Berlin. Im Berliner Trainingsstadion hielt die Nationalmannschaft ihr erstes öffentliches Training seit vier Jahren ab. 5000 Fans durften zuschauen.
Fast ungeahnt schön wurde die Sache für Joachim Löw. Der Bundestrainer hat es ja zuletzt auch nicht immer so leicht gehabt, weil er erklären musste, wie um alles in der Welt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in der Vorrunde der Weltmeisterschaft in Russland ausscheiden konnte. Aber am Dienstagabend durfte Löw sogar Ovationen entgegennehmen. „Jogi, Jogi“-Sprechchöre stimmten die vielen Kinder im Berliner Trainingsstadion an, in dem die deutsche Mannschaft ihr erstes öffentliches Training seit September 2014 abhielt. Und der Bundestrainer winkte lächelnd zurück.
5000 zumeist junge Fans schauten zu
5000 zumeist junge Fans durften auf dem Trainingsgelände von Hertha BSC zuschauen. Im Rahmen der Länderspiele im November in Leipzig und Gelsenkirchen sollen die Pforten wieder geöffnet werden. „Es war ein Teil unserer Selbstkritik, dass wir uns den Fans wieder mehr öffnen müssen“, sagt Löw fast schuldbewusst. Charmeoffensive an der Basis nach einer vermurksten WM. Klappe, die erste.
Ob es einen Prozess der Entfremdung zwischen Fans und Elite-Mannschaft gegeben habe in den zurückliegenden Jahren, wurde Oliver Bierhoff während des Training gefragt. „Entfremdung will ich nicht sagen“, meint der DFB-Direktor und führt als Argument an, dass vor der WM 2018 mehr Trikots verkauft worden seien als vor der erfolgreichen WM 2014. „Die Begeisterung war also da.“ Aber die Möglichkeit zur Begegnung nur bedingt.
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„Es ist bereits angekündigt, dass wir das (öffentliche Einheiten, d. Red.) in regelmäßigen Abständen machen. Das haben wir als Manko gesehen“, sagt Bierhoff. Der Misserfolg hat die hoch fliegende deutsche Fußball-Elite wieder geerdet. Mindestens für den Moment. „Es ist schön, mal wieder die Tore aufzumachen und die Begegnung mit den Fans zu haben. Am wichtigsten ist, dass die Kinder ihr Lieblingsspieler aus der Nähe sehen können und ihre Autogramme und Selfies bekommen.“
Goretzka, Trapp und Hector fehlten
„Kein Showtraining“ sei das, darauf legten Löw und Bierhoff großen wert. Es sollte ein Einblick in die Arbeit der Nationalmannschaft für die Zuschauer sein. Aber die Einheit gab natürlich ausreichend Gelegenheit für Applaus: Jedes Tor bejubelten die vornehmlich jungen Zuschauer ausgiebig. Für einen Fehlschuss gab‘s ein langgezogenes und vor allem aufrichtiges „Ohhh“.
Für den Nachwuchs war es ein vermutlich unvergesslicher Abend. Sie sahen ihre Stars – abgesehen vom verletzt in München weilenden Leon Goretzka und den im Hotel gebliebenen Kevin Trapp und Jonas Hector – aus der Nähe, erhielten Autogramme, Fotos. „So entsteht wieder Nähe“, sagt Bierhoff.
Es überrascht, dass es erst das WM-Desaster brauchte, um dies festzustellen.