Frankfurt/Essen. Bundestrainer Joachim Löw kam im WM-Outfit zum Krisengespräch mit der DFB-Spitze. Die Erdogan-Affäre wurde in der Sitzung gestreift.
Bundestrainer Joachim Löw, so berichten es Sitzungsteilnehmer übereinstimmend gegenüber dieser Zeitung, wirkte während der Krisensitzung „stark“ und „stabil“ im Büro des Präsidenten, als er der DFB-Spitze um Reinhard Grindel seinen WM-Eindruck schilderte. Oder wie einer feststellte: „Hochprofessionell“. Löw trug sein WM-Outfit, dunkles Jackett zum schwarzen Shirt. „Er war weit davon entfernt, nicht gefestigt zu sein“, hieß es, „das war ein überzeugender Auftritt. Wäre das nicht so gewesen, wäre es der einzige Punkt gewesen, wo wir ins Grübeln gekommen wären.“
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In den zwei Stunden wurde ein Snack gereicht, ein bisschen Salat, und fast wirkte die Zusammenkunft wie ein gemütliches Beisammensein. Nicht wie eine Krisensitzung. Ausdrücklich ging Löw nicht auf einzelne Spielernamen ein; dieser Punkt bleibt seiner Analyse überlassen, die er bis zur Kadernominierung für das Frankreich-Länderspiel am 6. September konkretisieren soll.
Erdogan-Thema nur gestreift
Auch die Erdogan-Affäre um die Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan, die sich vor der WM mit dem türkischen Präsidenten fotografieren ließen, wurde nur gestreift. Eher ging es ganz allgemein um die Frage, inwiefern man überhaupt Fußballspieler bei einer Wertediskussion ernstnehmen könne.
In der Runde wurden da Beispiele aus der Bundesliga in Erinnerung gerufen. Stichwort: Aubameyang und dessen Erpressungsversuch bei Borussia Dortmund, den Klub vorzeitig zu verlassen. Vertieft wurde es nicht.
Mehrfach ergriff Oliver Bierhoff als verantwortlicher Manager des WM-Quartiers in Watutinki das Wort, um Löws Innenansichten von außen zu ergänzen und nicht zu korrigieren. Sie lagen auf einer Linie.
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Was auffallend war: Löws Verhalten unterschied sich nicht zu den Auftritten, wenn er von Turnier-Erfolgen der deutschen Mannschaft berichtete. „Er verströmte die Kraft und die Energie, den Umbruch in der Nationalmannschaft vorzunehmen“, so ein Sitzungsteilnehmer.
Die Grindel-Runde mit Vizepräsident Koch und Generalsekretär Curtius stimmte mit den Bundesliga-Vertretern überein, dass man den Fall des WM-Ausscheidens vorbereitet hatte. Schon bei der Vertragsverlängerung bis 2022 hatte man im Frühjahr genau diesen Fall diskutiert.
„Wir sind keine Fähnchen im Wind, die ihre Meinung ändern, wenn es passiert“, hieß es. Die Trainerfrage sei zwar „legitim“ gewesen, aber jetzt „eindeutig beantwortet“.