Belo Horizonte. Eden Hazard spielt beim FC Chelsea in der Premier League und soll die belgische Nationalelf bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien ganz weit nach vorn führen. Der 23-Jährige ist das Gesicht der Mannschaft. Nationaltrainer Marc Wilmots mischt aber Lob mit Tadel.

Es dürfte nicht mehr lange dauern, dann fällt die Sechs-Millionen-Marke. Noch wenige Tausende fehlen, dann hat Eden Hazard ungefähr halb so viele Gefolgsleute übers soziale Netzwerk Facebook gesammelt wie Belgien Einwohner hat.

Obgleich sich der Mitteilungsdrang des Stars der belgischen Nationalmannschaft weitgehend darin erschöpft, Werbebotschaften seines US-Ausrüsters einzustellen. Noch findet sich der Edeltechniker zwar nicht auf einer Stufe mit Ikonen wie Cristiano Ronaldo, Zlatan Ibrahimovic, Andrés Iniesta oder Neymar, aber dass auch Hazard längst im Schaufenster der globalen Sportartikelindustrie steht, sagt viel über seinen Stellenwert.

Der 23-Jährige ist das Gesicht der hochbegabtesten Auswahl, die Flamen und Wallonen seit drei Jahrzehnten wieder bei einem Turnier ins Rennen schicken. Aber noch hat diese Generation nichts erreicht, außer sich sehenswert für die WM zu qualifizieren. Nationaltrainer Marc Wilmots, der anerkannte Erziehungsberechtigte dieser Rasselbande, stapelt denn auch vor dem Auftakt in Belo Horizonte gegen Algerien am Dienstag (18 Uhr/ZDF und in unserem Ticker) lieber tief.

„Wir haben eine sehr junge Mannschaft ohne Turniererfahrung“, sagt der 45-Jährige. Gleichwohl flößt allein Hazard dem heutigen Gegner so viel Respekt ein, dass der algerische Co-Trainer Nourredine Kourichi glaubt: „Wir haben keinen Plan, einen Spieler dieser Qualität zu stoppen.“

Die Kindheit in der Kleinstadt

Der mit drei Brüdern in der einst vom Bergbau geprägten Kleinstadt La Louvière in der Provinz Hennegau aufgewachsene Kicker wurde früh als „das Juwel des belgischen Fußballs“ (sein Jugendtrainer Stephane Adams) bezeichnet, musste sich indes beim FC Chelsea den Vorwurf gefallen lassen, „mental nicht bereit zu sein, nach hinten zu schauen“ (sein Vereinstrainer José Mourinho). Der Zwist entstand nach dem Ausscheiden im Champions-League-Halbfinale gegen Atletico Madrid, als die Kreativkraft es gewagt hatte, die Destruktivtaktik zu kritisieren. Mourinhos Rüffel folgte prompt. Auch Wilmots mischt bei seiner Nummer zehn Lob und Tadel. Den Streicheleinheiten („Ich vergleiche ihn ein bisschen mit Zinedine Zidane“) folgen regelmäßige Belehrungen.

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Unbestritten ist bislang nur seine Befähigung: Tempo, Technik und Torgefahr machen ihn zur Ausnahmeerscheinung. Gelernt hat Hazard vieles in der Jugendabteilung des OSC Lille, in die er als 14-Jähriger wechselte. Mit 16 feierte er sein Erstligadebüt, mit 17 gelang ihm sein erstes Tor. Spätestens als er den Klub 2011 auch noch zum Gewinn des französischen Doubles führte, zeichnete sich sein Wechsel ab. Vor zwei Jahren zahlte dann Chelsea stolze 40 Millionen Euro Ablöse.

Die Affäre „Burger-Gate“

Für Hazard, der instinktiv die Lücken massierter Abwehrreihen erspäht, waren zuletzt schwindelerregende Summen von 75 Millionen Euro im Umlauf; so soll Paris St. Germain angeblich ein unmoralisches Angebot vorgelegt haben. „Ich bleibe bei Chelsea“, beteuerte Hazard allerdings vor der Abreise nach Brasilien. An der Stamford Bridge wollen sie ihm künftig nicht nur umgerechnet eine Viertelmillion Euro pro Woche zahlen, sondern dazu auch das Trikot mit der Nummer zehn geben.

Gleichwohl bleibt es eine Gratwanderung, Gefahren lauern heutzutage hinter jeder Ecke. Wie im Juni 2011, als Hazard nach einer Auswechslung bei einem EM-Qualifikationspiels verärgert das Stadion verließ, um lieber an einer Imbissbude einen Hamburger zu verspeisen. Dabei wurde er fotografiert. Die Affäre nannte sich „Burger-Gate“ und nahm ihren Anfang in den sozialen Netzwerken, die für die Jungstars von heute damit Fluch und Segen zugleich sind.