Essen. An Pfingsten ist es wieder soweit: Der längste Nonstop-Ultramarathon Deutschlands, die „TorTour de Ruhr“, startet zum dritten Mal. Mit dabei sind auch Ulrike Laschke und Michael Hechler aus Essen. Bis zu 230 Kilometer legen die Teilnehmer zurück. Ohne Pause, ohne Schlaf. Nur Laufen.

Im Freundeskreis wird sie liebevoll „Terrier“ genannt. „Ich beiße mich fest, wenn ich etwas will“, sagt Ulrike Laschke aus Essen. Und das muss sie auch: An Pfingsten startet sie beim längsten Nonstop-Ultramarathon Deutschlands, der „TorTour de Ruhr“. 160 Kilometer will sie laufen. Der Essener Michael Hechler legt noch einen drauf: Er startet über 230 Kilometer. Ohne Pause, ohne Schlaf. Nur Laufen.

Ulrike Laschke war bereits 2010 bei der „TorTour de Ruhr“ dabei. Damals über die „Bambinistrecke“ von 100 Kilometern. In diesem Jahr ist die mittlere Distanz dran (160 Kilometer), und für 2014 steht das Ziel auch schon fest: „Dann will ich die ganze Strecke laufen – 230 Kilometer“, sagt die Essenerin.

Die „TorTour de Ruhr“ ist der Nonstop-Ultramarathon Deutschlands. 2007 hatte Ultraläufer Jens Vieler die Idee, die Ruhr entlang zu laufen. Von der Quelle in Winterberg bis zur Mündung in den Rhein bei Duisburg. Vom Sauerland ins Ruhrgebiet immer entlang des Ruhrtal-Radweges – nonstop. Die „TorTour de Ruhr“ war geboren. Ein Jahr nach dem Selbstversuch fand die erste organisierte Veranstaltung statt. „Die TorTour de Ruhr ist ein Einladungslauf“, erklärt Vieler. Es gibt keine öffentliche Ausschreibung. Mitlaufen darf nur, wen Vieler persönlich einlädt. „Anders können wir das gar nicht händeln", sagt er. Er stemmt die Veranstaltung allein mit Freunden und Familie. Daher findet der Ultralauf auch nur alle zwei Jahre mit einem überschaubaren Läuferfeld von ca. 95 Startern auf allen drei Distanzen statt.

Den Körper im Training an die Ausnahmesituation gewöhnen

Ulrike Laschke aus Essen startet bei der TorTour de Ruhr über 160 Kilometer.
Ulrike Laschke aus Essen startet bei der TorTour de Ruhr über 160 Kilometer.

„Der Lauf ist einfach einzigartig“, schwärmt Laschke. Neben der Landschaft schätzt die 52-Jährige besonders die Gemeinschaft. „Ultraläufer verstehen einander“, sagt sie. Im Freundes- und Bekanntenkreis erzählt sie oft gar nicht, was sie vorhat. Zu oft hört sie: „Du bist doch bescheuert!“, wenn sie erzählt, wie lange sie im strömenden Regen unterwegs war oder dass sie zu Trainingszwecken auch mal mitten in der Nacht mehrere Runden um den Baldeneysee dreht. „Der Körper muss sich an die Ausnahmesituationen gewöhnen“, sagt sie.

Michael Hechler sieht das Projekt „230 Kilometer“ entspannt: „Eine klassische Vorbereitung mache ich gar nicht. Ich laufe einfach so, wie es passt.“ Bereits 2010 ist er nach 230 Kilometern in Duisburg über die Ziellinie gelaufen. „Damals war ich recht untrainiert und habe 39 Stunden gebraucht“, erinnert sich der 47-Jährige. In diesem Jahr möchte er gerne unter 36 Stunden bleiben. „Ich bin ja eh ein langsamer Läufer“, sagt der Essener. Die schnellsten Teilnehmer würden die 230 Kilometer in 24 Stunden schaffen. Nervös ist er nicht. „So ein Lauf wird im Kopf entschieden. Und mein Kopf will das“, ist er sicher. Respekt hat er vor allem, was nach Kilometer 180 kommt: „Das wird das schlimmste Stück.“

Die Strecke ist auch eine Herausforderung für die Radbegleitung

Michael Hechler aus Essen (rechts) läuft die ganze Strecke: 230 Kilometer von Winterberg nach Duisburg.
Michael Hechler aus Essen (rechts) läuft die ganze Strecke: 230 Kilometer von Winterberg nach Duisburg.

Was das Besondere an der TorTour de Ruhr ist? „Die Länge. Absolut. 230 Kilometer sind mehr als fünf Marathons hintereinander. Aber ich bin ja in Begleitung“, erzählt Hechler. Auch das ist ein Punkt, der die „TorTour de Ruhr“ außergewöhnlich macht. Oft ist man bei Ultraläufen alleine, aber Veranstalter Vieler besteht darauf, dass jeder Teilnehmer mit einem Unterstützerteam an den Start geht. „Die Teilnehmer sind für Verpflegung und Support selbst verantwortlich“, betont er. „Das können wir mit unserem Team aufgrund der Streckenlänge nicht leisten und wir müssen jeden Teilnehmer in sicheren Händen wissen.“ Daher haben die meisten ein Team von Radfahrern dabei, die sie begleiten. „Im Grunde habe ich fast mehr Mitleid mit meiner Radbegleitung als mit mir“, sagt Hechler. „So langsam zu fahren, wie ich laufe, und dabei nicht umzukippen – das ist die eigentliche Tortour.“

Ein Interview mit dem Veranstalter Jens Vieler lesen Sie hier.

Alles Informationen zur TorTour de Ruhr gibt es auf der Veranstaltungsseite.