Essen. Paul Skorupa, US-Handballer mit deutschen Wurzeln, träumte davon, bei der WM in Ägypten gegen die Weltstars zu spielen - dann kam das Virus.

Abends sieht er sie auf seinem Fernsehgerät. Sander Sagosen oder Dika Mem. Viel hätte nicht gefehlt, und er hätte sie persönlich auf dem Spielfeld getroffen. Norwegens Spielmacher Sagosen eben, oder Frankreichs Rückraum-Star Mem. Paul Skorupa hätte sich mit einigen der weltbesten Handballspieler messen können.

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Doch derzeit sitzt der Handball-Nationalspieler der US in einem Hotelzimmer in der Stadt Vejen in Dänemark. Mehr als 5000 Kilometer von der WM in Ägypten entfernt. Das Zimmer darf der 21-Jährige nicht verlassen. Der große Traum von der WM-Teilnahme – das Coronavirus hat ihn für Paul Skorupa beendet, bevor das Turnier überhaupt begonnen hatte. „Alle waren froh, dass es losgeht, wir hatten gut gearbeitet. Man hat gesehen, dass sich da was entwickelt hat“, sagt Skorupa. „Dann kamen die Testergebnisse – und unser Traum ist geplatzt.“

Skorupa spielt beim Drittligisten HSG Krefeld

Paul Skorupa ist Handballspieler im Nationalteam der USA. Das scheint zunächst ungewöhnlich für einen gebürtigen Düsseldorfer, der in Deutschland beim Drittligisten HSG Krefeld spielt und in Duisburg Maschinenbau studiert. Paul Skorupas Vater ist Deutscher, seine Mutter aber stammt aus den USA. Ihr Sohn hat beide Staatsangehörigkeiten. Und so ist er einer von vielen Spielern der amerikanischen Mannschaft, die Handball spielen, eben weil sie nicht in den USA leben. Denn der in Europa so beliebte Handball ist in den USA noch weit weniger verbreitet, als es hierzulande das uramerikanische Baseball ist.

Doch die USA sind motiviert. Schon häufiger wurde versucht, Handball in den USA populärer zu machen. Spätestens 2028 soll eine schlagkräftige Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Los Angeles begeistern. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, der in diesem Jahr bei der WM seinen Anfang nehmen sollte.

Virus wurde ins Trainingscamp in Dänemark eingeschleppt

Weil ein Qualifikationsturnier wegen der Corona-Pandemie nicht durchgeführt werden konnte, wurden die USA als Vertreter der nordamerikanischen und karibischen Konföderationen für die Endrundenteilnahme in Ägypten bestimmt. Nach 20 Jahren sollte die Nation wieder bei einer WM dabei sein, in einer Sportart, in der wirtschaftlich großes Potenzial gesehen wird. „In den USA gibt es enormes athletisches Potenzial. Der Handball wird dort wachsen, da bin ich mir sicher“, sagt der Düsseldorfer.

In Dänemark hatte sich das Team unter Auswahltrainer Robert Hedin in einem Trainingscamp vorbereitet – und dann kam Corona mit einer solchen Macht, dass die US-Auswahl wie auch Tschechien ihre Teilnahme einen Tag vor dem Turnierbeginn absagen musste. Die Schweiz und Nordmazedonien rückten nach. „Wir glauben, dass einer von denen, die aus den USA gekommen sind, die Infektion mitgebracht hat. Aber wir wissen es nicht", sagte Nationaltrainer Hedin. Skorupa fasste die Situation so zusammen: „Wir haben alle erst später realisiert, was diese Testergebnisse überhaupt bedeuten. Es kam uns vor wie ein schlechter Witz. In den Tagen danach waren wir alle sehr frustriert, sehr wütend.“

Blick geht nach vorn auf die Weltmeisterschaft 2023

Unter den Infizierten war auch Kreisläufer Paul Skorupa. „Ich habe keine Symptome, muss aber noch bis diesen Freitag in Dänemark bleiben, bevor ich nach Düsseldorf zurück darf.“ Dann soll auch die Trauerphase abgeschlossen, die verpasste WM-Teilnahme kein Thema mehr sein. Skorupa bleibt positiv: „Unser Ziel muss jetzt sein, auf die Qualifikation für 2023 zu schauen – und dann bei der nächsten WM dabei zu sein.“