Moskau. Weltmeister Deutschland unterlag Mexiko mit 0:1. Mit Reife und Routine wird die Titelverteidigung nicht gelingen. Ein Kommentar.
Wo sind Frische und Freude geblieben, mit der Deutschland vor einem Jahr im Confed-Cup begeisternden Fußball spielte? Die Blamage zum WM-Auftakt gegen Mexiko (0:1) zwölf Monate später ist eine Offenbarung an Schwerfälligkeit. So viel kann man sagen: Mit Reife und Routine allein wird dem Weltmeister die Titelverteidigung in Russland kaum gelingen.
Acht Weltmeister standen in der deutschen Startelf
Man konnte es beim Gegentor sehen. Khedira hatte vorne seinen Zweikampf verloren und bettelte — mit beiden Armen rudernd am Boden — um den Pfiff des Schiedsrichters, als Mexiko längst im Gegenangriff auf dem Weg zur Führung eilte. So passierte das ständig: Die deutschen Spieler widersetzten sich dem Gesetz der Gravitation nicht, sondern reklamierten Majestätsbleidigung.
Von den acht Weltmeistern, die Bundestrainer Löw in seine Start-Elf beorderte, mag ein Anspruch an Qualität ausgehen. Wenn die aber dazu führt, dass aus Erfahrung Nachlässigkeit, aus Status Halbherzigkeit resultiert, ist höchste Alarmbereitschaft angebracht. Mannschaften wie Mexiko zeigen keinen Respekt, nur weil die Gegenspieler mal einen Goldpokal in Händen hatten.
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Das junge DFB-Team um Leon Goretzka voriges Jahr beim Confed-Cup zeigte mehr Hunger, schärferen Biss, als Chile ähnlich wie am Sonntag Mexiko die deutsche Abwehr zu düpieren versuchte. Da wurde nicht auf Halten gespielt, sondern auf Risiko. Eine solche Körpersprache beeindruckt den Gegner. Nicht allein die Erfolge aus der Vergangenheit. Die sind vergänglich.
Löw hat immer das Leistungsprinzip propagiert und sich am Ende fürs Establishment entschieden: Özil statt Reus, Khedira statt Goretzka, Boateng statt Süle — zu einem vollständigen Generationswechsel fehlte Entschlossenheit. Hoffentlich rächt sich nicht, dass Sané aussortiert wurde. Einer, der den Unterschied ausmacht.
Nun trifft das DFB-Team auf Schweden und Südkorea
Noch ist die WM 2018 nicht verloren. Aber die nächsten Gruppengegner Schweden und Südkorea haben auch etwas Unkalkulierbares, das Punkte kosten kann. Der damalige Weltmeister Spanien hat es 2014 trotz Gewinn der Europameisterschaft erlebt, wie aus dem Betriebsunfall zu WM-Beginn das Vorrunden-Aus entstand.