Witten. Einige der mitgliederstärksten Sportvereine in Witten haben wegen Corona ein dickes Minus in den Kassen. Noch so ein Jahr wäre fatal.

Die ewig lange Corona-Pause hat nicht nur Auswirkungen auf den Spielbetrieb der Sportvereine. Gerade für Großvereine bedeuten die abgesagten Veranstaltungen Mindereinnahmen, während die Kosten weiterlaufen. Auch bei den Mehrspartenvereinen in Witten macht sich der Lockdown längst negativ bemerkbar, die Auswirkungen sind aber dennoch unterschiedlich.

Unter dem Dach des Hauptvereins TuS Stockum sind mehr als ein Dutzend Abteilungen beheimatet. Dementsprechend hoch sind die Kosten für Übungsleiter. Der Präsident Peter Ludwig erläutert: „Im Jahr geben wir etwa 120.000 Euro für Übungsleiter aus. Diese bekommen aber meist Aufwandsentschädigungen. Wenn die Trainingseinheiten ausfallen, fällt auch keine Entschädigung an.“

Auf der anderen Seite beschäftigt der Verein aber auch zahlreiche Festangestellte: „Die Reinigung unserer Dreifach-Sporthalle und der beiden Einfach-Sporthallen sowie auch die Pflege der Fußballplätze und anderer Sportstätten laufen weiter. Zudem haben wir eine hauptamtliche Kraft in der Verwaltung.“ Der Betrieb ist nämlich nicht in allen Abteilungen zum Erliegen gekommen, so Ludwig: „Man könnte noch Tennis spielen, und auch unsere Bogen-Schießanlage ist noch geöffnet.“ Der Reha-Sport findet ebenfalls noch statt, wenngleich die Teilnehmerzahl dort zurückgegangen ist, da viele Mitglieder auch zur Risikogruppe gehören. Ludwig muss mit einigen Einnahme-Ausfällen kämpfen. Obwohl die Beitragszahlungen weiterlaufen, sind die Absagen von Großveranstaltungen schon ein gewaltiger Schlag ins Kontor: „Das jährliche Event „Stockum kulinarisch“ war ein fester Einnahmeposten, der nun wegfällt. Zudem können wir unsere Einrichtungen nicht mehr für Weihnachtsfeiern oder andere Events vermieten. Darüber hinaus fehlt auch der Umsatz an den Spieltagen.“

Den Verlust kann Peter Ludwig noch nicht beziffern: „Wir haben jetzt noch eine Etat-Sitzung, dann wissen wir mehr. Man kann sich aber ausrechnen, dass der Verlust im fünfstelligen Bereich liegen wird. Dabei sind wir noch in der glücklichen Lage, dass uns unsere Sponsoren weiter unterstützen.“ Glücklicherweise hat der TuS Stockum Rücklagen gebildet, von denen er momentan noch zehren kann: „Ein Corona-Jahr können wir aushalten, ein zweites würde uns schon ins Wanken bringen.“

Hevener Clubheim „Zur Dritten Halbzeit“ liegt brach

Ein Jahr mit Corona kann der TuS Stockum laut Präsident Peter Ludwig noch verkraften, ein zweites würde den Wittener Großverein schwer treffen.
Ein Jahr mit Corona kann der TuS Stockum laut Präsident Peter Ludwig noch verkraften, ein zweites würde den Wittener Großverein schwer treffen. © Unbekannt | Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

Der TuS Heven 09 muss hingegen jetzt schon gewaltig rechnen. Der Vorsitzende Peter Kluth konnte sich bei der Amtsübernahme nämlich nicht in ein gemachtes Bett legen: „Wir haben damals noch viele Altlasten übernommen, die wir abtragen mussten. Zudem haben wir auch viel Geld investiert. Der Umbau des Clubheims war nicht gerade billig.“ Die „Dritte Halbzeit“ am Hevener Sportplatz am Haldenweg ist seit Jahren neben den Beiträgen die Haupteinnahmequelle des Vereins, und die erneute Schließung fällt in die lukrativste Zeit: „Alle Weihnachtsfeiern fallen aus, das trifft uns hart. Zudem war das Restaurant auch sonst immer sehr gut besucht. Wir hatte zwar ein sicheres Hygienekonzept für das Lokal entwickelt, mussten aber trotzdem schließen.“

So müssen die Hevener nun auf viel Geld verzichten, während die Kosten für die Festangestellten weiterlaufen. Doch auch andere Einnahmen brechen weg, erklärt Kluth: „Wir haben festgestellt, dass viele Mitglieder die Beiträge zurückgebucht haben. Wir haben viele Familien, die sich diese Ausgaben nicht mehr leisten können.“ Die Kosten für die Übungsleiter sind während der Sportpause gesunken, zumal einige Trainer schon freiwillig auf das Geld verzichtet haben. Im Fußball-Bereich ist das aber nicht so einfach: „Wir haben ein paar Vertragsamateure, die weiter bezahlt werden.“ Im Tennis, beim Turnen und beim Skat seien die laufenden Kosten aber eher überschaubar.

DJK BW Annen zählt 60 Übungsleiter

In Verhandlungen mit den Banken haben die Hevener allerdings einige Darlehensrückzahlungen stunden können. Zudem bemühe man sich um Landeshilfen, so Kluth: „Das ist ein sehr kompliziertes Feld. Unsere Geschäftsführerin Ann Katrin Klinker hat sich aber in die schwierige Materie eingearbeitet, und wir hoffen, dass über die Anträge positiv beschieden wird.“ Kluth hofft nun, dass es im Januar weitergeht, damit der Verein nicht irgendwann in eine finanzielle Schieflage gerät.

Susanne Fuchs, Vorsitzende der DJK BW Annen, macht sich um ihren Verein mit acht Abteilungen keine Sorgen: „Wir führen unseren Verein bewusst sehr konservativ, und wir halten die ideellen Werte noch hoch. Die DJK zahlt keine großartigen Trainergehälter und ist auch nicht auf Gedeih und Verderb von Sponsorengeldern abhängig.“ Der Kassierer Michael Wenzel verbringt daher auch kein schlaflosen Nächte: „Die 60 Übungsleiter werden für ihren Aufwand entschädigt, der aber in der Pause gleich null ist. Wir beschäftigen nur eine Reinigungskraft und eine Mitarbeiterin in der Buchhaltung.“ Die Beitragszahlungen seien stabil, so Wenzel: „Wir kommen daher wohl plus, minus Null durch die Pause. Das ist zwar beruhigend, doch wir wären alle wieder froh, wenn es endlich weiterginge.“

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