Essen. Der Leichtathletik-Verband hat seine Normen für Olympia gesenkt und macht den Athleten das Leben ein ganzes Stück leichter, meint unser Laufblogger.
Jetzt also doch! Nach lauten Protesten, viel Wehklagen und Kopfschütteln selbst von Menschen, die mit der Leichtathletik eigentlich nicht viel am Hut haben, hat der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) seine Qualifikationsnormen für Olympia 2016 in Rio gesenkt.
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Es war unfassbar skurril, dass sich der DLV selbst mitten im größten Doping-Skandal der Leichtathletik-Geschichte - immerhin wurde mit Russland einer der erfolgreichsten Verbände überhaupt gesperrt - nicht davon abbringen ließ, seinen Sportlern strengere Qualifikationsnormen aufzubürden als vom Weltverband gefordert. Der deutsche Verband betont nur allzu gerne, dass seine Athleten sauber sind. Im Ansehen der Öffentlichkeit läuft, springt und wirft der Zweifel längst bei allen Sport-Events mit. Da war es der Glaubwürdigkeit der deutschen Sportler nicht unbedingt förderlich, von ihnen im Vorfeld von Olympia oder Weltmeisterschaften höhere Leistungen zu verlangen als von der (in Teilen nachweislich gedopten) Weltspitze gefordert wurden. Eine "erweiterte Endkampfchance" sollten die Deutschen haben. Das Motto "Dabei sein ist alles" wurde so ad absurdum geführt.
Deutsche Marathonis erfüllen die internationale Norm
In den Fokus rückte das Thema Ende September, als beim Berlin-Marathon die deutschen Läufer Philipp Pflieger, Julian Flügel und Anna Hahner nach internationalem Maßstab mit Bravour die Olympia-Quali schafften und das Ticket nach Rio lösten. Nein: Sie hätten. Denn der DLV verlangte von seinen Sportlern eine deutliche Unterbietung der internationalen Norm. Als kurz darauf Anna Hahners Zwillingsschwester Lisa in Frankfurt ebenfalls die internationale Norm unterbot, die deutsche aber riss, stand Deutschland trotz mindestens sechs erbrachter internationaler Spitzenleistungen nur mit zwei für Rio qualifizierten Marathonis da. Lediglich der frischgebackene Halter des deutschen Rekords Arne Gabius und die noch auf ihre Einbürgerung wartende Fate Tola hatten bis dato die geforderten Leistungen erbracht.
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Stand Januar 2016 haben nun auch Julian Flügel und Philipp Pflieger sowie die Hahner-Zwillinge das Ticket gelöst und dürfen sich auf Olympia freuen. Bei den Herren könnte es allerdings noch passieren, dass Flügel und Pflieger im Frühjahr noch ihre Plätze verlieren, wenn andere Marathonis die neue DLV-Norm erfüllen sollten. Damit werden die beiden leben können, denn der Verlust ihrer Startplätze wäre dann rein sportlich bedingt und nicht in irgendwelchen abstrusen Normen begründet. Die Hahners dürfen sich angesichts der Konkurrenz bei den Marathon-Läuferinnen ihrer Sache recht sicher sein.
Die Frage ist, inwieweit die Normensenkung mit der Einsicht zusammenhängt, dass man eigene - nach eigenem Bekunden saubere - Athleten nicht mit Normen konfrontieren kann, mit denen selbst gedopte Sportler ihre Probleme haben. Oder ob der DLV sich nicht die Blöße geben wollte, vor Gericht gegen die Athleten Pflieger und Flügel zu verlieren. Denn die hatten erwogen, sich notfalls nach Rio zu klagen.