Belo Horizonte. . Halbfinal-Zeit in Belo Horizonte: Bundestrainer Joachim Löw und die deutsche Nationalmannschaft müssen heute gegen Brasilien ran. 200 Millionen Einwohner gegen eine deutsche Elf. Die Favoritenrolle hat Löw deshalb schnell vergeben. Zudem sorgt ein Ticketskandal für Aufsehen.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft kämpft an diesem Dienstag bei der Weltmeisterschaft um den Einzug in das Endspiel. In Belo Horizonte fordert die Elf von Joachim Löw Gastgeber Brasilien heraus. Der Anpfiff im Estadio Mineirao erfolgt um 22 Uhr. Der Bundestrainer sieht die Seleção trotz der Ausfälle des verletzten Neymar und des gesperrten Thiago Silva in der Favoritenrolle: "Brasilien spielt mit 200 Millionen Brasilianern im Rücken. Da steckt viel Energie dahinter. Man sollte jetzt nicht denken, dass der Ausfall von Neymar und Thiago Silva ein Nachteil für Brasilien sein wird."

Die DFB-Elf kann bis auf den verletzten Shkodran Mustafi personell aus dem Vollen schöpfen. Löw stehen alle weiteren 22 Akteure aus dem WM-Kader zur Verfügung. Der Coach hofft auf den Einzug seiner Mannschaft in das WM-Finale am Sonntag: "Wenn wir die eigenen Möglichkeiten abrufen, sind unsere Chancen nicht gerade klein. Wir wollen uns nicht nach dem Gegner richten. Wichtig ist, dass die Spieler konzentriert und mutig ihre Dinge erfüllen."

Ticketskandal weiterhin im Fokus

Brasiliens Nationalcoach Luiz Felipe Scolari nahm seine Profis in die Pflicht. "Dieses Spiel werden wir nicht nur für uns spielen, sondern für das Land, für unser Publikum. Und jeder von uns ist jetzt ein bisschen Neymar", sagte der 65-Jährige am Montagabend in Belo Horizonte. Die Trauer und die Enttäuschung nach dem Ausfall des Stürmerstars sei überwunden. "Die Spieler haben begriffen, dass er seinen Teil dazu beigetragen hat, und dass wir jetzt unseren Teil dazu beizutragen haben", erklärte Scolari.

Júlio César

Der 34-Jährige spielt seine dritte WM, obwohl er zuletzt Mühe hatte, überhaupt noch einen Klub zu finden: Aktuell spielt er für den FC Toronto. Der Elfmeter-Held vom Chile-Spiel hat das Trauma von seinem Patzer beim WM-Aus gegen die Niederlande in Südafrika wettgemacht.

Maicon

Der Profi vom AS Rom hat Dani Alves während der WM aus der Startelf verdrängt. Der 32-Jährige gilt als deutlich robuster und kopfballstärker als der Verteidiger vom FC Barcelona, der eher den Vorwärts- als den Rückwärtsgang findet.

Dante

Der deutsche Meister vom FC Bayern München steht vor seiner WM-Premiere und soll den gelb-gesperrten Kapitän Thiago Silva in der Innenverteidigung ersetzen. Er ist die Stimmungskanone im Team mit Sinn für Musik. Trifft auf seine Klubkollegen Müller & Co.

David Luiz

Der 27-Jährige vom FC Chelsea läuft erstmals bei der WM mit der Kapitänsbinde am Arm auf, weil Thiago Silva fehlt. Er ist auch sonst der heimliche Leader im Team. Der teuerste Abwehrspieler der Welt gilt bei seinen Kollegen als Autoritäts- und Respektsperson.

Marcelo

Marcelo: Kämpft bei Real Madrid um seinen Stammplatz, ist bei Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari aber gesetzt. Der 26-Jährige hat wie Dani Alves leichte Schwächen im Defensivverhalten, will lieber stürmen als verteidigen. Gilt als Typ "bissiger Wirbelwind".

Luiz Gustavo

Für Scolari "einer meiner wichtigsten Spieler". Der Profi vom VfL Wolfsburg kehrt nach seiner Gelb-Sperre zurück. In der Seleção eine absolut feste Größe und unumstritten. Ruhiger Typ außerhalb des Platzes, auf dem Feld gnadenlos in den Zweikämpfen.

Paulinho

Der 25-Jährige von Tottenham Hotspur war zum Ende der Vorrunde aus der Mannschaft geflogen. Hat nicht überzeugt und blieb vor allem im Spiel nach vorne (zu) blass. Kehrte gegen Kolumbien wegen Gustavos Gelb-Sperre zurück - und nutzte seine Chance.

Willian

Auf den 25-Jährigen aus Chelsea kommt die schier unlösbare Aufgabe zu, den verletzten Neymar zu ersetzen. Dabei hat er jedoch bessere Karten als Bernard, weil er neben seinem Vereinskollegen Oscar auflaufen kann. Sieht sich im Gegensatz zu Neymar mehr als Mittelfeldspieler.

Oscar

So ein bisschen der Toni Kroos der Brasilianer. Einer der unauffälligsten, aber talentiertesten Profis im Aufgebot. Dem 22-Jährigen fehlen noch etwas Ausstrahlung und der letzte Biss. Aber Scolari hält eisern an dem Jeans-Model fest.

Hulk

Das Kraftpaket von Zenit St. Petersburg gilt als Publikumsliebling, genießt fast schon Kultstatus. Benannt nach der grünen Comicfigur. Der 27-Jährige vergab bisher die meisten Chancen der Brasilianer. Kraftvoll und schnell, aber spielerisch mit Defiziten.

Fred

Immer kritisiert, immer infrage gestellt, aber für Scolari ein "Leader" und gesetzt. Der 30-Jährige von Fluminense Rio de Janeiro gilt als einer der intellektuellen Köpfe im Team. Bisher nur ein Tor; traf bei der WM erst, als er sich einen Schnauzer wachsen ließ.

1/11

Der Sieger der Partie trifft entweder auf Argentinien oder die Niederlande. Beide Teams bestreiten am Mittwoch in São Paulo das zweite Halbfinale. Geleitet wird die Partie vom türkischen Schiedsrichter Cüneyt Çakir. Der Fußball-Weltverband FIFA beauftragte den 37-Jährigen am Montag (Ortszeit) mit der Leitung. Für Çakir ist es der dritte Einsatz bei der Endrunde in Brasilien.

Weiterhin im Fokus steht der Ticketskandal. Im Zusammenhang mit dem illegalen Verkauf von WM-Tickets nahm die Polizei in Rio de Janeiro einen Topmanager des FIFA-Vertragspartners Match Services fest. Dabei handelt es sich um den 64-jährigen Briten Raymond Whelan, wie die Polizei auf dpa-Anfrage am Montag (Ortszeit) bestätigte. Der vorläufige Haftbefehl wurde im Rahmen der Operation "Jules Rimet" ausgeführt. Grundlage sei Artikel 41-G der brasilianischen Fan-Statuten. Der ahndet die Weitergabe von Eintrittskarten, die dann zu einem höheren Preis als dem aufgedruckten verkauft werden. (dpa)

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