Bochum. . VfL-Trainer Andreas Bergmann musste sich nach der 1:2-Niederlage in Duisburg „erst einmal etwas beruhigen“, so sehr war ihm das Spiel und dessen Begleitumstände auf den Magen geschlagen.

„Heute muss ich mich erst einmal ein bisschen beruhigen.“ Andreas Bergmann sah ziemlich mitgenommen aus, als er Rede und Antwort stehen musste in der Pressekonferenz nach einer Niederlage, die auf den Punkt brachte, was zurzeit alles so schief läuft beim VfL Bochum. Da ist die Unfähigkeit, Spiele zu seinen Gunsten zu entscheiden, da sind, wie Bergmann sagte, „unfassbare Fehler und Gegentore“, da sind zum Teil seltsame Schiedsrichterentscheidungen, und schließlich darf das nicht fehlen: schwere Verletzungen ohne Ende.

Sieben Bochumer Spieler standen vor dem Anpfiff in Duisburg nicht zur Verfügung, jetzt sind es acht, denn Mimoun Azaouagh hat es richtig erwischt bei der sonntäglichen 1:2-Niederlage. „Zum ersten Mal hatte ich Schiss“, erlaubte Andreas Bergmann einen Einblick in sein Seelenleben, nachdem Azaouagh - von Baljak geschoben - mit dem Kopf gegen Pliatsikas Knie geknallt war. Der Bochumer Mittelfeld-Spieler verlor sofort das Bewusstsein, krampfte und kam erst fünf Minuten später - mit einem Filmriss - wieder zu sich. Von einer schweren Gehirnerschütterung war da die Rede, und Vereinsarzt Dr. Karl-Heinz Bauer hegte noch die Hoffnung, dass Schädelknochen und Kiefer heil geblieben waren. In einem Fall trog die Hoffnung: Azaouagh dürfte wegen des noch am Sonntag im Langendreerer Knappschaftskrankenhaus operierten Kieferbruchs in dieser Saison nicht mehr spielen - wie auch Aydin, Delura, Fabian und Gündüz.

Dem VfL Bochum brechen die Spieler weg

Zu dieser bitteren Realität gesellt sich die Erkenntnis, dass die Mannschaft offenbar auch dann Probleme hat zu gewinnen, wenn sie führt und die wesentlich bessere Spielanlage aufzuweisen hat als der Gegner. Nach dem 1:0 durch Takashi Inui hätte der VfL bis zur Pause ein- oder zweimal nachlegen müssen. Giovanni Federicos Pässe zerschnitten immer wieder die unsortierte Defensive der Duisburger; dennoch hieß es 1:1, als man in die Kabinen stapfte. Nika Gelashvili, dessen Qualitäten man immer noch nicht richtig einzuschätzen vermag, traf den Ball nach einer Ecke des MSV dermaßen unglücklich, dass er sich über Andreas Luthe hinweg ins Tornetz senkte. Es war bereits das zweite kuriose Eigentor der Bochumer innerhalb weniger Wochen.

Beobachter, die den VfL Bochum schon etwas länger begleiten, beschlich danach ein ungutes Gefühl. Die weitgehend ungestraft gegen den Abstieg holzenden Duisburger hatten wieder Oberwasser und profitierten dabei natürlich auch von Azaouaghs Verletzung, die Eindruck hinterlassen hatte bei seinen Mitspielern. Das Spiel zerfaserte und war, so Christoph Kramer, „Ende der zweiten Halbzeit nur noch Gehacke“. Freier, nach vielen Läufen als Verteidiger erkennbar müde, verlor auf der Azaouagh-Position immer wieder den Ball, von Christoph Dabrowski war nun gar nichts mehr zu sehen, von Takashi Inui wenig. Und Daniel Ginczek, für Gelashvili eingewechselt, kam überhaupt nicht ins Spiel.

Dann avancierte Schiedsrichter Robert Kampka zum Buhmann. Er verweigerte dem VfL nicht nur einen Elfmeter (Pliatsikas im Duell mit Freier), sondern übersah auch noch die Abseitsstellung des Siegtorschützen Maurice Exslager. Dessen Tor zum 2:1 vorausgegangen war allerdings ein ausgesprochen dummer Ballverlust von Björn Kopplin an der Außenlinie. Und so mussten sich die Bochumer auch in diesem Fall zumindest leise an die eigene Brust klopfen. Wie eigentlich immer, wenn etwas schief läuft.