Bochum. Seit vier Monaten steht Agon Elezi beim VfL Bochum unter Vertrag. Ein Pflichtspiel hat er noch nicht absolviert. Wie der VfL plant.

Es war ein kleine Transferüberraschung im Januar, als der VfL Bochum die Verpflichtung von Agon Elezi bekanntgab. Agon, wer? Diese Frage dürften sich zu diesem Zeitpunkt einige Fans gestellt haben. Eigentlich wollten die Verantwortlichen einen Offensivspieler holen. Einen, der für mehr Torgefahr sorgen würde. Am Ende aber war der 23-jährige Mittelfeldspieler der einzige Neuzugang des Winters. Einer, der nun gut vier Monate später noch nicht eine Pflichtspielminute absolviert hat. Aber warum?

Die Antwort darauf lässt sich wohl am besten an der Tabelle ablesen. „In der jetzigen Situation brauchen wir Spieler, die das kennen, die Erfahrung haben. Der Junge macht nichts falsch, ganz im Gegenteil: er macht sehr, sehr viel richtig“, sagte Trainer Heiko Butscher. „Natürlich denke ich darüber nach, ob ich den in solch eine Atmosphäre reinbringen kann. Sonst würde ich ihn ja nicht mitnehmen. Gebt ihm noch Zeit, er wird sehr, sehr viel lernen.“ Konkret gesagt: den Verantwortlichen fehlt ein echter Spieleindruck von Elezi. Er kam bislang nur einmal im Perspektivteam zum Einsatz. Hätte der VfL Bochum nicht die Durststrecke von acht Spielen ohne Sieg gehabt, hätte Elezi wohl schon längst sein Debüt im VfL-Trikot gefeiert.

VfL Bochum: Diese Qualitäten zeichnen Agon Elezi aus

Dass Elezi keine Sofort-Verstärkung ist, das machten VfL-Sportvorstand Patrick Fabian und Sportdirektor Marc Lettau schon direkt nach der Verpflichtung deutlich. Der Neuzugang vom NK Varazdin aus der ersten kroatischen Liga sei ein Perspektivspieler, hieß es. „Er verfügt über großes Potenzial und wir trauen ihm perspektivisch den Sprung in die Bundesliga zu“, sagte Lettau Ende Januar. Den Sprung hat er grundsätzlich bereits geschafft, stand unter Thomas Letsch und zuletzt auch Heiko Butscher immerhin schon vier Mal im Kader. Auch am Sonntag gegen den 1. FC Union Berlin dürfte er zur Bochumer Reisegruppe gehören. Vielleicht feiert er dort auch sein Debüt in der Bundesliga, denn an nicht vorhandenen Qualitäten liegt es nicht, dass Elezi noch keine Einsatzminuten gesammelt hat.

Beim Feiern mittendrin: Agon Elezi (links).
Beim Feiern mittendrin: Agon Elezi (links). © Jürgen Fromme /firo Sportphoto | Jürgen Fromme

„Agon ist ein unheimlicher Mannschaftsspieler. Wenn du dir einen malen könntest, dann solch einen Spieler“, schwärmte Trainer Butscher unter der Woche. „Es ist im Training immer an der absoluten Grenze, ist mannschaftsdienlich, legt Zusatzschichten ein, ist top da.“ Elezi wird von allen rund um die Castroper Straße als „Mentalitätsspieler“ bezeichnet, als ein Spieler, der den unbedingten Willen an den Tag legt. Innerhalb der Mannschaft, so hört man, ist er extrem beliebt. Und auch fußballerisch kann er im Training durchaus überzeugen. Elezi ist handlungsschnell, technisch versiert, läuferisch stark und genau im Passspiel. Er deutet an, dass er in Umschaltsituation gut antizipiert. Genau die Qualitäten, die es für einen zentralen Mittelfeldspieler braucht.

Agon Elezi kann sich im Sommer beim VfL Bochum beweisen

Allerdings: die Konkurrenz im Bochumer Mittelfeld ist groß. Kevin Stöger spielt eine überragende Saison, Kapitän Anthony Losilla ist ohnehin gesetzt und auch an Patrick Osterhage und Matus Bero führt kein Weg dran vorbei. Zudem steht mit Philipp Förster ein erfahrener Spieler im Kader, der fast immer einen Kaderplatz bekommt. Was auch daran liegen dürfte, dass Elezi im Pressing noch Luft nach oben hat. Elezis Situation wird sich aber spätestens im Sommer ändern. Osterhage geht zum SC Freiburg, Förster wird den Verein ablösefrei verlassen. Werder Bremen soll nach Informationen dieser Redaktion erstes Interesse gezeigt haben. Und auch die Zukunft von Kevin Stöger im VfL-Trikot ist unwahrscheinlich. Mit ein Grund, warum die Bochumer im Winter beim Mazedonier zuschlug. „Bei Agon Elezi hat sich kurzfristig eine Marktchance ergeben, die wir unbedingt nutzen wollten“, sagte Lettau.

VfL-Chef Villis erklärt Trainerwechsel: „Ratlosigkeit“ gab Ausschlag

weitere Videos

    Seitdem der Spieler 17 Jahre alt war, hatten die Bochumer Scouts den Spieler auf dem Radar. Im Winter kam er dann plötzlich auf den Markt, weil er seinen im Sommer auslaufenden Vertrag in Kroatien nicht verlängern wollte. Der Klub wollte zumindest noch ein bisschen Geld einnehmen. Wobei die Betonung auf ein bisschen liegt. Die Ablösesumme, die die Bochumer zahlten, war im sehr niedrigen sechsstelligen Bereich. Kaum Risiko also für einen Spieler, der sich bereits bestens eingefügt hat in die Mannschaft. „Wie er sich auf der Bank verhalten hat: er hat Müsli- und Energieriegel, Getränke geliefert. Das macht einen Teamspieler aus“, sagte Butscher. Zudem ist Elezi dankbar für die Chance in Deutschland, soll für den Wechsel nach Bochum gebrannt haben. Salopp gesagt: er wäre wohl auch zu Fuß gekommen. Und schon bald könnte er dann sein Debüt feiern. „Der Junge wird irgendwann belohnt werden, irgendwann wird er spielen. Und den Einsatz hat er sich verdient“, so Butscher.