Bochum. Mit der Entlassung von Trainer Andreas Bergmann haben die Verantwortlichen des VfL Bochum der Mannschaft ein Alibi genommen. Ob das hilft, ist allerdings fraglich. Denn die Mannschaft weist in ihrer Zusammenstellung strukturelle Schwächen auf. Ein Kommentar.
Geduld ist eine Tugend, heißt es. Und es stimmt ja. Das gilt grundsätzlich auch für den Fußball, der viel zu sehr Tagesgeschäft ist. Andererseits gibt es ihn ja immer wieder, den Zwang zu handeln, schnell zu handeln, wenn das Schiff unterzugehen droht in stürmischer See. Und es gibt die bekannten Alarm-Signale. Wehrt sich eine Mannschaft nicht mehr richtig, ergibt sie sich in ihr Schicksal, dann ist Eile geboten. Dann gibt es nichts mehr zu relativieren, einzuordnen, zu beschwichtigen.
Beim VfL Bochum ist nun das eingetreten, was viele befürchtet haben. Anstatt sich im gesicherten Mittelfeld allmählich frei zu schwimmen, ist eine Mannschaft im Umbruch unter Druck geraten, die das womöglich nicht auszuhalten vermag. Trotz der vielen erfahrenen Spieler sind tragende Säulen, Führungsspieler also, nicht zu erkennen. Wie so oft schon in der VfL-Vergangenheit, haben alle genug mit sich selbst zu tun, ducken sich weg.
Dabei benötigt dieser Verein sofort die Kehrtwende, denn die Perspektive ist auch jenseits der rein sportlichen Aspekte und der um sich greifenden Abstiegsangst miserabel. Das Loch in der Kasse wird immer größer. Denn auch im TV-Ranking läuft man Gefahr, allmählich durchgereicht zu werden. Die Vorstellung allein ist gruselig: Nicht nur die Münchener „Löwen“, Energie Cottbus oder Eintracht Braunschweig, sondern auch Ingolstadt, Paderborn und sogar der FSV Frankfurt erhalten womöglich in naher Zukunft aufgrund der Vierjahreswertung, in der die aktuelle Spielzeit den höchsten Wert besitzt, mehr Fernsehgeld als der VfL Bochum.
Bestenfalls bringt der Nachfolger neues Leben
Nach Bergmanns Entlassung steht nun die Mannschaft unter Zugzwang, das jedenfalls glaubt die VfL-Führung. Eine Trainer-Entlassung als Beseitigung eines bequemen Alibis für die Mannschaft, das ist ein gängiges Verfahren in dieser Branche.
Ob es hilft? Die Mannschaft weist in ihrer Zusammenstellung strukturelle Schwächen auf, daran wird man so schnell nichts ändern können. Bestenfalls wird Bergmanns Nachfolger dem Team neues Leben und mehr Leidenschaft einhauchen können.
Und der Name des Neuen wird auch etwas darüber aussagen, wie es um die derzeit rapide schwindende Attraktivität dieses Klubs bestellt ist.