Der Deutsche Handball-Bund hat sich von Bundestrainer Christian Prokop getrennt. Der war bei der EM erneut in die Kritik geraten. Ein Kommentar.
Ist es das Ende eines großen Missverständnisses? Schwer zu sagen. Dass der Deutsche Handball-Bund sich jetzt, knapp zwei Wochen nach dem Ende der Handball-Europameisterschaft, von seinem Bundestrainer Christian Prokop trennt, beendet aber zumindest ein beinahe schon würdeloses Gezerre.
Hochgelobt, aber letztlich vergleichsweise zu unerfahren
Die Amtszeit des im persönlichen Auftreten ungemein sympathischen Trainers war von Beginn an von Misstönen begleitet. Schon nach der EM 2018 wurden Zweifel an ihm laut. Unmittelbar nach der EM 2020 gab es nun erneut eine breite Diskussion um Prokop. Gegner und Unterstützer beharkten sich in fast schon lustvoller Zwietracht, nachdem die von verletzungsbedingten Ausfällen geplagte Nationalmannschaft nur den fünften Platz belegt hatte. Dass ehemalige Nationalspieler, Trainer und Funktionäre tagelang darüber stritten, ob Prokop der richtige Mann für die Zukunft sei, war mehr als ein deutliches Indiz für einen Wechsel auf der Chefposition der Nationalmannschaft.
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Im Nachhinein lässt es sich leicht sagen, dass Prokop der falsche Mann – zwar hochgelobt, aber letztlich vergleichsweise zu unerfahren – für den Job war. Tatsächlich hatte er sich nach dem unseligen Auftritt bei der EM 2018 in Kroatien, wo es zum öffentlichen Zerwürfnis zwischen Mannschaft und Trainer gekommen war, gewandelt, auch in der Außendarstellung. Dass ein Bundestrainer, für den eine viel kritisierte Ablösesumme bezahlt worden war, eine öffentlich kommentierte Lernkurve brauchte, war aber eine Bürde, die Prokop auf seinem Weg immer wieder Tempo raubte.
Ein erstes Treuebekenntnis hielt nicht lange an
Dass die Handballfunktionäre ein erstes Treuebekenntnis nach der EM scheinbar gedankenlos über Bord warfen, gehört in heutigen Zeiten offenbar schon beinahe zwingend zu den zynischen Mechanismen des Sports. Prokops Entlassung scheint daher hochgradig ungerecht und falsch. Und leider doch unter all diesen Umständen unvermeidbar.