Bochum. Seit sechs Spielen wartet der VfL Bochum in der 2. Bundesliga auf einen Sieg. Beim 0:2 gegen Hertha BSC Berlin enttäuschten die Bochumer. Etliche Fans forderten lautstark den Kopf des Trainers und brüllten “Bergmann raus!“
Es kracht und knallt an der Castroper Straße. Ein Feuerwerk wird abgebrannt. Das war in der 47. Minute. Dieses Feuerwerk fand allerdings nicht auf dem Platz statt – und schon gar nicht vom VfL Bochum – sondern hinter der Fankurve. Auf dieser explodierte die Stimmung zehn Minuten vor dem Schlusspfiff. Marcel Ndjeng hatte den Hauptstadtklub gerade mit 2:0 in Führung und damit den Sack zugemacht. Die Hausherren lieferten eine blutleere, ideenlose und chancenlose Leistung ab.
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Angriffslustig wie wohl kein einziger VfL-Spieler in den 90 Minuten gegen die Hertha zeigte sich Bochums Schlussmann Andreas Luthe nach dem Abpfiff. „Ich lege mich gerne mit jedem Fan an, der anderer Meinung ist“, sagte der Kapitän zur Frage, ob Andreas Bergmann noch der richtige Trainer für den VfL sei. Das könnte ein Marathon für den Torwart werden, denn etliche der blauweißen Fans auf der Ostkurve forderten lautstark „Bergmann raus!“
Todt und Schwenken bleiben ruhig
Während Routinier Slawo Freier („Nach dem Trainer zu fragen, ist direkt nach dem Spiel Blödsinn.“) und Christoph Kramer („Es ist immer schwer, nach so einem Spiel nach einer Perspektive zu fragen.“) keine Einschätzung zum Trainer abgeben wollten, unterstrich Luthe seine Meinung. „Ich glaube weiter daran“, so der Schlussmann. Der Trainer sei immer die erste Adresse, wenn die Ergebnisse nicht mehr stimmen, „aber wir sind auf einem richtigen Weg mit ihm und gut damit beraten, wenn wir die Ruhe bewahren.“
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Die Vorstandsmitglieder Jens Todt und Ansgar Schwenken werden Bergmann diese Ruhe offenbar geben. „Der Trainer steht nicht zur Diskussion“, sagte Todt mit bestimmender Stimme und sein Kollege Schwenken ergänzte: „Die gesamte sportliche Führung oder auch nur den Trainer in Frage zu stellen, ist unsinniger Aktionismus.“ Man habe in der direkten Analyse vor dem Spiel festgestellt, dass der VfL drei, vier, fünf Punkte zu wenig auf dem Konto habe. Mit diesem Ertrag „stünden wir im Mittelfeld und hätten etwas mehr Ruhe“. Es sei das erste Spiel gewesen, „in dem wir richtig unterlegen waren“, stellte Schwenken fest und betonte, dass man in dieser Saison schon „richtig guten, attraktiven Fußball gespielte“ habe.
Nun spielt der VfL in Aue und in Havelse
Davon war gegen Berlin gar nichts zu sehen. Nicht mal im Ansatz. Die Gastgeber standen zwar defensiv in der ersten Halbzeit gut, „aber so würde maximal ein Unentschieden herausspringen“, wenn man vorne keine Tore machte (Luthe). Es war „ein klar verdienter Sieg für die Hertha“, gestand auch Trainer Bergmann. Die guten Leistungen in dieser Saison würden „jetzt keine Rolle mehr spielen“, so Bergmann und sagte über die Fan-Proteste: „Ich kann den emotionalen Unmut der Fans verstehen.“ Er und seine Mannschaft wolle die Fans mit guten Leistungen wieder „auf unsere Seite ziehen.“ Die kommenden Spiele, sind „jetzt ganz wichtige Spiele.“ In Aue und im Pokal beim TSV Havelse hat der VfL die nächsten Möglichkeiten, die Anhänger zurückzugewinnen und wieder Selbstvertrauen zu tanken. Gehen die Spiele verloren, knallt es bald wohl nicht mehr nur hinter der Ostkurve.