Essen. Am Donnerstag erschien auf den DFL-Seiten ein äußerst kritischer Artikel über Löw. Die Verantwortlichen haben sich distanziert.
Es war ein durchaus erstaunlicher Text, der am Donnerstagmorgen auf bundesliga.com erschien, der offiziellen englischsprachigen Seite der Deutschen Fußball-Liga. Ein nicht genannter Autor ging auf Spurensuche nach den Gründen für das Vorrundenaus der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Russland – und er sparte nicht mit Kritik an den Verantwortlichen im Deutschen Fußball-Bund, vor allem an Joachim Löw.
Der Text zeichnete das Bild einer irrlichternden Personalpolitik, bezeichnete Löws Personalauswahl als fragwürdig: „Schon vor dem Turnier schien es bizarr, auf Bayern Münchens Sandro Wagner zu verzichten, nach eigener Aussage der beste Stürmer in Deutschland, und Mario Gomez mitzunehmen, der in allen drei Spielen klare Kopfballchancen vergab – angeblich sein Alltagsgeschäft“, hieß es dort. Auch die Nominierung von Marvin Plattenhardt als Linksverteidiger und der Verzicht auf Philipp Max wurden harsch kritisiert – schließlich sei der Augsburger Max zweitbester Torvorbereiter der abgelaufenen Bundesliga-Saison gewesen, während der Berliner Plattenhardt gegen Mexiko keinerlei offensive Impulse setzen konnte.
Timo Werner sei zwischen dem Sturmzentrum und dem linken Flügel hin- und hergeschoben worden während die Herein- und Herausnahmen von Mesut Özil und Thomas Müller gezeigt hätten, dass Löw nicht gewusst habe, was seine beste Elf sein könnte. Auch die Gerüchte um Spaltungen im Kader werden aufgenommen und untermauert durch Zitate wie etwa von Marc-André ter Stegen, der sich „enttäuscht“ darüber gezeigt hatte, nur Stellvertreter des lange verletzten Manuel Neuers zu sein.
Die DFL ließ den Text löschen
Derart harsche Kritik der DFL am DFB – das war mehr als ungewöhnlich. Wollte sich die Liga abgrenzen vom Misserfolg der Nationalmannschaft, die Verantwortung alleine den Verantwortlichen im Verband zuschieben?
Am Nachmittag reagierte die DFL auf ihren eigenen Text, ließ diesen löschen – und distanzierte sich deutlich: „Dieser Text ist keine offizielle Meinung der DFL“, teilte sie mit. „Er wurde von der Redaktion unserer Tochterfirma DFL Digital Sports erstellt und nicht mit der DFL abgestimmt. Niemand der bei der DFL Verantwortung tragenden Personen war an der Erstellung und Veröffentlichung Kenntnis gehabt.“