Essen. Polen blamiert sich zum Auftakt gegen Senegal. Im Interview spricht der Ex-Schalker Tomasz Hajto über die Leistung seine Landleute.
Das 1:2 der polnischen Nationalmannschaft gegen Senegal hat in unserem Nachbarland hohe Wellen geschlagen. Die Fußballnation Polen ist enttäuscht und knöpft sich ihre Stars vor.
In der polnischen Presselandschaft ist zu lesen, dass die Mannschaft von Trainer Adam Nawalka vor allem Herz, Leidenschaft und Kampf vermissen lassen hat. Ein Armutszeugnis für Fußballprofis, die bei einer Fußball-Weltmeisterschaft dabei sind.
Tomasz Hajto (45) weiß, was es heißt, bei einer WM dabei zu sein. Der langjährige MSV Duisburg- (1997 bis 2000) und Schalke-Profi (2000 bis 2004) spielte mit Polen 2002 in Japan und Südkorea. Da schieden die weiß-roten Adler sang- und klanglos in der Vorrunde aus. Trotz der Auftakt-Niederlage gegen den Senegal, hofft Hajto im RevierSport-Gespräch, dass die Polen doch noch ins Achtelfinale der WM 2018 in Russland einziehen werden.
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Tomasz Hajto, 16 Jahre war Polen bei einer WM nicht mehr dabei und dann dieser Auftakt gegen den Senegal. Wie ist die Stimmung im Land, wie sehr sind Sie enttäuscht?
Polen ist ein großes Fußballland mit fast 40 Millionen Einwohnern. Nach diesem Auftritt sind natürlich alle enttäuscht. Aber wir haben das Spiel zurecht verloren. Das war einfach eine sehr schwache Vorstellung.
Was hat denn gegen den Senegal gefehlt?
Die Grundtugenden, die den Fußball ausmachen - allen voran in Polen. Die Fans wollen, wie auch auf Schalke oder im gesamten Ruhrgebiet, die Mannschaft kämpfen, kratzen, beißen sehen. Sie muss das Herz auf dem Rasen lassen. Wir haben gegen den Senegal die komplette Leidenschaft vermissen lassen. Du musst in ein WM-Spiel mit einer sportlichen Aggression reingehen, mit dem Willen unbedingt gewinnen zu wollen. Das alles habe ich nicht gesehen.
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Woran lag das denn?
Wir haben mit Wojciech Szczesny, Grzegorz Krychowiak, Jakub Blaszczykowski, Arkadiusz Milik und in der zweiten Halbzeit Jan Bednarek fünf Spieler in der Mannschaft gehabt, die bei ihren Vereinen zuletzt gar nicht, sehr wenig oder aus einer schweren, monatelangen Verletzung kommen. Du kannst nicht solange pausieren und dann bei der WM deine beste Leistung bringen. Wenn du keine Kraft besitzt, dann kannst du auch die taktischen Vorgaben nicht umsetzen. Wir waren Physisch schwach, nach 50. Minuten mausetot.
Dortmunds Lukasz Piszczek war auch erschreckend schwach...
Ja, Lukasz kam überhaupt nicht ins Spiel. Ich habe das Gefühl gehabt, dass ihm jeder Lauf weh getan hat. Nach 50 Minuten wurde bei ihm auch der Stecker gezogen und der Mann war ohne Akku. Später wurde er erlöst und ausgewechselt. Er war völlig ausgepumpt. Aber Lukasz ist eine erfahrener Profi. Er wird die Wunden jetzt lecken und schon wissen, was er tun muss, damit sein Akku gegen Kolumbien wieder bei hundert Prozent ist.
Das hört sich schon alles dramatisch an. Welche Hoffnungen haben Sie denn, dass Polen gegen Kolumbien besser aussehen wird?
Manchmal kann so eine kalte Dusche wahre Wunder bewirken. Es gibt zwei, drei Spieler in der Mannschaft, die nicht mehr auf dem Boden der Tatsachen waren und sich für viel besser gehalten haben. Jetzt werden Sie sehen, dass sie wieder alle eine Mannschaft bilden müssen - wie bei der Europameisterschaft 2016. Wenn wir defensiv als Mannschaft gut stehen, kämpfen, laufen und jeder für den anderen auf dem Rasen arbeitet, dann ist Polen schwer zu schlagen. Dahin müssen wir wieder kommen und das Endspiel gegen Kolumbien gewinnen.
Auch Deutschland hat ein Endspiel. Am Samstag geht es gegen Schweden? Schafft die DFB-Elf das?
Ach, na klar. Deutschland hat eine unglaubliche Qualität. Da mache ich mir keine Gedanken. Deutschland wird gegen Schweden und Südkorea gewinnen und in die nächste Runde einziehen.