Eppan. . Bundestrainer Löw scheint bereits überzeugt: Manuel Neuer wird bei der WM im Tor stehen können. Fit wird er Deutschlands Nummer eins sein.
Es gibt da jetzt eine neue Serie. Sie bietet eine Starbesetzung auf, einen geschliffenen Spannungsbogen, und sehr wahrscheinlich wird es auch ein Happy End geben. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) stellt seit der Ankunft der Nationalmannschaft im Trainingslager an der Südtiroler Weinstraße täglich ein Video ins Internet. Vom Namen her würden diese Filmchen bestens ins Angebot des Medienriesen Netflix passen: „Manuel Neuer – die Serie“. Teil eins bis fünf sind schon online.
In kurzen Sequenzen werden da die Fortschritte des deutschen Torwart-Riesen gezeigt. Wie Neuer über den Rasen hechtet. Oder wie er den Verteidiger Jonathan Tah umgrätscht. Unterlegt sind die Bilder mit dramatischer Musik. Die richtige Inszenierung ist wichtig.
Denn es handelt sich hier um eine Geschichte über einen gefallenen Helden auf seiner Reise zurück ans Licht. Aus Manuel Neuer, der vor acht Monaten seinen bereits dritten Bruch im linken Mittelfuß erlitten hatte und daraufhin die WM in Russland zu verpassen drohte, wird im Laufe der Serie Manuel Neuer, der früher und stärker zurückkehrt, als man ihm das zugetraut hat. „Ich bin wirklich guter Dinge“, sagt die Starbesetzung Neuer im Video Teil fünf. „Der Fitnesszustand ist gut. Ich denke, dass die Trainer zufrieden sind.“
Am Montagnachmittag bestritt der Torwart vom FC Bayern sein erstes Spiel unter einigermaßen vernünftigen Wettkampfbedingungen seit September 2017. Die U20-Nationalmannschaft von Trainer Frank Kramer ist als Sparringspartner nach Südtirol gereist. In zweimal 30 Minuten mimte sie dort die Spielstile der kommenden WM-Gegner Mexiko, Schweden und Südkorea. Den Test gewann die A-Nationalmannschaft mit 7:1. (Tore: Sané (2), Brandt, Goretzka, Kimmich, Petersen, Gomez).
Am Mittwoch wird es eine zweite Übungspartie geben. Für Neuer war die Partie am Montag gegen die U20-Auswahl ein erster Härtetest – und er bestand ihn. Er wurde in der zweiten Halbzeit eingewechselt - und alles blieb heil.
Löw hatte daran ohnehin keinen Zweifel mehr. Es scheint, als habe sich der 58-Jährige längst festgelegt. Während die Fachwelt noch rätselt, ob der Münchener Torhüter rechtzeitig in Manuel-Neuer-Form kommen würde, wächst in Löw immer mehr die Überzeugung: Neuer ist meine Nummer eins bei der WM. Dazu beigetragen hat eine MRT-Untersuchung von Neuers linkem Mittelfuß in Bozen.
„Die Ergebnisse sind alle hervorragend“, sagte Löw in der ARD. Auch war sicher förderlich, dass Neuer in Eppan bisher aufgetreten ist, als sei das ganze Bohei um seinen maladen Fuß ein als Krimi verkleideter Rosamunde-Pilcher-Film: Wie die Sache ausgehen wird, weiß man ja von vornherein.
Geschmeidig wie bei der WM 2014
Neuer wirkt in Eppan kräftig und voller Elan, wenn er im Trainingsspiel Vier-gegen-Vier auf große Tore nicht nur satte Paraden zeigt, sondern auch mit dem Ball am Fuß so geschmeidig aussieht wie bei der WM 2014. „Ich freue mich einfach, mit der Mannschaft zu trainieren. Jede Einheit ist wichtig für mich“, sagt der Serien-Held Neuer in Episode fünf.
Aber auch seine Kollegen scheinen sich über Neuers Rückkehr über die Maßen zu freuen: „Es ist schon ein Unterschied, ob Manuel Neuer im Tor steht oder ein anderer“, sagte etwa Verteidiger Jerome Boateng dem „Kicker“. „Die anderen sind auch sehr gut, Marc-André ter Stegen hat sich super entwickelt, aber Manu hat eine andere Ausstrahlung als jeder andere.“
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Julian Draxler drückte es ein bisschen diplomatischer aus: „Manu hat sehr viel für die Nationalelf getan. Wenn er hundertprozentig fit ist, führt an einem viermaligen Welttorhüter kein Weg vorbei.“
Nun ist es sicher ein Unterschied, ob sich ein Torwart im Training gut präsentiert oder in engen Entscheidungsspielen bei einer WM. Im Trainerteam um Löw wissen sie, dass vor allem das Gefühl für den Raum bei Torhütern nur über Spielpraxis zurückkehrt.
Neuer wird daher im Test gegen Österreich am Samstag (18 Uhr) in Klagenfurt eingesetzt werden. Er werde seinen Kapitän nur als Nummer eins mitnehmen, hat Löw noch einmal betont. Aber wenn alles nach dem Drehbuch läuft, wird es auch so kommen.
In den meisten Serien gibt es auch Verlierer. In dieser dürfte es Marc-André ter Stegen sein, der sich nach seiner vorzüglichen Saison beim FC Barcelona berechtigte Hoffnungen machte, als erste Wahl nach Russland zu reisen. „Ich hätte keine Bedenken, mit Marc ins Turnier zu gehen“, sagte Löw. „Aber er weiß auch: Wenn Manuel gesund ist, hat er einen kleinen Vorteil.“