Frankfurt/Main.
Die Partie zwischen dem VfL Bochum und Energie Cottbus (3:2) am 28. Februar 2009 soll manipuliert worden sein. Doch der DFB und die Staatsanwaltschaft Bochum tappen derzeit noch im Dunkeln.
Der europaweite Wettskandal weitet sich offenbar auf die Bundesliga aus, doch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Staatsanwaltschaft Bochum tappen derzeit noch im Dunkeln. „Wir sind überrascht. Wir haben bislang überhaupt keine Hinweise zu dem Spiel Bochum gegen Cottbus und auch noch keinen Kontakt nach Italien. Wir warten nun, ob sich die italienischen Kollegen bei uns melden“, sagte der Bochumer Oberstaatsanwalt Bernd Bienioßek. DFB-Pressechef Ralf Köttker ergänzte: „In den uns vorliegenden Akten gibt es keine Hinweise auf dieses Spiel.“
In der mittlerweile 600 Seiten starken Akte „Golden Gol“ der Behörde in Neapel gibt es indes sehr wohl Hinweise darauf, dass sich die hiesige Wettmafia an dem Spiel zwischen Bochum und Cottbus (3:2) am 28. Februar 2009 bereichert hat. Ein wegen Wettbetrugs festgenommener Spieler aus Italien hatte in einem abgehörten Telefonat damit geprahlt, dass er das Endergebnis des Spiels zwischen Bochum und Cottbus „eine halbe Stunde vorher schon gewusst habe“.
Entsetzen in der Lausitz
Laut Ermittlungsakten hätten die Wettbetrüger durch Live-Wetten bei dieser Begegnung nach Angaben des festgenommenen Spielers „in 20 Minuten 1,2 Millionen Euro gewonnen“. Der Bochumer Siegtreffer fiel in der 79. Minute durch einen umstrittenen Foulelfmeter, Cottbus stieg am Ende der Saison wegen eines fehlenden Punktes ab. Dementsprechend groß ist das Entsetzen in der Lausitz. Präsident Ulrich Lepsch sprach von einem Imageschaden und schloss zudem juristische Konsequenzen nicht aus.
„Natürlich muss erst einmal geklärt werden, ob eine Manipulation vorlag. Doch sollte das der Fall sein, überlegen wir, wie wir weiter vorgehen“, sagte Lepsch, der über die neuen Enthüllungen „sauer“ und „überrascht“ zugleich war: „Ich hoffe, dass DFB und DFL gut ermitteln.“
Auch den Cottbuser Trainer Claus-Dieter Wollitz brachten die Ermittlungen aus Italien auf die Palme. „Meine erste Reaktion war: Lass mich mit dem Scheiß in Ruhe“, sagte Wollitz, der bereits als ehemaliger Trainer des VfL Osnabrück vom Wettskandal betroffen war. Spieler seiner ehemaligen Mannschaft wurden bereits verurteilt. „Für einen kleinen Verein wie Cottbus wäre das eine doofe Sache, auf diese Art und Weise aus der Liga gekegelt worden zu sein“, so Wollitz.
Szene noch vor Augen
Geht es nach den Informationen aus Italien, ist dieses Szenario durchaus realistisch. Und das Ergebnis der Partie war in der Tat umstritten. „Das war nie ein Elfmeter gegen uns“, erinnerte sich Lepsch an die Szene aus der 79. Minute, als durch einen äußerst zweifelhaften Strafstoß der Treffer zum 2:3-Endstand fiel. Auch der angebliche Übeltäter Daniel Ziebig hat die entscheidende Szene noch vor Augen.
„Es kam ein langer Ball. Der Bochumer Sestak lief durch. Wir nahmen ihn etwas in die Zange, aber es war nie Strafstoß“, sagte Ziebig, der als einer der wenigen Cottbuser Spieler noch heute das Trikot der Lausitzer trägt. Cottbus musste damals mit 30 Punkten in die Relegation. Bochum blieb mit 32 Zählern in der Liga. Im Falle eines Unentschiedens hätte Bochum in die Relegation gegen den 1. FC Nürnberg gemusst. „So etwas sind reine Spekulationen, aber bitter ist das schon“, sagte Lepsch. (sid)