Antwerpen/Gladbeck. Für Schwimmerin Jessica Steiger (VfL Gladbeck) lief es in der Olympia-Quali in Antwerpen gar nicht. Danach war sofort Ursachenforschung angesagt.

Ihre erste Chance konnte sie nicht nutzen. Für Jessica Steiger, Topschwimmerin des VfL Gladbeck, verlief der Offene Olympia-Qualifikationswettkampf in Antwerpen überhaupt nicht wie gewünscht. Ungeachtet dessen sind sie im Lager der Rot-Weißen weiterhin zuversichtlich. „Ich“, sagt Ralf Steiger, Vater von Jessica und Sprecher der VfL-Schwimmabteilung, „bin felsenfest davon überzeugt, dass sie das schafft.“

Die Zeiten, die die 28-Jährige am Osterwochenende in Belgien schwamm, waren überaus ernüchternd. Während sich Steigers 55,5 Sekunden über 100 Meter Freistil noch sehen lassen können, gilt dies für ihre Zeiten über 100 und 200 Meter Brust (1:09,4 bzw. 2:31,7 Minuten) ganz und nicht. Zur Erinnerung: Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) fordert für das Tokio-Ticket Zeiten von 54,1 Sekunden über 100 Meter Freistil, 1:07,00 Minuten über 100 und 2:24,90 Minuten über 200 Meter Brust.

Im Lager des VfL Gladbeck ist Ursachenforschung angesagt

VfL Gladbeck macht s möglich- Training mit Jessica Steiger„Klar“, so Ralf Steiger, „Jessica ist enttäuscht. Aber sie steckt den Kopf jetzt nicht in den Sand.“ Vielmehr war sogleich Ursachenforschung angesagt. „Es scheint nicht der richtige Zeitpunkt gewesen zu sein“, so Ralf Steiger mit Blick aufs zurückliegende Höhentrainingslager.

Ralf Steiger weiter: „Statt drei war Jessica dieses Mal vier Wochen in der Sierra Nevada, außerdem war es ein Trainingslager mit anderen Intensitäten.“ Die VfLer vermuten nun, dass sich Jessica Steiger noch im sogenannten Taper-Loch befand. Dabei handelt es sich um eine von Müdigkeit geprägte Phase, in der Topleistungen nicht abgerufen werden können.

Im Training ist Jessica Steiger schnell unterwegs gewesen

In Aktion: Jessica Steiger, Topschwimmerin des VfL Gladbeck.
In Aktion: Jessica Steiger, Topschwimmerin des VfL Gladbeck. © dpa | Bernd Thissen

„Wir werden alles auswerten, auch was in der Höhe gemacht wurde“, sagt Ralf Steiger. Tatsache sei, dass seine Tochter zuletzt im Training und in Antwerpen auf den ersten Metern sehr schnell unterwegs gewesen sei. Hinten heraus habe ihr jedoch die Kraft gefehlt. Entsprechend fielen in Antwerpen die Zeiten aus.

Und nun? „Allen Anschein nach befand sich Jessica im Taper-Loch“, sagt auch ihr Coach Marcel Karow. „Wir werden jetzt mit viel Ruhe ins Wasser gehen und in dieser Woche nur noch ein, zwei Spitzen im Training setzen.“

Am Donnerstag fährt Jessica Steiger nach Eindhoven

Allzu viel Zeit bleibt Jessica Steiger indes nicht. Denn schon am nächsten Donnerstag fahren die Gladbecker Olympiahoffnung und Marcel Karow zum nächsten Qualifikationswettkampf für die Spiele in Tokio. Gemeldet ist die amtierende Deutsche Meisterin über 200 Meter Brust für das Qualification Meet im niederländischen Eindhoven (9. bis 11. April), aber auch für den Wettkampf des DSV in Magdeburg (10./11. April). „Dann wird angegriffen“, sagt Ralf Steiger.

In den Niederlanden beziehungsweise in Magdeburg bietet sich Jessica Steiger Gelegenheit Nummer zwei, wieder eine Woche später, in Berlin, schließlich die dritte und allerletzte Chance zur Erfüllung einer Norm für die Sommerspiele in Tokio. Und auf das Meeting in der Hauptstadt wollte es die Gladbeckerin ja eigentlich nicht ankommen lassen.

Einige deutsche Aktive setzen bereits Ausrufezeichen

Olympia- Für die Gladbeckerin Steiger wird es bald ernstAnders als Jessica Steiger in Antwerpen konnte der eine oder andere deutsche Top-Aktive am Osterwochenende beim Olympia-Qualifikationswettkampf des DSV in Heidelberg bereits dicke Ausrufezeichen setzen, namentlich der Leipziger David Thomasberger (200 Meter Schmetterling), Fabian Schwingenschlögl aus Neckarsulm (100 Meter Brust) und die Berlinerin Leonie Kullmann (400 Meter Freistil), die allesamt die Norm knackten.

Ebenfalls in prächtiger Verfassung präsentierte sich in Heidelberg Youngster Kim Herkle. Die Cannstätterin konnte die Olympia-Norm über 200 Meter Brust (2:24,90 Minuten) zwar nicht unterbieten, sie verbesserte aber ihre persönliche Bestzeit und den Deutschen Altersklassenrekord bei den 18-Jährigen um mehr als eine halbe Sekunde (!) auf 2:25,56 Minuten.

Kim Herkle könnte den Deutschen Rekord von Jessica Steiger bald knacken

Zur Olympianorm fehlen Kim Herkle nun somit nur noch 6,6 Zehntelsekunden und auch vom Deutschen Rekord (2:25,00 Minuten), den ja Jessica Steiger seit dem Jahr 2017 hält, trennt sie nicht mehr allzu viel.