Bochum. Die Stimmung kippt beim VfL Bochum: Nach dem schwachen 0:2 gegen Hertha BSC Berlin gab es erstmals seit langer Zeit wieder Pfiffe. Auch gegen Trainer Andreas Bergmann, der vom Vorstand umgehend Rückendeckung erhielt.

Die Stimmung ist gekippt beim VfL Bochum. Nach dem frustrierenden 0:2 gegen die selten glanzvolle, aber souveräne Hertha aus Berlin gab es erstmals in dieser Saison laute Pfiffe auch aus der treuen Ostkurve, die bis zum 0:2 noch hinter ihrer Mannschaft stand. Erstmals richtete sich ein Teil der Anhänger auch gegen den Trainer: „Bergmann raus“, das hat man in Bochum noch nicht gehört.

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Von einer „emotionalen Reaktion, die ich verstehen kann“ sprach hinterher der aus ganz anderen Gründen tief enttäuschte Andreas Bergmann. Er bekam Rückendeckung vom Vorstand: „Jetzt die sportliche Führung, den Trainer in Frage zu stellen, ist unsinniger Aktionismus“, so Ansgar Schwenken. „Der Trainer steht nicht zur Diskussion“, so Jens Todt.

Allen Treueschwüren zum Trotz allerdings ist auch klar: Am Samstag in Aue und drei Tage später in Havelse, im Pokal, muss Zählbares her. Sonst spitzt sich die Krise dramatisch zu.

Zu eindeutig fiel die in Toren nur unzureichend ausgedrückte Dominanz der Hertha aus, zu schwach waren die Bochumer gegen Berliner, die sich den Luxus gönnten, in Person von Sandro Wagner in der Nachspielzeit noch einen Elfmeter zu verschießen.

Ultra-Anhänger des VfL protestierten gegen das DFB-Sicherheitspaket

Mit unter der Stadionbrücke skandierenden Ultra-Anhängern des VfL, die sich gegen das Sicherheitspaket des DFB wandten und nicht gegen Team und Trainer, klang ein Tag mit Missklängen aus, der schon schlecht begonnen hatte. Führungsspieler Marcel Maltritz hatte sich beim „Anschwitzen“ am Morgen eine Luxation am Daumenendgelenk zugezogen. Der Innenverteidiger wurde genäht, erhielt einen Gips. Beim nächsten Spiel in Aue dürfte der 34-Jährige wieder dabei sein.

Wenigstens konnte der angeschlagene Lukas Sinkiewicz mitmachen, bis seine Sprunggelenks-Probleme ihn in der 75. Minute zum vorzeitigen Arbeitsende zwangen. Bis dahin war sein Mitwirken viel wert gegen die technisch zwei Klassen stärkeren Berliner. Sinkiewicz war meist zur Stelle, wenn es brenzlig wurde; zumal sein Nebenmann, der für Maltritz ins Team gerückte junge Holmar Eyjolfsson, unsicher wirkte.

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Im Angriff indes hatte Trainer Bergmann freiwillig für eine Überraschung gesorgt: Nika Gelashvili durfte erstmals in dieser Saison als (einzige) Spitze ran. Zudem kehrte Marc Rzatkowski für Yusuke Tasaka ins Team zurück.

Gebracht hat das nichts, was das Spiel nach vorne angeht. Im Gegenteil: Hilflos wirkten die ängstlichen statt mutigen Offensiv-Bemühungen. Von „zu viel Respekt“ sprach Mittelfeldmann Christoph Kramer, von einer „zu mutlosen“ Vorgehensweise Slawo Freier. Warum eigentlich?

Auch Bergmann erkannte letztlich den „klar verdienten Sieg“ der Hertha an - weil einige „nicht das gespielt haben, was sie können“. Genau gesagt: bis auf Sinkiewicz und Torwart Luthe eigentlich alle.

Berlin beherrschte das Feld, ohne zu glänzen. Im Zentrum gaben Kluge und Niemeyer den Takt vor im 4-2-3-1, offensiv ließen Ben-Hatira, Ronny und Co. Klasse nur im Schongang aufblitzen, so schien es. Hertha agierte hier und da gefällig, ließ aber die Konsequenz vermissen. Richtig schnell ging es nur einmal zu, als Kluge Pekarik schickte, der Außenverteidiger Chaftar stehen ließ, den Rückpass zum blanken Ramos aber nicht platzierte - Rothenbach klärte (18.). Kluge verfehlte mit einem Schuss den Kasten nur knapp (38.), das war’s in Durchgang eins. 0:0 - damit konnte man leben. Als Bochumer.

VfL bemühte sich harmlos und ungeordnet

Als Berliner nicht. Und keine 50 Sekunden nach dem Wiederanpfiff drückte sich diese Gemütslage so aus: Ramos zu Ronny, der schickt Kluge, und das alles geht so schnell, dass Goretzka, Eyjolfsson, Rothenbach nur staunen. Kluge lässt sich frei vor Luthe die Chance nicht entgehen - 0:1.

Die Antwort? Ein erschreckend harmloses, ungeordnetes Bemühen des VfL - und Chancen nur für Hertha, von einem Goretzka-Schuss in der 55. Minute abgesehen. Letztlich machte Marcel Ndjeng den Sack zu. Chaftar hatte das Laufen im Laufduell einfach mal kurz eingestellt, so dass Ramos passen konnte und Ndjeng traf. Typisch für diesen verkorksten Tag.