Essen. Vor der Handball-WM treffen sich Bundestrainer Christian Prokop und Weltmeister-Trainer Heiner Brand im “Aktuellen Sportstudio“
Unten rechts wollte es nicht klappen. Und oben links prallte der Ball auch immer wieder gegen die Torwand, statt durch die Öffnung zu flutschen. Christian Prokop ärgerte sich ein wenig, das sah man ihm an. Selbst beim Schießen eines Fußballs ist der Handball-Bundestrainer eben richtig ehrgeizig. „Ich komme wieder, bis ich treffe", drohte der 39-Jährige dem Moderator scherzhaft an. Es war am Samstag im Aktuellen Sportstudio des ZDF, als Prokop nicht nur den Fußball mit dem linken Fuß gen Torwand wuchtete, sondern auch auf Heiner Brand traf. Den wohl legendärsten Handball-Bundestrainer, der 2007 bei der WM im eigenen Land den Titel holte.
Prokop ist gedanklich schon längst bei der Handball-WM
Ab 10. Januar steht erneut eine Weltmeisterschaft vor heimischem Publikum an. Und Prokop muss dafür sorgen, dass sie erfolgreicher verläuft als die EM im vergangenen Januar, in der bereits in der Hauptrunde Schluss war. Ein bisschen Ruhe über Weihnachten, am 24. Januar wird gleichzeitig auch sein 40. Geburtstag gefeiert, dann wird es ernst. Prokop steht schon jetzt unter Strom. "Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht ganz abschalten kann", sagt der Bundestrainer: „Wenn so ein Highlight ansteht, ist man gedanklich immer ein Stück dabei."
Prokop trifft auf Weltmeister-Trainer Heiner Brand
Prokop fühlt sich bestens vorbereitet. Vor dem Höhepunkt seiner Karriere holte sich der gebürtige Köthener Tipps von Weltmeister-Trainer Heiner Brand. „Heiner ist ein guter Ratgeber gewesen, wenn ich die vergangenen neun Monate betrachte", sagte Prokop. Nach der verkorksten Europameisterschaft war ihm "ganz wichtig, dass man immer man selber bleibt. Und da ist Heiner Brand einer mit sehr viel Erfahrung. Es war ein guter Austausch."
Gemeinsames Aufarbeiten von Fehlern
Im September hatten sie sich im Deutschen Sport- und Olympiamuseum getroffen, nun saßen sie in der ZDF-Sendung erneut nebeneinander und sprachen über das anstehende Turnier. „Deutschland ist ein Handball-Land“, sagte Brand. „Wir haben eine gute, talentierte Mannschaft.“ Gleichzeitig legte der 66-Jährige aber auch die Finger in die Wunde, die die enttäuschende EM hinterlassen hatte. „Es wurden Fehler gemacht, von Christian, aber auch von den Spielern und im Umfeld, das den Trainer unterstützen sollte.“ Auch Prokop hat dies längst eingesehen: „Es sind viele Fehler gemacht worden, das ist kein Geheimnis. Aber ich habe mich kritisch reflektiert, und mich in regelmäßigen Absprachen mit den Spielern auch an deren Stärken in den Vereinen orientiert.“ Sprich: Prokoprichtet das System an seinen Spielern aus, statt die Spieler in sein System zu zwängen. „Ich habe viele Spieler überfordert, den ein oder anderen damit auch vor den Kopf gestoßen."
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Er gab auch zu, neben Brand auf weitere Unterstützer zurückzugreifen, unter anderem auf einen Mentalcoach. Als Ziel hat er das Erreichen des Halbfinals ausgegeben. „Das ist realistisch, wenn man sich unsere Vorrundengruppe und die möglichen Hauptrundengegner anschaut“, sagte Prokop. Er will mit seinem Team in Berlin (Vorrunde), Köln (Hauptrunde) und Hamburg (Halbfinale) begeistern. Die Torwand kann er sich dann immer noch vornehmen.