Bochum. Der VfL Bochum ließ in der zweiten Halbzeit gegen lange Zeit geschickt verteidigende Wattenscheider erneut zahlreiche Chancen aus, gewann aber noch mit 1:0 (0:0). Mirkan Aydin, Jonas Acquistapace und Faton Toski gaben in der Lohrheide ihr Comeback.

Oberligist SG Wattenscheid 09 hat sich bei der 0:1 (0:0)-Niederlage im Testspiel-Derby gegen den Zweitligisten VfL Bochum teuer verkauft. Die Mannschaft von André Pawlak zeigte eine couragierte Leistung, der VfL taute erst in der zweiten Hälfte auf und erzielte das letztlich verdiente Siegtor in der 84. Minute - per Distanzschuss von Sören Bertram. „Wir können stolz auf uns sein“, sagte Pawlak, der moralische Sieger: „Wir hätten gern etwas in der Hand gehabt. Aber grämen müssen wir uns wirklich nicht.“

Dabei ging es in der Anfangsphase auf den Rängen - offiziell kamen immerhin 1381 Zuschauer - beinahe noch hitziger zu als auf dem Rasen, wo nur eine Chance von 09-Stürmer Milko Trisic (9.) und ein Kopfball des VfL-Angreifers Nika Gelashvili (13.) für Gefahr sorgten. Einige Chaoten aus dem VfL-Block zündeten zehn Bengalos und Böller, vier Leuchtfeuer flogen auf die Tartanbahn, wo Ballkinder standen.

Es war „Feuer drin“, wie VfL-Sportvorstand Jens Todt meinte

Aber auch unten, auf dem Rasen, war rein sportlich gesehen „Feuer drin“, wie VfL-Sportvorstand Jens Todt meinte, wobei in der ersten Halbzeit vor allem die Wattenscheider alles reinwarfen. Todt: „Man hat gesehen, dass es ein Stadtduell war mit Emotionen.“

In dem die Bochumer zwar über 90 Minuten weit mehr Ballbesitz und Spielanteile hatten, aber im ersten Durchgang kaum gefährliche Chancen kreierten. Einzig Mounir Chaftars Freistoß (18.) strich knapp am 09-Gehäuse vorbei. Bis zum Pausenpfiff erarbeitete sich der VfL nur eine weitere Gelegenheit, doch Gelashvili verzog (45.).

Die Chancenarmut lag nicht nur daran, dass beim VfL der Zug zum Tor fehlte, sondern auch an der geschickten Wattenscheider Verteidigung. Die Gastgeber standen extrem tief - aber wer wollte dem Underdog das verdenken?

Auch VfL-Rekonvaleszent Mirkan Aydin konnte da nur wenig ausrichten: Der Stürmer war läuferisch engagiert, hing aber ein wenig in der Luft. Und war im ersten Einsatz seit Ende Februar natürlich noch nicht bei 100 Prozent. „Man hat gesehen, dass ihm noch Spritzigkeit und Ballsicherheit fehlen“, so VfL-Trainer Andreas Bergmann. Mit Jonas Acquistapace und später Faton Toski gaben noch zwei Langzeitverletzter ihr Comeback. Allein ihr (unauffälliges) Mitwirken, die Gewöhnung ans Spiel, wertete Bergmann als „sehr wichtig“.

Bertram fasste sich aus rund 20 Metern ein Herz

Zur Pause hatten Pawlak und Bergmann den Großteil ihrer Wechsel getätigt, tauschten jeweils fast komplett durch. Und siehe da: Das Spiel wurde attraktiver. Die Bochumer gingen engagierter zu Werke, erspielten sich in der Anfangsphase Chancen im Minutentakt. Dem Wachmacher von 09-Stürmer Vaidas Rocys (46.), der Lukas Sinkiewicz und Rico Weiler davonsauste und aus spitzem Winkel verzog, ließ der Zweitligist gleich fünf Großchancen folgen: Der viel zu verspielte Ortega, der schwache Engelbrecht, der ordentliche Bertram, Freier, Scheidhauer und Kramer vergaben teils kläglich. Obwohl eine Führung längst verdient gewesen wäre, bekamen die Gäste den Ball einfach nicht ins Tor. „Von diesem Problem haben wir uns heute leider nicht befreien können“, haderte Jens Todt.

Die stärkste Angriffswelle des VfL verebbte langsam, und die 09er wurden mutiger, setzten die Marschroute ihres Trainers, „Nadelstiche zu setzen“, immer frecher um. Die größte Chance versiebte der junge Jordi Barrera im direkten Duell vor Philipp Heerwagen (63.). Zudem spielte Kai Koitka einen Konter in der Schlussphase schlampig aus - da allerdings stand es schon 0:1 aus Sicht der Gastgeber.

Sören Bertram fasste sich aus rund 20 Metern ein Herz: Für den eingewechselten SG-Keeper Benedikt Kunert war bei dem präzisen Flachschuss nichts zu machen.

Da war es also doch noch, das Tor für den VfL Bochum.