Breslau. . Deutschlands letzter Hauptrundengegner strebt bei der EM in Polen den Titel an. Seit 2002 waren die Dänen bei jeder EM mindestens im Halbfinale.

Henrik Møllgaard sitzt mit weißen Tennissocken und Ringelpullover im Medienhotel der dänischen Handball-Nationalmannschaft und gibt ein Fernseh-Interview. Der Rückraumspieler macht einen entspannten Eindruck, genau wie sein Teamkollege Mikkel Hansen, der sich aber schnell wieder in sein Zimmer verdrückt. Hansen, 28, steht nicht so gern im Rampenlicht, jedenfalls nicht außerhalb des Handball-Feldes.

Wenn Dänemark an diesem Mittwoch im entscheidenden Gruppenspiel um den Einzug in das für Freitag angesetzte Halbfinale der EM in Polen auf Deutschland trifft (18.15 Uhr, ARD), wird Hansen wieder viele Blicke auf sich ziehen. Die Deutschen sind gewarnt. „Er ist ein Superstar mit einer starken Offensive und einer überragenden Deckung“, sagt Bundestrainer Dagur Sigurdsson.

Dänemark nach der Vorrunde ohne Punktverlust

Nicht nur wegen des Welthandballers von 2011, der bei Paris Saint-Germain unter Vertrag steht, gehörte Dänemark schon vor Turnierbeginn neben Frankreich, Spanien und Polen zu den Favoriten auf den EM-Titel.Im gesamten Turnier zeigten die Dänen eine stabile Abwehrleistung, nach der Vorrunde standen sie als einzige Mannschaft ohne Punktverlust da – den ersten bei dieser EM leisteten sie sich am Dienstagabend beim 28:28 gegen Schweden.

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Rechtsaußen Hans Lindberg ist sich der Tragweite dieses Ergebnisses bewusst: „Wenn wir gegen Deutschland schlecht spielen, sind wir raus. Das ist ein großes Spiel.“ Bis auf 2010, als sie den fünften Platz belegten, standen die Dänen seit 2002 in jedem EM-Halbfinale, 2008 und 2012 gewannen sie gar den Titel. Ulrich Wilbek, Sportchef des dänischen Handballverbandes, hat nach dem verpassten Triumph 2014 im eigenen Land für die EM in Polen ein klares Ziel ausgegeben: „Wir wollen entweder den Titel holen oder hinter Frankreich Zweiter werden.“ Mit diesem Ergebnis wäre Dänemark direkt für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro qualifiziert.

Für Sigurdsson sind die Dänen der Turnierfavorit

Bundestrainer Sigurdsson bezeichnet das von seinem isländischen Landsmann Gudmundur Gudmundsson trainierte Team vor der entscheidenden Begegnung als „Turnierfavorit Nummer eins“. Seine Begründung: „Die spielen schon eine Weile zusammen und haben eine gewisse Routine.“

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Von seinem eigenen Team kann Sigurdsson das nicht behaupten, die Nachrücker Julius Kühn und Kai Häfner stießen erst am Montag dazu und hatten nur eine kurze Eingewöhnung, bevor sie die für den Rest des Turniers verletzt fehlenden Steffen Weinhold und Christian Dissinger ersetzen müssen. „Ich habe ein bisschen Mitleid mit den Deutschen“, sagt Wilbek. „Es sind doch sehr, sehr viele Spieler ausgefallen, und es wird schwerer und schwerer.“

Spielplan bevorzugt Deutschland

Der Spielplan in Polen aber ist ungünstiger für die Dänen. Nach der Vorrunde hatten sie drei Tage Pause, zwischen den Spielen am Dienstagabend gegen Schweden (Ergebnis stand bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht fest) und am Mittwoch gegen Deutschland liegen knapp 20 Stunden. „Ich verstehe nicht, warum wir als Gruppen-Erster so einen Nachteil haben – die Deutschen haben vor dem entscheidenen Spiel fast drei Tage Pause“, beklagt sich Rechtsaußen Hans Lindberg. „Es ist natürlich ein Vorteil, dass wir ein bisschen mehr Zeit haben“, sagt Dagur Sigurdsson dazu und fügt an: „Die brauchen wir aber auch.“