu seiner nach außen getragenen überwiegenden Gelassenheit passt es da auch, es nicht zu dramatisch zu nehmen, dass der Wettkampfvierer auf dem Transport nach Tokio noch in Luxemburg von einem Gabelstapler zum Totalschaden beschädigt wurde. „Ja, blöd natürlich. Aber erst mal keine Katastrophe, dann fahren wir halt im Ersatzboot“, so der Kommentar von Rendschmidt. Dennoch hat ihn dann natürlich erleichtert, dass das baugleiche Trainingsboot aus Duisburg schnell und aufwendig nachgeschickt werden konnte und unversehrt in Tokio angekommen war.
Die Wettkampfleistung abzurufen, wird von Max Rendschmidt in Tokio nun ebenso gefragt sein wie von seinen Vierer-Mitstreitern Ronald Rauhe (Potsdam), Tom Liebescher (Dresden) und Max Lemke (Potsdam). Nun gilt es für das deutsche Flaggschiff, im letzten olympischen Finalrennen auf dem „Sea Forest Waterway“ die Mission Olympia-Medaille, wenn nicht sogar „Gold“ in Angriff zu nehmen. „Wir sind gut gerüstet und liegen im Soll, haben in der Vorbereitung den Sprung in die richtige Richtung gemacht. Unsere Fahrzeiten sind besser als im Vorjahr. Wir haben versucht, auch nur jeden kleinen vakanten Fehler auszumerzen. Klar ist aber auch, dass neben den Dauergegnern Spanien noch so manche schnelle Boote am Start sein werden“, gibt Max Rendschmidt einen kleinen Vorgeschmack auf das, was vor ihm und seiner Crew liegt.
Stellvertretend für die gesamte deutsche Kanu-Flotte ist übrigens Max Rendschmidt bei den Olympischen Spielen, insbesondere die Präfektur Tokushima bekannt wie ein „bunter Hund“ – und 84 Yen wert. Denn er ist auf einer von fünf Sonderbriefmarken abgedruckt im Vorfeld der Olympischen Spiele – eingebunden in einen großen Sonderblock der Briefmarken. Seit März sind diese Briefmarken im Verkauf – und wohl der Renner. „Auf einer Briefmarke abgebildet zu sein in diesem olympischen Zusammenhang, das ist schon richtig cool“, so Rendschmidt.
Auf Sonder-Briefmarke abgebildet
Da wären dann diejenigen Japaner sicher mehr als glücklich, nach dem Viererfinale im Besitz einer Briefmarke mit einem Medaillengewinner zu sein.
Den Grundstein haben Max Rendschmidt & Co. schon mal gelegt. Als Sieger des ersten Vorlaufs sogar den Olympischen Rekord eingestellt. Was aber schon im zweiten Vorlauf von Spanien unterboten wurde. Der Vorgeschmack auf das, was in den Halbfinals und speziell im Finale abgehen sollte, wurde eingeläutet. Da dürfte das Dauerduell Deutschland-Spanien in die nächste Runde gehen; nicht zu unterschätzen weiterer Vierer wie allein die ebenfalls blitzschnellen die Slowaken. „Einfahren werden wir uns wie gewohnt im Einer. Dann geht das Rennen im Vierer ab. Und nach rund 1:20 Minuten wissen wir mehr“, so Max Rendschmidt.
Alle aktuellen Nachrichten und Bilder zum Sport in Essen finden Sie hier