Bottrop. Der Grollmann-Wechsel vom SV Fortuna zum SV Rhenania schlägt weiter hohe Wellen. Strickerschmidt und Kracke kritisieren das Sponsoren-Gebaren.

Die meisten Kicker im Team des SV Fortuna sind sprachlos, können oder wollen aus Selbstschutz nicht in Worte fassen, was sie vom Last-Minute-Wechsel ihres ehemaligen Kapitäns Thilo Grollmann zum Lokalrivalen Rhenania Bottrop halten. Benedikt Kracke und Tim Strickerschmidt nehmen stellvertretend für die Mannschaft Stellung. Sie kritisieren den Zeitpunkt, aber auch die Art und Weise des Wechsels. Ganz allgemein sehen sie den Bottroper Amateurfußball auf gefährlichen Abwegen.

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Tim Strickerschmidt und Benedikt Kracke haben um ein Gespräch mit dieser Zeitung gebeten. Sie tragen etwas auf ihrer Seele, das sie unbedingt loswerden müssen. Strickerschmidt, der nach dem Wechsel von Thilo Grollmann zum SV Rhenania wieder die Kapitänsbinde der Fortunen trägt, wirkt aufgeräumt und sachlich, er ist bemüht, seine Emotionen im Griff zu halten, aber seine Worte sind scharf: „Grundsätzlich“, so Strickerschmidt, „ist der Zeitpunkt gekommen, an dem die allgemeine Entwicklung im Bottroper Fußball stark hinterfragt werden muss. Was hier momentan passiert, geht auf keine Kuhhaut.“

Gipfel einer schlechten Entwicklung

Der Grollmann-Wechsel sei nur der Gipfel einer besorgniserregenden Entwicklung. Die Gründe dafür vermuten Strickerschmidt und Kracke in einer zunehmend ausufernden Rivalität zwischen dem SV Rhenania und dem VfB Bottrop. Kracke: „Bei der Ursachenforschung muss man sich fragen, was zwischen diesen beiden Vereinen passiert sein muss, dass man sich dort jetzt mit diesem Transfergebaren einen so erbitterten Kleinkrieg liefert. Jeder will auf Teufel komm raus vor dem Konkurrenten stehen. Da geht es nicht nur um das eigene Abschneiden, sondern auch darum, die Konkurrenz zu schwächen.“ Auch Strickerschmidt sieht den SV Fortuna als Opfer eines Sponsorenkampfes zwischen Rhenania und VfB: „Mir ist bewusst, dass die Rivalität unter den Bottroper Vereinen immer schon groß war. Aber bis jetzt hatte ich immer den Eindruck, dass Sportsgeist und Fairness zählen. Aber das geht zunehmend verloren. Das kann man so nicht mehr akzeptieren.“

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Strickerschmidt und Kracke ist bewusst, dass sie auf einer moralischen Ebene argumentieren. Strickerschmidt räumt ein: „Rhanania hat jetzt nichts Falsches oder Verbotenes getan, sie haben kein Gesetz gebrochen, aber sie haben die Fairness mit Füßen getreten. Uns wurden kurz vor Saisonbeginn zwei Leistungsträger abgeworben, zwei wichtige Teile der Mannschaft, zwei Freunde. Und wir hatten nicht ansatzweise die Möglichkeit, zu reagieren.“ Die beiden Kicker glauben aber auch, sich den Schwung mit der Moralkeule leisten zu können.

Fortuna sprach sich schon vor Jahren gegen Geld für einzelne Spieler aus

Denn das Team habe sich schon vor langer Zeit strickt dagegen ausgesprochen, das einzelne Spieler Gelder von Sponsoren erhalten. „Rhenanias Sponsor Chadi Hariri hat sich vor einigen Jahren auch bei uns engagiert“, sagt Strickerschmidt, „Wir haben uns damals ganz bewusst gegen diese Strukturen entschieden. Wir haben als Mannschaft beschlossen, dass bei uns kein Geld in einzelne Spieler fließen soll. Bitter ist, dass einige Spieler, die diese Entscheidung mitgetragen haben, mittlerweile das blaue Trikot tragen.“ Zu ihnen gehört auch Thilo Grollmann.

In diesem Punkt kritisieren beide Spieler auch ihren ehemaligen Mitspieler. Strickerschmidt: „Thilo hat noch am Sonntag nach dem verlorenen Pokalfinale in unseren Gruppenchat geschrieben, wie stolz er sei, Kapitän dieser geilen Mannschaft zu sein. Drei Tage später ist diese Aussage nichts mehr wert. Wasser predigen und selbst Wein trinken, das macht mich fassungslos.“ Kracke: „Thilo kann von keinem in der Mannschaft erwarten, dass wir in ein paar Tagen wieder gemeinsam ein Bier in der Stadt trinken. Seine Entscheidung gegen uns hat jeden einzelnen getroffen. Das ist schwer zu verdauen.“

Wettbewerbsvorteile werden erkauft

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Strickerschmidt und Kracke rätseln immer noch, wie es kommen konnte, dass sich ihr ehemaliger Kapitän innerhalb eines Gespräches mit den Verantwortlichen der Rhenania umdrehen ließ. „Es ist schon bitter, wenn man einsehen muss, wie leicht sich ein intaktes Mannschaftsgebilde attackieren lässt“, sagt Kracke, „aber da sind ja auch horrende Summen im Spiel, da geht es nicht um ein paar hundert Euro.“ Strickerschmidt ergänzt: „Die Entwicklung ist schlimm. Dass sich Sponsoren einen Wettbewerbsvorteil erkaufen, ist nicht neu, dass Fair-Play aber keine Rolle mehr spielt, das darf man nicht akzeptieren.“ Strickerschmidt bezweifelt, dass die Sponsoren-Strategie aufgehen wird: „Wenn ich mich in die Rolle eines Spielers versetze, der in der Vorbereitung am Tetraeder Blut geschwitzt hat und plötzlich nur noch Innenverteidiger Nummer 3 ist, dann kann man sich vorstellen, was in dieser Mannschaft passiert. Das macht den ganzen Teamgedanken kaputt.“

Kracke: Nichts aus der Vergangenheit gelernt

Kracke, der seit über 30 Jahren Fortune ist, erinnert beiläufig daran, dass es VfB Bottrop und Rhenania eigentlich besser wissen müssten: „Das Problem ist, dass beide Vereine aus ihrer Vergangenheit nichts gelernt haben. Rhenania ist mit dieser Art schon einmal krachend gescheitert. Auch der VfB ist hoch geflogen und tief gefallen, dort ist nichts mehr so, wie es einmal war.“

Und auch die Zukunft wird Strickerschmidt und Kracke wohl Recht geben. Denn in dieser Bezirksliga-Saison wird es nur einen Meister und einen Aufsteiger geben. Der Zweite ist schon Verlierer. Das Geld, es macht die Amateure nicht reich. sondern arm.

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