Lemgo. Für TBV Lemgo war das 26:28 (9:13) gegen den SC Magdeburg bereits die sechste Saisonniederlage im achten Bundesliga-Spiel. Trotzdem sah Trainer Dirk Beuchler viel positives. Der erst 20-jährige Finn Lemke war am Ende des Tages nach einem starken Spiel der tragische Held.
Es war zwar schon die sechste Saisonniederlage, die sich der TBV Lemgo im achten Bundesliga-Spiel fing. Aber aus dem 26:28 (9:13) gegen den SC Magdeburg schöpft Trainer Dirk Beuchler auch Mut. „Die Mannschaft lebt, die Mannschaft ist in Takt. Auf geht’s“, sagte der 41-jährige TBV-Coach am Sonntagabend in der Lipperlandhalle, in der fast alle der 3898 Zuschauer wie eine Wand hinter ihrer Mannschaft gestanden hatten. Dennoch: Auf Rang 15 trennen die Lemgoer nur zwei Punkte von der 2. Bundesliga. Aber? „Der Abstieg ist kein Thema“, sagte TBV-Geschäftsführer Christian Sprdlik, „weil die Mannschaft viel besser ist, als es der aktuelle Tabellenstand zeigt.“
Dirk Beuchler wechselt erneut den Torhüter: „Ein Bauchgefühl“
Ohne die verletzten Patrik Johansson, Gunnar Dietrich und Arjan Haenen, aber wieder mit Carsten Lichtlein nach dessen Muskelfaserriss in der Wade, hatte der TBV Lemgo Startschwierigkeiten und brauchte mehr als sieben Minuten, um durch Finn Lemke zum ersten Treffer zu kommen. Und auch in der Folge hatten die Gastgeber so ihre Schwierigkeiten. Vorne, weil „uns vor allem die verworfenen Bälle aus sechs Metern einiges gekostet haben“, sagte Trainer Dirk Beuchler. Und hinten, weil sich Torwart Nils Dresrüsse nicht in bester Verfassung präsentierte und deshalb nach dem 9:13-Pausenrückstand seinen Platz für Nationalkeeper Carsten Lichtlein räumen musste.
Apropos Torwart: Im Kasten des SC Magdeburg zeigte der niederländische Nationaltorwart Gerrie Eijlers eine Klasse-Leistung. Zwölfmal parierte der 32-Jährige frei durch. Und als TBV-Coach Dirk Beuchler auf die Statistik blickte und nur sieben frei durch gehaltene Bälle seiner Schlussleute sah, nannte er dies den „anderen Knackpunkt“. So versuchte er es in der 57. Minute auch mit einem erneuten Torwart-Wechsel, brachte wieder Nils Dresrüsse für Carsten Lichtlein. „Ein Bauchgefühl“, sagte Dirk Beuchler. Ein Bauchgefühl, das auch dadurch entstanden war, dass Deutschlands Nationalkeeper nach seiner Verletzungspause noch längst nicht wieder in Länderspiel-Form war.
Überragender Lemke wird zum tragischen Held
Zu diesem Zeitpunkt hatte der TBV Lemgo in der zweiten Halbzeit schon Beeindruckendes und das Publikum Begeisterndes geleistet – vor allem auch dank seiner Youngster, dank des 18-jährigen Patrick Zieker und des 20-jährigen Finn Lemke, sowie dank seines Oldies, des 35-jährigen Florian Kehrmann, der wegen seiner Fingerverletzung wie Timm Schneider (Fußverletzung) nicht fit war, aber durchspielte. 41 Minuten waren absolviert, als Patrick Zieker das 15:15 gelang und der TBV wieder im Spiel war. Und dann, in der 55. Minute, schaffte Finn Lemke erstmals die Lemgoer Führung. Er traf zum 24:23 und ließ den SC Magdeburg zittern. „In der zweiten Halbzeit“, sagte dessen Trainer Frank Carstens später, „haben wir uns deutlich aus dem Konzept bringen lassen.“
Leider ließ sich aus Sicht des TBV auch der überragende Rückraum-Mann Finn Lemke in der dramatischen Schlussphase, in der die Lemgoer Fans ihr Team pausenlos nach vorne peitschten, aus dem Konzept bringen. Es lief die 59. Minute, der SC Mageburg hatte sich inzwischen nach dem 25:26-Rückstand wieder eine 27:26-Führung herausgeworfen, als der neunmalige Torschütze zweimal patzte, aber sofort Trost von seinem Trainer bekam.
TBV fährt am Dienstag zur SG Flensburg-Handewitt
„Besonders schade ist, dass Finn Lemke zum tragischen Helden geworden ist“, sagte Dirk Beuchler. Zunächst spielte der 2,10-Meter-Riese einen Fehlpass – zu allem Überfluss in Überzahl –, und im nächsten Angriff scheiterte er frei durch an Gerrie Eijlers. „Aber“, sagte der TBV-Coach, „er ist noch jung. Er wird das wegstecken.“ Und Lob für den Unglücksraben gab es auch von der Gegenseite. „Finn Lemke hat uns mächtig eingeschenkt“, sagte Magdeburgs Trainer Frank Carstens. „Ich gratuliere dem TBV zu diesem Spieler.“ Der seine tolle Leistung so gerne mit einem Sieg gekrönt hätte.
Eine neue Möglichkeit, Saisonsieg Nummer drei zu landen, haben Finn Lemke und der TBV Lemgo schon am Dienstagabend (16. Oktober). Dann gastieren sie beim vier Punkte besser platzierten Tabellenneunten SG Flensburg-Handewitt. Anwurf in der Campushalle wird um 20.15 Uhr sein.
TBV Lemgo – SC Magdeburg 26:28 (9:13)
TBV Lemgo: Dresrüsse (1.-30., 57.-60.), Lichtlein (31.-57. und bei einem 7m) – Preiß (1), Bechtloff, Kehrmann (5), Strobel (1), Hermann (4), Prüßner, Pekeler, Schneider (1/1), Lemke (9), Zieker (5/1).
SC Magdeburg: Eijlers, Hammerschmidt (n. e.) – Wiegert, Kneer (6), Rojewski (4), Landsberg, van Olphen (4), Grafenhorst (3), Tönnesen, Schäpsmeier (3), Weber (5/2), Jurecki (3).