Hagen. Es ist der Jahreshöhepunkt für viele Ultraläufer: der längste Nonstop-Lauf Deutschlands, die „TorTour de Ruhr“. Organisator Jens Vieler aus Hagen erzählt, warum diese Herausforderung nicht jeder meistern kann.

Pfingsten ist es wieder so weit. Der Jahreshöhepunkt vieler Ultraläufer steht bevor: Beim längsten Nonstop-Ultramarathon Deutschlands gehen 95 Teilnehmer an ihre Grenzen und weit darüber hinaus. Organisator Jens Vieler aus Hagen-Hohenlimburg erzählt, warum es gerade die Ruhr entlang geht, ob die Läufer ein wenig verrückt sind und was das Wichtigste ist, was die Läufer bei dieser Herausforderung dabei haben sollten.

Die TorTour de Ruhr ist der längste Nonstop-Lauf Deutschlands. Warum macht man so etwas?

Jens Vieler: Ach, irgendwann hat man schon alles/vieles gelaufen. Städtemarathons werden langweilig, Naturverbundenes ist hoch im Kurs. Wenn man da als Ultra-Läufer morgens die Zeitung aufschlägt und liest, dass der Ruhrtal-Radweg ein Jahr alt wird, dann werden 230 km ausgeschilderte und verkehrsberuhigte Wegstrecke auf einmal sehr interessant. Ich bin das Ding dann gelaufen, habe darüber in Fachzeitschriften und Foren geschrieben und im Jahr darauf hatten wir die ersten 30 Starter zusammen. 2010 waren es schon 70 Ultraläufer und in diesem Jahr werden es 95 sein.

Warum geht die Strecke gerade an der Ruhr entlang?

Vieler: Liegt vor der Haustür, und das Ruhrgebiet ist wunderschön. Ich muss es wissen: Wir sind durchgelaufen. Besonders die Teilnehmer aus Süddeutschland sind immer wieder verblüfft: „Von wegen Kohle, schmutzig, dreckig oder langweilig! Grün und saftig ist es hier“

Schafft so etwas jeder?

Vieler: Nein. Da bedarf es schon mehrjähriger Erfahrung im Ultralauf-Sport

Die TorTour de Ruhr findet nur alle zwei Jahre statt, und es darf nur mitlaufen, wer eingeladen wird. Haben Sie Angst, dass sonst der Andrang zu groß wird?

Vieler: Alle zwei Jahre, weil ich das ausschließlich mit Familie und Freunden organisiere. Außerdem gibt es in Deutschland wirklich nicht so viele Menschen, die ohne Unterbrechung mehr als 200 km am Stück laufen können.

Muss man ein wenig verrückt sein, 230 Kilometer am Stück zu laufen?

Vieler: Ja.

Die Läufer sind z.T. 40 Stunden non-stop unterwegs. Ohne schlafen, ohne Pause... aber mehr als Müsliriegel wird schon gegessen, oder?

Vieler: Kennen Sie die Geschichte von der kleinen Raupe Nimmersatt? Eine Nudelsuppe, ein Leberwurstbrötchen, Haferschleim, Riegel, Obst, Nüsse, Schokolade ...

Was ist das Wichtigste, was ein Läufer neben Verpflegung und Handy dabei haben muss?

Vieler: Seine Crew. Jeder Läufer muss ein eigenes Betreuer-Team dabei haben, weil wir zwar acht Verpflegungsstände haben, die aber bis zu 40 km auseinander liegen. Außerdem sind die Bedürfnisse auf solchen Strecken so individuell, in der Szene ist es durchaus üblich, dass man seine eigenen Bedürfnisse am besten kennt und selbst abdeckt

Mit Jens Vieler sprach Sina Heilmann.