Essen. Die Handball-WM in Ägypten wird nun doch ohne Zuschauer stattfinden. Eine richtige Entscheidung auf den letzten Drücker. Ein Kommentar.

Es war letztlich wohl der Brandbrief von 14 Spielführern europäischer WM-Teilnehmer, der den Weltverband IHF doch noch zum Handeln bewog. In dem Schreiben an IHF-Präsident Hassan Moustafa wies auch der deutsche Kapitän Uwe Gensheimer auf die Risiken hin, in der Hochzeit der Corona-Pandemie Zuschauer in die Spielorte zu lassen. Die richtige Entscheidung, die Gesundheit der Spieler zu schützen, war längst überfällig.

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Es wäre ein fatales Bild gewesen, das von der Handball-WM ausgegangen wäre. Während in vielen Ländern das öffentliche Leben heruntergefahren wird, Kitas und Schulen geschlossen sind und Krankenhäuser ihre Belastungsgrenzen erreichen, hätten in Ägypten 20 Prozent der Hallenplätze besetzt werden sollen. 1000 Zuschauer in einer Halle - gemeinsam mit Profisportlern, die unter strengen Hygieneregeln fern von ihren Familien zum Schutze ihrer Gesundheit darauf vertrauen müssen, dass ihre Corona-Blase dicht hält. Wie das mit Risikominimierung einhergehen soll, ist nicht vermittelbar.

Chancen nutzen, aber nicht um jeden Preis

Die Frage, ob in diesen Zeiten eine WM mit erstmalig 32 Teams stattfinden sollte, wurde lange debattiert. Sie spaltet viele Mannschaften, auch die Absagen im deutschen Aufgebot zeugen davon. Gewiss, der Handball muss jede Chance nutzen, um sich als Sportart zu vermarkten. Die Fernsehgelder für die ganze Saison im Handball entsprechen in etwa den Prämien für die erste Runde im Pokal der Fußballer, sagt Bob Hanning, Vizepräsident des Deutschen Handballbundes. Doch welchen Preis müsste der Handball zahlen, würde die WM zum Corona-Desaster?

Die Superstars und die Emotionen der Fans: Ägypten mit seinen nagelneuen Sportstätten hätte sicherlich eine erstklassige Bühne abgegeben. Es passt nur nicht in diese Zeit.