Nach dem Aufstieg aus der damaligen Oberliga blieb der U 23 des VfL Bochum eine ebenso erfolgreiche Saison in der Regionalliga verwehrt.

Nach gutem Beginn stand die Bochumer Elf in der Winterpause auf einem Abstiegsplatz und kämpfte sich nur mühsam aus der Gefahrenzone heraus. Erst am 33. Spieltag stand der Klassenerhalt endgültig fest.

Neben Verletzungsproblemen und einer starken Besetzung der Regionalliga, spielte für den Bochumer Übungsleiter Nico Michaty vor allem die geringe Erfahrung seiner Spieler mit Rückschlägen eine wichtige Rolle für den Absturz: „Der Abstiegskampf war ungewohnt, weil sie diese Situation nicht kannten. So sind wir in einen Strudel geraten.”

Michaty nimmt sich selber nicht aus. Auch er habe so eine Phase noch nicht durchlaufen und musste sich Lösungen erst erarbeiten. Dem U 23-Trainer blieb die Niederlage im letzten Spiel vor der Winterpause gegen Cloppenburg (2:4) besonders im Gedächtnis, weil der VfL deswegen das Weihnachtsfest auf einem Abstiegsplatz verbrachte. „Wichtig war aber, dass wir uns nie aufgegeben und weiter an uns geglaubt haben”, sagt Michaty.

Dazu trug er selbst mit seiner ruhigen und unaufgeregten Art maßgeblich bei. Auch in schwierigen Phasen stärkte er das Selbstvertrauen seiner Spieler und sorgte dafür, dass das Team an einem Strang zog. Was der künftige Co-Trainer Rouven Schröder bestätigt: „Es hat sich keiner quergestellt.”

Insgesamt war es, wie Michaty betont, für das komplette Team eine lehrreiche Saison, weil die Mannschaft gelernt hätte, Rückschläge zu verarbeiten. Den Wendepunkt im Abstiegskampf besiegelte der „Sechs-Punkte-Sieg” beim direkten Konkurrenten FC Schalke (4:0). Doch auch der folgende Schlussspurt verlief nicht ohne Rückschläge. Gegen Verl (0:1) verpassten die Blau-Weißen den vorzeitigen Klassenerhalt und machten ihn stattdessen, wie die Bundesligaprofis, am vorletzten Spieltag - in Köln - klar.

Doch nicht nur der Klassenerhalt am 33. Spieltag bildet eine Parallele zu den Profis. Die Verantwortlichen behielten oben wie unten die Ruhe. „Wir haben das volle Vertrauen der Vereinsführung gespürt”, so Michaty. Was sich auszahlen sollte. In der Rückrunde kassierte die zuvor noch anfällige Bochumer Defensive fünf Gegentore weniger. In drei Spielen hielt der VfL in dieser Saison hinten die Null, allesamt in den letzten fünf Partien der Rückserie.

„Da haben wir uns stabilisiert. Ich denke aber, dass die vielen Gegentore auch eine Folge unseres attraktiven Offensivspiels waren”, erzählt Michaty und fügt an, dass das Ziel Klassenerhalt erreicht wurde und mit Patrick Fabian, Andreas Luthe und Jürgen Duah wieder junge Spieler an den Profibereich herangeführt wurden: „Das ist unsere eigentliche Hauptaufgabe. Wir sind ein Ausbildungsbetrieb.”

Nun steht ein großer Umbruch bevor. Acht Spieler verlassen den Verein, darunter Bochumer Urgesteine wie Dilaver Güclu und David Zajas, die gemeinsam 17 Jahre VfL auf dem Buckel haben. Güclü hat Angebote von Hessen Kassel, Preußen Münster sowie dem türkischen Erstligisten Bursaspor und findet es sei an der Zeit, „sich eine neue Herausforderung zu suchen”. Seine Tendenz geht nach Kassel, wo der ehemalige Bochumer Mirko Dickhaut als Trainer unter Vertrag steht.

David Zajas wäre gerne geblieben und blickt im Zorn auf seine Ausbootung zurück: „Ich war ziemlich geschockt, als Thomas Ernst mir sagte, dass man mit jüngeren Spielern plant. Noch eine Woche vorher hatte ich eine mündliche Zusage.” Dem widerspricht Michaty: „Das ist falsch. Er hat keinen Vertrag bekommen, weil wir bei ihm keine Perspektive mehr für die Bundesliga sehen. Wir haben mit offenen Karten gespielt.”

Die neuen Spieler sind bis auf Markus Scholz (21) zwanzig Jahre alt, der Kader wird wieder verjüngt. „Das sind alles hoffnungsvolle Talente. In der Regionalliga werden sie optimal gefordert und müssen bis an ihre Leistungsgrenzen gehen. Ich freue mich auf die Neuen”, ließ sich Michaty keine Vorschusslorbeeren zu einzelnen Spielern entlocken.

Auch den hochgezogenen Spielern aus dem eigenem Nachwuchs, namentlich Kevin Vogt, Matthias Ostrzolek, Christian Mengert und Marc Rzatkowski, räumt Michaty gute Chancen ein, gibt aber zu bedenken, „dass man Geduld haben muss, weil der Sprung von den Jugendligen in die Regionalliga ein großer ist.”

In der anstehenden Saison soll Bochums U 23 nicht wieder bis zum vorletzten Spieltag zittern. Michaty ist jedenfalls guter Dinge: „Ein Umbruch bringt auch neue Impulse, Situationen und Chancen. Die müssen wir nutzen.”