Heidenheim. In Heidenheim gab's den ersten Dämpfer der Saison für den VfL Bochum. Und der fiel mit dem 0:5 direkt recht deftig aus. Dementsprechend angefressen zeigten sich die Verantwortlichen des VfL. Sportvorstand Christian Hochstätter: “Das lag nicht am Gegner, sondern an der Einstellung unserer Mannschaft.

Christian Hochstätter blieb äußerlich gefasst. Innerlich brodelte es. Der Sportvorstand des VfL Bochum wollte eigentlich erstmal dieses böse 0:5 sacken lassen auf der Heimfahrt, sagte er. Und strafte die Mannschaft dann doch vor dem Zünden des Motors ab. “Hochmut kommt vor dem Fall”, kritisierte der Sportvorstand die Einstellung der VfL-Profis nach der Pleite in den Heidenheimer Katakomben. Schon vor dem Anpfiff habe er gewusst, dass die Konzentration nicht reichen würde. Tenor: Ist doch nur Heidenheim, wir sind besser! “Bei allem Respekt vor Heidenheim, aber das lag nicht am Gegner, sondern an der Einstellung unserer Mannschaft. Wenn wir nur einen Millimeter Boden preisgeben, wird es für uns schwer. Die Spieler, die das nicht lernen, werden ein böses Wunder erleben.”

Scharfe Töne nach einem “total gebrauchten Tag”, den nicht nur Trainer Peter Neururer mit ansehen musste. Das einzig denkbare Positive ist daher noch bloße Theorie: “Vielleicht war das ein Schuss vor den Bug zur rechten Zeit”, meinte Hochstätter. “Ich hoffe, das war lehrreich. Die Reaktion müssen wir am Freitag gegen Nürnberg zeigen”, sagte Neururer.

Der Tag begann schon grau. Nebel hüllte den 46000-Seelen-Ort ein, manch einer fürchtete eine Absage. Es blieb zwar düster in der Ostalb, doch bis zum Anpfiff hatten zumindest die Heidenheimer genug Durchblick für ein reguläres Fußballspiel.

Nach ein paar ausgeglichenen Minuten geriet der VfL auf glattem Geläuf, auf dem die Bochumer ständig ausrutschten, schwer ins Schleudern. Es waren zunächst die Standardsituationen, die dem VfL völlig seine bisherige Sicherheit raubten. Die Zuordnung stimmte nie, im Auge des stets kompakt, aggressiv draufgehenden FC Heidenheim herrschte das Chaos. Ecke Marc Schnatterer, Michael Gregoritsch ließ Patrick Mayer ziehen, dessen Kopfball über den Körper von Simon Terodde einschlug. 1:0 (9.). Bochum verlor sich in Klein-Klein, viel leidenschaftlicher, viel zielstrebiger der FCH, der nun 19 Heimspiele in Folge nicht verloren hat. Und die Lässigkeiten, die leichten Fehler beim VfL häuften sich zu kleinen Türmchen im Schatten des Schlosses Hellenstein.

Cacutalua als Risikofaktor

An Tobias Weis, der bei seinem Startelf-Debüt für den wegen muskulärer Oberschenkelprobleme daheim gebliebenen Stefano Celozzi auf der chtsverteidiger-Position nur aushalf, allein lag das sich früh anbahnende Debakel nicht.

Beim 2:0 rutschte Timo Perthel, nach überflüssigem Rückpass von Yusuke Tasaka, erst leicht aus und kam dann zu spät gegen Mayer, den er gar nicht hätte attackieren müssen - Elfmeter. Schnatterer, Heidenheims bis 2020 gebundener Held mit den meisten Torschüssen der Liga, verwandelte. 2:0 (20.). Weiter ging’s. Malcolm Cacutalua, diesmal ein Risikofaktor, und der sonst so souveräne Anthony Losilla patzten übel. Letzteren Fehlpass schnappte sich Schnatterer, wer sonst. Ein Doppelpass, ein Tunnel durch die Beine von Michael Esser. 3:0 (28.). Und noch eine Ecke, diesmal von links, Kraus wird von Patrick Fabian nicht am Kopfball gehindert, Florian Niederlechner streckt am kurzen Pfosten das Bein aus. 4:0 (39.). Die VfL-Versuche? Harmlos.

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Nach der Pause änderte sich nichts wirklich. Weiterhin dominierte Heidenheim die Zweikämpfe, in der Luft und am Boden, defensiv und zu oft auch offensiv. Weiterhin leistete sich der VfL kaum erklärbare Abspielfehler im Aufbau. Auch das Stellungsspiel funktionierte nicht, gleich drei Heidenheimer tauchten plötzlich vor Esser auf, schoben sich den Ball zu, den am Ende Cacutalua abblockte (53.). Und der Abschluss klappte an solch einem Tag dann eben auch nicht. Etwa, als Mikael Forssell, nach 60 Minuten für Sestak ebenso eingewechselt wie Heiko Butscher für Latza, nach einer Ecke köpfte bei seinem ersten Ballkontakt. Heidenheim klärte auf der Linie.

Butscher verteidigte nun zentral, Cacutalua erlöste auf rechts Tobias Weis, der ins Mittefeld wanderte. Die Partie beruhigte sich phasenweise, ehe der FCH nochmal einen Zahn zulegte. Leipertz netzte zum 5:0 ein, weitere Strafen blieben aus. “Mit dem 0:5”, so Neururer treffend, “können wir uns sogar noch glücklich schätzen.”