Oberhausen. Im Ebertbad fand die ordentliche Mitgliederversammlung von Rot-Weiß Oberhausen statt. Mit 258 waren 20 Prozent der 1300 Mitglieder erschienen.
Gegen 23 Uhr trennten sich am Montagabend die Wege der zur Mitgliederversammlung des SC Rot-Weiß Oberhausen im Ebertbad erschienenen Personen. Mit 258 waren 20 Prozent der knapp 1300 Mitglieder erschienen. Das ist eine respektable Zahl, und respektabel waren auch die Ergebnisse der Zusammenkunft, die alle drei Jahre angesetzt ist.
Der Verein, der auch im zehnten Jahr der Zugehörigkeit zur Regionalliga West Oberhausens fußballerisches Aushängeschild ist, hat nun wieder einen Ehrenpräsidenten: Einstimmig ernannte die Versammlung den ausgeschiedenen Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Hartmut Gieske, dazu. Vorgeschlagen hatte ihn Herbert Bolten als Vorsitzender des Wahlausschusses, der in Erinnerung rief, dass sich Gieske vor 18 Jahren als Teil des damaligen „Kompetenzteams“ und später als 16 Jahre lang arbeitender Aufsichtsratsvorsitzender Verdienste erworben hat: „Er hat den Verein am Leben erhalten“, formulierte Bolten, was wohl der Wahrheit ziemlich entspricht.
„Wir brauchen wieder einen Ruck, der die RWO-Familie zusammenführt“
Als Vorstandssprecher der EVO hatte Gieske immer wieder Mittel und Wege gefunden, RWO so zu unterstützen, dass die damals und auch später noch drohende Insolvenz vermieden wurde. Darauf ist Gieske mit Recht stolz: „Ja, es war eine Herkulesarbeit“. Der noch in diesem Jahr in den Ruhestand gehende EVO-Chef war selbstkritisch genug, auch Fehler einzugestehen und sprach dabei seine Rolle bei der Trennung von Trainer Hans-Günter Bruns an, die heute noch manchem Rot-Weißen auf den Magen schlägt. Andererseits: Auch wenn Gieske bald nicht mehr auf der EVO-Kommandobrücke stehen wird, hat er doch dafür gesorgt, dass über seine Dienstzeit hinaus der Energieversorger dem Verein als Partner und Sponsor zur Seite stehen wird.
Ein Stück Vermächtnis gab Gieske der Versammlung auch mit: „Corona hat uns alle im Verein voneinander entfremdet. Wir brauchen wieder einen Ruck, der die RWO-Familie zusammenführt. Ich bin sicher, dass es hier nicht zu Schalker, Bochumer oder sonstigen Verhältnissen kommen wird.“
Saison 22/23: RWO rechnet mit 3,4 Millionen Etat
Tatsächlich blieb es auch angesichts der Länge der Zusammenkunft ruhig und diszipliniert, auch bei strittigen Themen. Hart wurde bisweilen RWO-Präsident Hajo Sommers von verschiedenen Fans angegangen, die ihm in Beiträgen vermeintliche oder tatsächliche Fehler anlasteten. Bisweilen räumte Sommers ein: „Habt Recht!“ Sein unlängst geäußerte Idee, die Namensrechte am Stadion Niederrhein gegen Geld abzugeben, hatte manche Fan-Seele offenbar in Wallung gebracht. Sommers nahm Abstand, der entsprechende Punkt wurde stante pede von der Tagesordnung genommen, alles war gut.
Verhältnismäßig gut sieht trotz Corona die wirtschaftliche Lage aus, was für die Qualität der mit der Sponsoring-Akquise beauftragten Anja Merl spricht, aber auch für das finanzperspektivisch bewusste Handeln des Vorstandes. Unter anderem durch die ab Sommer beabsichtigte Umwandlung des „Nachwuchsleistungszentrums“ in ein „Jugendleistungszentrum“ ohne DFB-Stern und entsprechendes Zertifikat spart der Verein rund 500.000 Euro.
Das führt mit dazu, dass – neben einem kleinen Plus für die laufende Spielzeit – Geld da ist, den Etat der nächsten Saison auf 3,4 Millionen Euro zu schrauben. Ziel laut Sommers: „Von der U19 bis zur U15 sollen alle Mannschaften in der jeweils höchsten Spielklasse spielen!“ Und die „Erste“ bald drittklassig...
Damian Schröder: Neuer Stern am RWO-Himmel
Schließlich erschien im Ebertbad noch ein neuer Stern am RWO-Himmel: Damian Schröder betrat die Bühne und wird sie so bald nicht verlassen. Der 37-jährige Diplom-Ökonom, der sich selbst als „Mann der Zahl“ beschrieb und sich schließlich als RWO-Eigengewächs outete („Ich bin ein Styrumer Junge. Mein Großonkel war ‘Opa’ Schröder, ich habe vor 20 Jahren auch hier gespielt“), gewann auf Anhieb Sympathie. Kein Wunder, dass er bei der Wahl zum Aufsichtsrat fast alle Stimmen auf sich vereinigen konnte (Mehrfachnennungen waren möglich), und dass er nun dessen stellvertretender Vorsitzender ist – als Jüngster in der Seniorenrunde übrigens.
Jetzt wissen die Freunde des Kleeblatts auch, wer dem Verein die Steuern macht und auch die Kosten für Lizenzanträge erspart. Gäbe es ein Vereinslied, es wäre aus voller Brust gesungen worden.
Die Gremien im Überblick:
Der Aufsichtsrat amtiert drei Jahre und hat fünf Mitglieder. Zur Wahl hatten sich sieben Kandidaten gestellt, gewählt wurden: Damian Schröder (245 Stimmen), Helmut Schmidt (188), Kai-Uwe Großjohann (186), Thomas Eckhert (185), Marcus Remark (179), Rainer Suhr (170) und Michael Dahms (57). Stimmberechtigt waren 258 Mitglieder, von denen 249 von ihrem Stimmrecht Gebrauch machten.
Der Vorstand wird nicht gewählt, sondern vom Aufsichtsrat bestimmt. Er besteht weiterhin aus Hajo Sommers,Thorsten Binder (Stellvertreter) und Claus Werner Conrad. Ausgeschieden ist auf eigenen Wunsch Jürgen Kempe.
Der Ehrenrat erhielt das einstimmige Votum der Versammlung. Ihm gehören weiter Wolfgang Feldmann, Jochen Füten, Jürgen Jäger und Jochen Klapheck an. Neues Mitglied ist Hermann-Josef Wilbertz. Er rückt für Willi Abel nach: Der 91-Jährige war mehr als ein halbes Jahrhundert lang in verschiedenen Funktionen für RWO tätig, die letzten 30 Jahre als Ehrenratsmitglied.
Der Wahlausschuss, dem die lait Satzung unanfechtbare Auswahl (also auch Ablehnung) der Kandidaten für den Aufsichtsrat obliegt, wurde mit großer Mehrheit, aber auch 58 Gegenstimmen en bloc wiedergewählt. Mitglieder sind Stephan Bauch, Reinhard Behnert, Herbert Bolten, Hartmut Reiter und Thorsten Toschka.
In seiner konstituierenden Sitzung wählte der Aufsichtsrat den Unternehmensberater Helmut Schmidt zum Vorsitzenden und den Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Damian Schröder zum Stellvertreter. Beschlossen wurde zudem die Erweiterung des Gremiums um Rainer Suhr und Michael Dahms.