Bochum. „Wir kritisieren, dass unser Verein keinerlei Austausch mit seinen Fans in dieser Frage gesucht hat.“ Dieser Satz steht in einem „Offenen Brief“, den 23 Fan-Klubs des VfL Bochum unterzeichnet haben. Gemeint ist das „Sicheres Stadion“ überschriebene DFL-Sicherheitskonzept, das landauf, landab für reichlich Wirbel gesorgt hat.

In der Kritik steht auch VfL-Finanzvorstand Ansgar Schwenken, der an dem DFL-Konzept mitgearbeitet hat. Schwenken kontert: „Der Vorwurf, dass wir keinen Austausch mit den Fans suchen, ist nicht ganz richtig. Wir wollen doch einen Fanrat installieren. Und wir wollen das volle Meinungsbild.“ Am 19. November, so Schwenken, soll die Fanklubvertreter-Versammlung sechs Personen wählen, die diesem Rat angehören werden, ebenso wie fünf Personen, die der Klub benennen wird. Dieser „Elferrat“ soll die Diskussion über die DFL-Pläne führen.

Dass die DFL bereits am 22. November erneut zum Thema tagen wird, bedeute nicht viel und sei „kein endgültiges Datum“. Das Papier habe man deshalb ohne vorausgehende Einbeziehung der Fanszene erstellt, weil die Zeit und vor allem die Politik drängte und man sich von den Innenministern der Länder nicht das Heft aus der Hand nehmen und vor vollendete Tatsachen stellen lassen wollte. Eine Erklärung, die nicht jeden zufrieden stellen konnte. So zog sich Dr. Gernot Stenger (St. Pauli) enttäuscht aus der „Kommission Sicherheit“ zurück: „Ich hätte mir eine weitere Arbeit an dem Papier gewünscht, um aktiv Einfluss zu nehmen.“

Spahn gegen Repression

Selbst die Gewerkschaft der Polizei forderte eine „viel intensivere Einbeziehung der Anhänger in die Diskussion“, und der ehemalige Sicherheitsbeauftragte des DFB, Helmut Spahn sagte: „Repression ist nicht das, was der Fußball braucht.“ Der 1. FC Nürnberg sprach sich in Person von Manager Martin Bader zwar, wie gefordert, gegen Gewalt, Rassismus und Pyrotechnik, aus, aber auch gegen „Personenvollkontrollen, pauschale Sanktionen ganzer Fangruppen und die Verlängerung von Stadionverboten“.

Die Kritiker befürchten, der von den Fangruppierungen eingeforderte Ehrenkodex bezüglich Gewalt, Rassismus und Pyrotechnik führe bei Zuwiderhandlung einzelner zu einer Art Sippenhaft. Und die gibt es nicht im deutschen Strafrecht.

Ansgar Schwenken widerspricht dieser Interpretation. Es gebe eine „konkrete Einbindung der Fans an den Fußball-Standorten.“ Jeder Verein könne individuell mit den Vorgaben verfahren. Und schließlich: „Wir werden nichts umsetzen, was wir nicht in unserer Arbeitsgruppe mit den Fans besprochen haben.“ Doch die Skepsis bleibt. So schrieb Michael Horeni in der FAZ: „Der Fußball hat unbestreitbar mit einigen Fans ein Problem - aber mit diesem Konzept ist er drauf und dran, sich ein noch größeres zu schaffen.“