Köln. ARD und ZDF übertragen die Handball-WM in Deutschland und Dänemark - sportlich hat Bundestrainer Christian Prokop aber noch einiges zu richten.
Es ist noch gar nicht so lange her, dass Mark Schober seine Hand ins Feuer legte. Metaphorisch natürlich, auch wenn es damals im Sportmuseum in Köln nicht an Olympiafackeln gemangelt hätte, die man noch einmal hätte entzünden können. Schober, Vorsitzender des Deutschen Handball-Bundes, versprach auf einem Werbetermin für die Handball-Weltmeisterschaft 2019 in Deutschland und Dänemark, „dass ein reichweitenstarker Sender die Rechte bekommt“. Dafür, so Schober, lege er seine Hand ins Feuer.
ARD und ZDF übertragen die großen Turniere bis 2025
Knapp fünf Wochen später steht fest: Er hat sich nicht verbrannt. Am Montag verkündeten ARD und ZDF, dass sie das Turnier im Januar übertragen werden. Mehr noch: Auch die Rechte für die WM-Turniere 2021, 2023 und 2025 sowie die Europameisterschaften 2020, 2022 sowie 2024 in Deutschland werden im frei empfangbaren TV zu sehen sein. Eine Situation, wie es sie lange nicht mehr gab: Die WM 2015 wurde nur auf Sky, die WM 2017 per Internet-Stream übertragen.
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Gute Nachrichten also, die DHB-Präsident Andreas Michelmann („ein großartiges Verhandlungsergebnis“) und Schober („haben auf medialem Gebiet nun Planungssicherheit“) jubeln ließen. Einer aber verspürte neben Freude auch Handlungsbedarf: DHB-Vizepräsident Bob Hanning setzte die Nationalmannschaft vor dem Beginn der heißen Phase der WM-Vorbereitung, die mit den EM-2020-Qualifikationsspielen gegen Israel am Mittwoch in Wetzlar (19 Uhr) und am Sonntag im Kosovo (19 Uhr) beginnt, unter Druck. „Ich fordere von der Mannschaft und von uns allen drumherum eine hundertprozentige Bereitschaft für den sportlichen Erfolg – und keine Romantik“, sagte der gebürtige Essener Hanning.
Denn gut elf Wochen vor dem WM-Start in Berlin sieht Hanning Probleme. Die jüngste Kritik von Abwehrchef Hendrik Pekeler (THW Kiel) am vollen Terminkalender der Profis hatte dem 50-Jährigen nicht gefallen. Und überhaupt: Statt um das für die ganze Sportart richtungweisende Turnier gehe es seiner Meinung zuletzt viel zu sehr um Themen abseits des Feldes. „Solche Dinge sind so kurz vor einer WM nicht zielführend“, so Hanning.
Vielmehr muss sportlich ein Ruck durch das Team gehen: „Fakt ist, dass unsere Spitzenspieler in ihren Vereinen zurzeit nicht stabil ihre Leistung abrufen. Es sind längst nicht alle in Topform. Die aktuelle Lehrgangswoche mit den beiden EM-Qualifikationsspielen müssen wir nutzen, um uns gemeinsam auf das große Ziel einzuschwören.“
Größtes DHB-Problem ist die Spielmacher-Position
Größtes Problem dabei: die Spielmacher-Position. Die im Januar bei der verkorksten EM in Kroatien auflaufenden Philipp Weber (SC DHfK Leipzig) und Steffen Fäth (Rhein-Neckar Löwen) wurden diesmal nicht nominiert, Fabian Wiede (Füchse Berlin) ist verletzt. Dafür rücken Niclas Pieczkowski, (Leipzig), Jung-Nationalspieler Tim Suton (TBV Lemgo) und in Martin Strobel ein 32-jähriges Mitglied des 2016er-Europameisterteams nach. Strobel spielt derzeit allerdings nur in der 2. Liga bei der HBW Balingen-Weilstetten.
Für Bundestrainer Christian Prokop gibt es also noch viel zu tun, die Spiele gegen international zweitklassige Israelis und Kosovaren sollen Selbstvertrauen bringen: „Ich erwarte, dass wir engagiert und voll konzentriert auftreten.“