Essen. Spannung in der Bundesliga: Flensburg gewinnt Spitzenspiel, Essen verliert Kellerduell. Doch fraglich ist, wie es in Liga 1 überhaupt weitergeht.

Die Halbzeit ist die Phase, in der durchgeatmet werden kann, in der taktische und personelle Veränderungen für die kommende Spielphase vorgenommen werden. Die SG Flensburg-Handewitt und der THW Kiel haben nun jeweils 19 Spiele absolviert: Halbzeit in der Handball-Bundesliga für die beiden Spitzenklubs. Zeit zum Durchatmen und für großgedachte Neuausrichtungen bleibt allerdings kaum. Das Meisterschaftsrennen ist nach dem Aufeinandertreffen der beiden Handball-Großmächte wieder offen. Ebenso offen ist, wie und ob diese Saison überhaupt fortgeführt werden kann, sollte es zu weiteren Spielausfällen durch Corona-Quarantänen kommen.

Eine weitere Quarantänephase für die schon so häufig durch Corona ausgebremsten Flensburger und Kieler ist angesichts des eng getakteten Spielplans praktisch nicht umsetzbar. Die Saison muss mit Blick auf die Olympischen Spiele im Sommer auf jeden Fall bis zum 27. Juni durchgebracht werden, insgesamt wurden allerdings schon mehr als 30 Partien verlegt. Die Meisterschaft dürfte sich daher nicht nur auf, sondern auch neben dem Feld entscheiden.

Dreiwöchige Zwangspause für Flensburg

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Sollte ein Abbruch unvermeidbar sein, würde die nun zur Hälfte abgewickelte Spielzeit wie im vergangenen Jahr nach der Quotientenregel gewertet werden. Heißt: Die Pluspunkte jedes Teams werden durch die absolvierten Spiele geteilt und anschließend mit 100 multipliziert. Daran denken will niemand, doch die Wahrscheinlichkeit wird mit jeder Corona-Infektion im Umfeld der Klubs höher. „Es wird hinten raus langsam eng“, räumte Flensburgs Trainer Maik Machulla ein, nachdem sein Team am Samstag durch den 31:28 (17:15)-Sieg gegen Kiel wieder die Tabellenführung übernommen hatte.

Der Flensburger Trainer war froh, dass seine Mannschaft nach dreiwöchiger Zwangspause überhaupt aufs Feld zurückkehren konnte. Das letzte Pflichtspiel hatten die Nordlichter am 7. März absolviert, danach waren sie quarantänebedingt zum Stillstand verdammt. Nun legten die Flensburger wieder los – und wie. Im Topspiel baute das Machulla-Team seine Serie auf 47 Heimspiele ohne Niederlage aus. Der Rumpfkader von zwölf Spielern zauberte dabei eine Spitzenleistung aufs Feld, vor allem das Schweden-Duo Jim Gottfridsson und Hampus Wanne (zusammen 17 Tore) überragte gegen überraschend lethargische Kieler. Eine Vorentscheidung im Meisterschaftskampf wollten aber weder Flensburgs Trainer Machulla noch Kiels Coach Filip Jicha sehen. „Es ist noch lange nichts entschieden. Die Bundesliga ist ein brutales Geschäft“, sagte Machulla, und Jicha stimmte zu: „Beide Mannschaften haben noch 19 Spiele. Da kann noch so viel passieren.“

Tusem Essen schwächelt im Angriff

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Wie spannend, speziell und unvorhersehbar diese Saison ist, zeigte sich auch im Tabellenkeller, wo Tusem Essen nach dem letztwöchigen Erfolg gegen den TBV Stuttgart seine Chancen auf den Nichtabstieg verbessern wollte. Das gelang im Duell mit dem direkten Rivalen HSG Nordhorn-Lingen am Sonntag allerdings nicht – 19:22 (10:7). Nun darf Lingen weiter davon träumen, nicht als eines von vier Teams künftig wieder in der 2. Liga zu spielen. Für den Tusem war es ein herber Dämpfer. „Das müssen wir uns selbst zuschreiben“, ärgerte sich Tusem-Trainer Jamal Naji. „Wir haben das Spiel im Angriff verloren.“ Durch eine gute Abwehr hatten die Essener die Partie zunächst dominiert, sie ließen im Angriff aber viele Chancen aus. Alleine vier Siebenmeter fanden nicht ihr Ziel,und am Ende trug auch Nordhorns Torhüter Björn Buhrmester mit zehn Paraden zur Essener Niederlage bei.

Es bleibt also spannend: an der Tabellenspitze, im Liga-Keller und abseits des Feldes, wo das Coronavirus der größte Gegner ist.