Essen. Vor jedem Spiel erklingt die Hymne der WM: Dahinter steckt der deutsche Starkomponist Hans Zimmer. Auch Videospieler von „Fifa19“ horchen auf.
Der eigentümliche Stinkefinger-Auftritt des englischen Popstars Robbie Williams bei der Eröffnungsfeier zur Fußball-WM in Russland wird schnell vergessen sein: Dafür unternehmen andere Musikschaffende derzeit einen regelrechten Sturmlauf auf die Gehörgänge der Fans. Zwischen seichten Popsongs und merkwürdigen Schlagern bleibt nach den ersten WM-Spielen aber vornehmlich eine kurze Orchesterarbeit hängen. Nach dem Eröffnungsspiel rätselte die Fangemeinde bereits eifrig über deren Herkunft.
WM-Hymne schallt in Russland bis zum Finale
Was wenige wissen: Die WM-Hymne stammt aus der Feder des deutschen Starkomponisten Hans Zimmer. Der Oscar-Preisträger brachte bereits erfolgreichen Kinofilmen wie „The Dark Knight“, „Blade Runner 2049“ und „Interstellar“ die Flötentöne bei. Seine Konzerttour führte den 60-Jährigen im vergangenen Jahr durch ausverkaufte Arenen.
Das scheint auch dem Fußball-Weltverband aufgefallen zu sein. Die Fifa beauftrage Zimmer, die offizielle Hymne für die Ball-Bewunderung in Russland zu schreiben – und das ziemlich erfolgreich. Zimmers Erkennungsmelodie mit dem Titel „Living Football“ wird nun zu Beginn der TV-Übertragungen eingespielt. Im passenden Clip, den WM-Fans bis zum Finale sehen werden, folgt die Kamera einem Fußball durch die verspielte Animation einer russischen Stadt, fliegt zwischen Fabergé-Ei, Ballerina bis zum Fußball-Weltpokal. Auch vor dem Einlauf der Fußballer in die Stadien wird Zimmers Partitur gespielt.
Hans Zimmer trug Trikot von Eintracht Frankfurt
Aus Deutschland hat sich der Filmmusik-Macher schon im Kindesalter verabschiedet. „Ein Klavierlehrer hat mal einen Stuhl nach mir geworfen“, betont der anerkannte Komponist häufig und meint es mit einem Augenzwinkern. Doch es ist deutlich mehr aus der Zeit in Deutschland hängengeblieben – und das hat wiederum mit Fußball zu tun. Beim Konzert in der Commerzbank-Arena in seiner Heimatstadt Frankfurt trug er im vergangenen Jahr das Trikot von Eintracht Frankfurt. In seinem Studio in Los Angeles arbeiten internationale Komponisten aus Frankreich, England, Deutschland – zur Fußball-Weltmeisterschaft soll dort häufig der Fernseher laufen.
Zimmer vertont für „Fifa19“ die Champions League
Während Fans von Eintracht Frankfurt wohl auf eine eigene Hymne von Hans Zimmer warten müssen, dürften Videospiele-Fans aufhorchen. Zimmer ist an der schwer angesagten Fußball-Simulation „Fifa19“ von Electronic Arts (EA) beteiligt, spielte dafür die bekannte Champions-League-Hymne komplett neu ein.
Die Melodie stammt ursprünglich vom britischen Komponisten Tony Britten, der wiederum Georg Friedrich Händels „Zadok the Priest“ adaptierte. Zimmer verpasst dem Stück nun eine Frischzellenkur. Die Chöre wirken deutlich dramatischer. Für die junge Zielgruppe aus der „Fifa19“-Fangemeinde ist auch der US-Rapper Vince Staples mit Vocal-Einlagen beteiligt. Ein aktueller Trailer mit Zimmers „Fifa19“-Musik wurde schon millionenfach bei YouTube angeklickt. Das Spiel soll Ende September erscheinen.
Melodien für Tomorrowland und Tagesschau
Ganz neu sind Kompositionen abseits der großen Kinofilme für Hans Zimmer übrigens nicht: Der Klangtüftler schrieb schon für das belgische Riesenfestival Tomorrowland eine Hymne und verpasste auch der Tagesschau-Melodie ein frisches Klangdesign. Seine berühmte Kinomusik aus „Fluch der Karibik“ hat sich außerdem als Klassiker für Pokalübergaben bei großen Sportereignisse etabliert - darunter befindet sich auch die Fußball-EM.
Eintracht Frankfurt wurde nach Zimmers Konzert-Hommage bekanntlich DFB-Pokalsieger. Wem die Melodie diesmal Glück bringt, wird der Verlauf der WM in Russland erst noch zeigen.