Watutinki. Los oder Gelbe Karten können bei einem Sieg gegen Südkorea über das Schicksal der DFB-Elf entschieden. Die gibt sich selbstbewusst.
Der Glaube ist zurück, das Selbstvertrauen wächst: Titelverteidiger Deutschland beschwört vor dem WM-Gruppenfinale gegen Südkorea die eigene Stärke und lässt sich nicht auf komplizierte Rechenspiele ein. "Wir wollen unsere Pflicht erfüllen und höher als 1:0 gewinnen", sagte Marco Reus vor dem Alles-oder-Nichts-Duell am Mittwoch (16 Uhr/ZDF und Sky Deutschland) in Kasan.
Fair-Play-Wertung oder Los könnte über K.o.-Runde entscheiden
Ein Sieg mit mindestens zwei Toren Unterschied würde den Weltmeister sicher ins Achtelfinale bringen. Es ist aber auch ein deutlich unübersichtlicheres Szenario denkbar. Bei einem knappen deutschen Sieg und einem Erfolg von Schweden gegen Mexiko im Parallelspiel könnten sogar die Fair-Play-Wertung oder ein Losentscheid zum Tragen kommen. Reus nennt diese Vorstellung "skurril".
Doch so weit will es die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw nach dem befreienden Last-Minute-Sieg gegen Schweden erst gar nicht kommen lassen. Nachdem die Spieler am Sonntag im WM-Quartier in Watutinki beim Besuch ihrer Familien ein wenig die Seele baumeln ließen, begann am Montag die intensive Vorbereitung auf den nächsten Gegner. "Wir müssen die Jungs körperlich fit und geistig frisch bekommen", sagte Löw-Assistent Marcus Sorg.
Hummels steht bereit
Körperlich fit ist Mats Hummels. Nachdem der Innenverteidiger das zweite Gruppenspiel aufgrund eines verrenkten Halswirbels verpasst hatte, trainierte er am Montag wieder mit. "Mats ist wieder voll einsatzfähig", bestätigte Sorg. Eine beruhigende Nachricht, nachdem Abwehrchef Jerome Boateng wegen seiner Gelb-Roten-Karte gegen Südkorea gesperrt ist.
Der Einsatz von Sebastian Rudy steht derweil auf der Kippe. Der Mittelfeldspieler ist nach seinem Nasenbeinbruch operiert worden, ein Auflaufen mit Gesichtsmaske aber äußerst fraglich. "Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass er unter Umständen nicht spielen kann", berichtete Sorg.
Während Sorg und die Spieler großen Optimismus verbreiten, tritt Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff als Mahner auf. "Viele sagen, dass es jetzt losgeht. Jetzt ist die WM-Stimmung da. Darauf dürfen wir uns aber nicht verlassen", sagte Bierhoff im ARD-Interview. Man dürfe nicht den Fehler machen und glauben, Südkorea sei schon geschlagen.
Von Überheblichkeit ist in der DFB-Auswahl aber nichts zu spüren. "Man darf sich nicht sicher sein, dass das alles glatt läuft, sondern muss sich alles hart erarbeiten. Das müssen wir auch gegen Südkorea tun", sagte Kapitän Manuel Neuer.
Lässt Löw Özil und Khedira wieder draußen?
Spannend ist die Frage, auf welches Personal Löw setzt. Gegen Schweden verzichtete er auf die "Unverzichtbaren": Mesut Özil und Sami Khedira. "Entscheidend ist, wie sie mit der Entscheidung umgehen. Das war beispielhaft", sagte Sorg. Auch die Reaktion von Özil und Khedira im Training der Reservisten sei "vorbildlich" gewesen.
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Im gesamten Team herrscht nach dem Zittersieg gegen Schweden Aufbruchstimmung. "Wir waren eigentlich schon ausgeschieden. Jetzt sind wir alle als Mannschaft noch einmal enger zusammengerückt", sagte Timo Werner.
Vor dem Abflug am Dienstag nach Kasan (11.00 Uhr Ortszeit) forderte Sorg einen selbstbewussten Auftritt. "Wir sollten an den Dingen festhalten, die uns in den letzten Jahren stark gemacht haben. Der Glaube an die eigene Stärke ist für uns das Wichtigste", sagte der Assistenzcoach, der in den von Löw zuletzt vorgenommenen Personalrochaden keinen Nachteil sieht: "Problematisch wird es erst, wenn durch die Wechsel eine Verunsicherung stattfindet. Das ist bei uns nicht der Fall."
Provokation vor Schweden-Bank: Stellungnahme angekündigt
Der Respekt vor dem Gegner ist da, die Favoritenrolle leugnet niemand. "Sie haben schnelle Spieler vorne, die extrem wendig sind. Sie haben schon einige Mannschaften vor Probleme gestellt", sagte Reus, betonte aber: "Wenn wir befreit aufspielen und mit der gleichen Energie und Leidenschaft wie gegen Schweden auf den Platz gehen, werden wir gewinnen."
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Danach sollen sich die Bilder von Samstag nicht wiederholen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat angekündigt, eine angeforderte Stellungnahme bei der Fifa fristgerecht einzureichen: Der Weltverband hatte Ermittlungen gegen die DFB-Mitarbeiter Uli Voigt (Medien) und Georg Behlau (Organisation) eingeleitet, die die Schweden mit ihren Jubelgesten provoziert hatten. (sid)