Bochum. Bei der Jahreshauptversammlung des VfL Bochum präsentierte die Vereinsspitze gute Wirtschaftszahlen, vor allem dank rund 5 Millionen Transfererlös für Leon Goretzka. Und sie legten sich für Trainer Peter Neururer ins Zeug. Sportvorstand Christian Hochstätter warb um Geduld beim „Neuanfang“.
Über 600 Mitglieder kamen in den RuhrCongress, aber von einem Sturm der Entrüstung konnte bei aller Enttäuschung über den Sturz auf Platz 16 keine Rede sein. Die knapp dreistündige Jahreshauptversammlung des VfL Bochum am Montagabend verlief sachlich und ruhig. Am Ende wurden Aufsichtsrat und Vorstand bei nur einer bzw. fünf Enthaltungen entlastet.
Es gab schon stürmischere Zeiten.
Letztlich blieb nur die Hoffnung, dass nach einem „Übergangsjahr“, so das Ziel Christian Hochstätters, nicht nur die Rettung steht, sondern sogar das derzeit kaum Denkbare wieder möglich erscheint: „Mit Ihrer Unterstützung“, warb Hochstätter, „wollen wir den VfL wieder dahin führen, wo er hingehört, in die 1. Bundesliga.“ Mit Peter Neururer als Trainer, dafür fanden Aufsichtsrats-Chef Hans-Peter Villis, Finanzvorstand Ansgar Schwenken und vor allem auch der Manager klare Worte. Hochstätter warb vehement um Geduld beim „Neuanfang“, Neururer sei eine „Führungsperson“, der es „versteht, eine Mannschaft zu formen“, Talente einzubauen.
Trainer mit „einer klaren Spielidee“
Und: Er sei ein Trainer mit „einer klaren Spielidee“. Klingt alles sehr optimistisch angesichts der von allen als „sehr enttäuschend“ beschriebenen Lage. Zumal bei einer finanziellen Entwicklung, die zwar Luft zum Atmen gibt, aber streng nach Finanzplan kaum Spielraum lässt für Neuverpflichtungen, wie Ansgar Schwenken klarstellte: „Die Lage ist angespannt, aber sie hat sich im Vergleich zum Vorjahr entspannt.“
Auch interessant
Denn die im Herbst 2012 in Aussicht gestellte Unterdeckung von 900 000 Euro konnte der Fußballverein in ein sattes Plus „verwandeln“. Vor allem dank rund zwei Millionen Euro Mehreinnahmen im DFB-Pokal (Viertelfinale) und Transfererlösen erwirtschaftete der VfL im vergangenen Geschäftsjahr (Juli 2012 bis Juni 2013) einen Gewinn von 1,25 Millionen Euro. Transfererlöse erzielte man vor allem für Takashi Inui/Frankfurt (insgesamt ca. 2,3 Mio Euro) und Kevin Vogt/Augsburg - sowie in dieser Saison für Leon Goretzka. Von 8,4 Millionen Euro Transfererlösen 2012 und 2013, so Schwenken, entfielen „7,3 auf Inui und Goretzka“.
Verdoppelung des Gewinns geplant
Allerdings sind von den nach Informationen dieser Redaktion gut 5 Millionen, die Schalke „bis 2016“, so Schwenken, garantiert für Goretzka überweisen muss (erfolgsabhängig kann die Summe noch steigen), 2,4 Millionen Euro bereits ausgegeben beziehungsweise zurückzuzahlen. Denn ein privater Investor rettete den Klub im Dezember: Dank eines 2,4 Millionen Euro schweren Transferpartizipationsvertrages (für Goretzka) „konnten wir Punktabzüge vermeiden“, so Schwenken.
Für 2013/14 plant der VfL eine Verdoppelung des Gewinns auf 2,6 Millionen Euro. Das Geld dient freilich zuallererst dem Schuldenabbau, der Berg an Verbindlichkeiten war nach den ersten beiden Zweitliga-Jahren und den fehlenden 2,3 Millonen aus dem Sestak-Transfer auf rund 8 Millionen Euro angestiegen. Er beträgt jetzt noch rund 6,7 Millionen.
Der Gürtel wird in praktisch allen Bereichen erneut enger geschnallt, ausgenommen der ideelle/Nachwuchsbereich (Etat 3 Mio Euro/Unterdeckung 1,5 Mio). Runtergefahren wurde insbesondere der Etat der Profimannschaft. Die Personalkosten sanken hier von 10,3 (2010/11) auf zuletzt 8,8 Millionen Euro, der größte Schnitt ist nun vollzogen: Für die laufende Spielzeit sind gut 1,7 Millionen Euro weniger veranschlagt. Ein Etatansatz von 7,1 Millionen Euro, das ist Zweitliga-Durchschnitt auf dem Niveau vom VfR Aalen.
Das Tafelsilber, so scheint es derzeit, ist verkauft, doch für 2014/15, versicherte Schwenken vorausblickend, werde man einen ausgeglichenen Etat auch ohne Transfereinnahmen hinbekommen. Geld für Verstärkungen indes gebe es ohne Mehreinnahmen nicht.