Bochum. .
Nach dem fünften Sieg in Folge, dem 3:1 zum Rückrunden-Auftakt beim TSV München 1860, hält der VfL Bochum weiter den Ball flach. Doch die neue Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern hat eine Richtung eingeschlagen, die zuversichtlich stimmt.
Im aufgeblähten Bauch der für die „Löwen“ viel zu teuren Allianz-Arena saß Friedhelm Funkel auf dem Podium, und vielleicht war es auch ein Stück weit die Dimension des Kinosaals, die ihn zu einer ungewohnt langen Analyse ansetzen ließ nach dem 3:1 beim TSV München 1860, dem fünften Sieg in Folge.
Sicher ist, dass der Trainer mit seinen lobenden (1. Halbzeit) wie kritischen (2. Halbzeit) Worten genau die Stimmung ausdrückte, die beim VfL herrscht: Es wird wieder miteinander gesprochen und nicht übereinander, auf und neben dem Platz, es wird auch im Erfolg Selbstkritik geübt, es wird gekämpft; und wenn es so aussieht, als sei aller Einsatz noch zu wenig, gesellt sich ein Quäntchen Glück dazu. So beim Elfmeter, als Kai Bülow den starken Matthias Ostrzolek rammte und der 20-Jährige in seinem dritten Profieinsatz clever fiel. Den Elfmeter, verwandelt von der einzigen VfL-Spitze Zlatko Dedic, kann man geben, doch die Rote Karte gegen Bülow war überzogen. Und als die „Löwen“ trotz der Unterzahl das 1:1 schafften, patzte der bis dahin gute 60-Keeper Kiraly, als er den Schuss von Aydin ins Netz rutschen ließ.
„Insgesamt“, fasste Funkel treffend zusammen, „war es ein nicht unverdienter Sieg nach einem intensiven Spiel“, während Kollege Reiner Maurer, der seinen Unmut über Elfmeterpfiff und Rote Karte im Kabinentrakt herausposaunte und Halbzeit zwei von der Tribüne aus verfolgte, „einen Punkt“ als „verdient“ angesehen hätte für seine nie aufsteckenden, aber meist zahmen „Löwen“.
Ein geglückter Auftakt für den VfL - doch Euphorie soll nicht aufkommen. „Wir tun gut daran, nur von Spiel zu Spiel zu gucken“, sagte Sportvorstand Thomas Ernst. „Allerdings läuft diese Mannschaft nicht Gefahr, in Träumerei zu verfallen.“
Die VfL-Fans dürfen dagegen wieder ein bisschen träumen, vom Aufstieg. Mittelfristig vielleicht noch wichtiger aber ist die Art und Weise, wie Bochum mit seiner neuen Mischung aus jungen und erfahrenen Profis auch im ersten Spiel des neuen Jahres auftrat: Man präsentierte sich als kämpfende Einheit mit einem defensiv starken, taktisch klug agierenden Mittelfeldzentrum, mit Johansson, Vogt und Dabrowski als Herzstück. Mimoun Azaouagh, mitunter noch zu selbstverliebt, sorgte für Schwung über links und arbeitete nach hinten gut mit: „Er hat sich zu 100 Prozent verausgabt“, lobte Funkel Azaouaghs „ordentliche“ Leistung, und nach Freiers Verletzung zeigte Giovanni Federico, dass er Zweikämpfe gewinnen kann, auch wenn er sich weiter steigern muss.
Die Richtung stimmt, spielerisch aber gibt es noch viel zu verbessern, in der Chancenauswertung sowieso. Und in Überzahl einen 1:0-Vorsprung fast noch aus der Hand zu geben, darf einem Aufstiegskandidaten nicht passieren. „Da müssen wir geduldiger spielen, den Ball laufen lassen wie in der ersten Halbzeit“, sagte Funkel. Und die Chancen nutzen: Azaouagh (52./66.) und Dedic (59.) versäumten es, die „Löwen“ frühzeitig zu erledigen.
VfL siegt bei 1860 München
Dabei durfte Torwart Andreas Luthe gut eine Stunde lang die frühlingshaften Temperaturen genießen, weil der VfL den oft so spielstarken Münchenern die Freude raubte. Doch nach dem Ausgleich durch Lauth war Luthe zur Stelle, als er einen Bierofka-Schuss entschärfte. „Vielleicht wollten die Löwen da ein bisschen zu viel“, meinte Funkel, dessen Team mit Kontern zurückschlug - am Ende sogar im Stile eines Aufsteigers.
FREIER FÄLLT SECHS WOCHEN AUS - WINTERZUGANG NICHT AUSGESCHLOSSEN
Ausgerechnet Slawo Freier: Der 31-Jährige, der wegen einer Krankheit die letzten drei Partien vor der Winterpause verpasst hatte, zog sich nach einem Foul von Daniel Bierofka einen Innenbandanriss im Knie zu, so die erste Diagnose von Mannschaftsarzt Dr. Karl-Heinz Bauer. „Mindestens sechs Wochen“ fällt Freier aus. „Das tut schon weh“, sagte Sportvorstand Thomas Ernst, zumal Freier „zwei Positionen abdeckt“: auf der rechten offensiven Seite und als Rechtsverteidiger, falls Kopplin ausfällt. „Hinten rechts haben wir jetzt ein Defizit“, so Ernst. Er wolle zunächst Funkels Meinung hören, möglich aber sei es, so der Vorstand, dass der VfL „im Vorgriff auf den Sommer noch einmal aktiv wird“ und bis Ende Januar einen Rechtsverteidiger verpflichtet.