Hagen. Ute Blume aus Arnsberg startet bei der „TorTour de Ruhr“ über 100 Kilometern. Nicht mit dem Auto oder dem Rad – nein, zu Fuß. Die „TorTour de Ruhr“ ist der längste Nonstop-Ultramarathon Deutschlands. Und bei 100 Kilometern ist für viele noch nicht Schluss.
Auf der „Bambinistrecke“ war sie schon einmal unterwegs. Doch Ute Blume aus Arnsberg will es dieses Jahr noch einmal wissen: Sie startet noch einmal bei der „TorTour de Ruhr“ über die kürzeste Distanz von 100 Kilometern. Nicht mit dem Auto, nicht mit dem Fahrrad – nein, zu Fuß. „Dieses Jahr möchte ich gerne ein wenig besser ankommen", sagt die 42-Jährige. Letztes Mal wäre es doch eine ziemliche Qual gewesen. Die „TorTour de Ruhr“ ist der längste Nonstop-Ultramarathon Deutschlands. Und bei 100 Kilometern ist für viele noch lange nicht Schluss.
Ultraläufer sind ein wenig verrückt - und sehr entspannt. Keine zwanghafte Jagd nach neuen persönlichen Bestzeiten, kein knallhartes Tempotraining. Wenn Ultraläufer gerne schnell im Ziel sein wollen würden, würden sie keinen Ultra laufen. Je länger sie laufen können, desto besser. So einfach ist das. Sie genießen die Strecke, die Gemeinschaft und die Landschaft. „Und die Strecke der TorTour de Ruhr ist wirklich schön“, schwärmt Ute Blume (42). Von der Quelle in Winterberg bis zur Mündung in den Rhein in Duisburg geht es für die rund 95 Läufer immer entlang der Ruhr. Vom Sauerland ins Ruhrgebiet immer entlang des Ruhrtal-Radwegs – ohne Pause, ohne Schlafen.
Spaß haben und gesund ins Ziel kommen, darauf kommt es beim Ultralaufen an
Angeboten werden drei Streckenlängen: 100, 160 und im „schlimmsten Fall“ 230 Kilometer. Eine Tortour halt. „Klar, das ist anstrengend, aber wir haben Spaß und darauf kommt es an: Spaß haben und gesund ins Ziel kommen, darum geht’s beim Ultralaufen“, sagt Frank Buka aus Fleckenberg. Der 44-Jährige nimmt zum ersten Mal bei der TorTour de Ruhr teil und hat sich „aus Vernunftgründen“ gegen die längste Strecke von 230 Kilometern entschieden. „Ich glaube, ich hätte es geschafft, aber das wäre unvernünftig gewesen. Meine längste Strecke bislang waren nur 101 Kilometer.“
Aufs Ganze geht aber Rolf Kaufmann aus Attendorn. Er hat mit Glück noch einen Startplatz bekommen und startet direkt über die 230 Kilometer. „Wenn schon, denn schon“, sagt der 49-Jährige. „Bislang bin ich zwar nur 123 Kilometer gelaufen, aber wenn ich die Chance bekomme, bei der TorTour de Ruhr zu starten, dann will ich auch alles erleben. Vom Anfang bis zum Ende.“
Das Extreme schreckt viele nicht ab ab - im Gegenteil
Für die „TorTour de Ruhr“ kann sich nicht jeder einfach anmelden. Es ist keine öffentliche Veranstaltung. Organisator Jens Vieler aus Hagen-Hohenlimburg, selbst Ultraläufer, lädt ein, so das Prinzip. So behält er den Überblick, weiß über die Fitness seiner Teilnehmer Bescheid und sorgt dafür, dass die „TorTour de Ruhr“ noch machbar bleibt. „Wir sind keine Firma, kein Verein, nur Familie und Freunde, und unsere Kapazitäten sind am Rande des Möglichen angekommen“, erklärt Vieler. Aufgrund des großen organisatorischen Aufwandes findet der Ultralauf auch nur alle zwei Jahre statt. Dabei ist die Nachfrage nach dem Extremen groß: Auch für die längste Nonstop-Strecke Deutschlands von 230 Kilometern gibt es immer mehr Interessenten als Startplätze.
Dabei ist ein 230-Kilometer-Lauf wahrlich kein Kindergeburtstag. Das geht nicht aus dem Stand. Rolf Kaufmann läuft das ganze Jahr über viel. 80 bis 100 Kilometer in der Woche sind normal. In der direkten Vorbereitung auf die „TorTour de Ruhr“ baut er die Einheiten noch aus. Da kommen nun deutlich mehr als 100 Kilometer in der Woche zusammen, manchmal sogar am Stück beim 100-Kilometer-Trainingslauf. „Es wäre toll, wenn ich unter 35 Stunden brauchen würde“, sagt Kaufmann. 35 Stunden.
So ein langer Lauf wird nicht in den Beinen, sondern im Kopf entschieden
„Wichtig ist die mentale Stärke“, sagt Ute Blume. So ein Lauf werde nicht in den Beinen, sondern im Kopf entschieden. Helfen sollen ihr dabei unter anderem die Radbegleitungen, die jeder Läufer mitnehmen kann, und ihr Mann Walter, der gemeinsam mit ihr die 100 Kilometer läuft. „Wir müssen unsere Betreuung und Verpflegung unterwegs selbst organisieren“, sagt Blume.
Rolf Kaufmann hingegen läuft ohne Begleitung. „Ich werde leiden und Schmerzen haben“, sagt er schon im Vorfeld. „Und in solchen Situationen bin ich lieber für mich.“ Seine Familie wird jedoch mit dem Auto an der Strecke sein und ihn jede Stunde irgendwo abpassen. „Dann kann ich nicht verloren gehen“, sagt Kaufmann.
Und danach? „Danach gönne ich mir vielleicht eine Woche Pause“, sagt Frank Buka. Und dann geht’s weiter. Linker Fuß, rechter Fuß….
Ein Interview mit Veranstalter Jens Vieler lesen Sie hier.
Alles Informationen zur "TorTour de Ruhr" finden Sie auf der Seite der Veranstaltung.