Dortmund. Die deutschen Handballer haben in Dortmund gegen Serbien mit 29:23 (15:9) gewonnen. 10.891 Zuschauer in der Westfalenhalle jubelten.

Der Neustart war erfolgreich: Mit 29:23 (15:9) gewannen die deutschen Handballer ihr Testspiel gegen Serbien in der Dortmunder Westfalenhalle. Es war der zweite erfolgreiche Test gegen die Serben innerhalb von vier Tagen, am Mittwoch hatte das Team von Bundestrainer Christian Prokop in Leipzig 26:19 gewonnen.

Die Aufgabenstellung war von Anfang an klar: Die deutschen Handballer wollten die enttäuschende EM im Januar vergessen machen: den neunten Platz durch die spielerische Unkonstanz. Das Gerede um schlechte Stimmung und die Unstimmigkeiten mit Trainer Prokop.

Ein Neuanfang wurde ausgerufen. Und doch erinnerten die Sekunden zwischen der 46. und der 49. Minute gestern noch einmal an die EM-Tage. Prokop stand am Seitenrand, die Hände in die Hüften gestemmt, der Gesichtsausdruck wechselte zwischen Anspannung und Verärgerung. Fünf Tore in Folge erzielten die Serben in dieser Phase, drei davon in Unterzahl, alle bedingt durch Fehler des deutschen Teams. Der komfortable 22:13-Vorsprung war plötzlich auf 22:18 geschrumpft, das serbische Team hatte wieder Hoffnung geschöpft. Bis Fabian Wiede zum 23:18 traf und die Hoffnung der Serben damit begrub.

Jene Phase war allerdings die einzige, die noch an die EM erinnerte. Das begann schon bei der Kulisse. 10891 Zuschauer waren am Samstag in die Dortmunder Westfalenhalle gekommen, nicht nur wenige hundert wie bei vielen Spielen im kroatischen Zagreb und Varazdin. Viele trugen deutsche Trikots, alle bejubelten die erfolgreichen Aktionen des Nationalteams. Es war eine schwarz-rot-goldene Handballparty. “Unglaubliche, diese wahnsinnige Kulisse hat direkt Lust auf mehr gemacht”, sagte auch Prokop. Weiter ging es über die spielerische Leistung der Deutschen. Schon das Auftreten der Mannschaft war ein anderes als noch vor knapp drei Monaten. Uwe Gensheimer, der bei der EM viel kritisierte Kapitän, übernahm gleich Verantwortung und erzielte das 1:0 per Siebenmeter. Am Ende war er mit neun Treffern erfolgreichster deutscher Schütze, alle fünf Siebenmeter hatte der 31-Jährige verwandelt. “Auch die Abwehr und der Spielaufbau haben mir gut gefallen”, resümierte Prokop. Und das Wichtigste: “Die Stimmung ist gut, alle sind mit guter Laune zu diesem Nationalmannschafts-Lehrgang gekommen”, sagte Rückraumspieler Julius Kühn. Kühn ist in Duisburg geboren, die Rückkehr ins Ruhrgebiet war für ihn eine Art Heimspiel.

Verschweigen darf man allerdings nicht, dass Serbien derzeit nicht zu den Hochkarätern im Handball zählt. Bei der EM wurden die Serben in der Hauptrunde punktlos nach Hause geschickt, bei beiden Spielen in Deutschland präsentierte sich das Team von Trainer Ljubomir Obradovic als eine Mannschaft im Umbruch.

Allerdings musste auch Prokop auf mehrere Stammkräfte verzichten. Auf den verletzten Finn Lemke und den Grippekranken Hendrik Pekeler, die gar nicht erst am Lehrgang teilnahmen. Vor dem Spiel in Dortmund reiste auch Torhüter Silvio Heinevetter aus privaten Gründen ab. So stand Andreas Wolff nun fast 60 Minuten lang zwischen den Pfosten, in der Schlussphase durfte Dario Quenstedt ran. Wolff wurde vor allem in der ersten Halbzeit nur wenig gefordert, die schwachen Serben taten sich gegen die aggressive deutsche Abwehr schwer. “Darauf können wir aufbauen”, sagte auch Teammanager Oliver Roggisch. “Aber wir wissen, dass wir noch Steigerungspotenzial haben.”

Kasten: Vor der Sommerpause absolvieren die deutschen Handballer noch drei Länderspiele. Am 6. Juni trifft das Prokop-Team in München auf Norwegen, im Anschluss steht eine Reise nach Japan (7. bis 18. Juni) mit zwei Spielen gegen die vom Ex-Bundestrainer Dagur Sigurdsson betreuten Gastgeber an.