Bochum. Erst Traumtorschütze, dann Pechvogel. Beim 1:1 des VfL Bochum gegen Werder Bremen war Patrick Osterhage die prägende Figur. Was er dazu sagt.

Gut eine Stunde eines zähen, intensiven Kampfes auf rutschigem, tiefen Rasen war rum, als die Fans des VfL Bochum im ausverkauften Ruhrstadion erstmals ohne einen besonderen Anlass ihren VfL noch lauter, gemeinschaftlich nach vorne trieben. Ob das bei Patrick Osterhage genau so ankam, ihn zusätzlich antrieb, sich ein Herz zu fassen? Es passte jedenfalls in den aus VfL-Sicht schönsten Moment der Partie gegen Werder Bremen an diesem Schmuddelwetter-Sonntag, der kurz darauf folgte.

Osterhage, freigespielt von Kevin Stöger, wurde über 20 Meter vor dem Bremer Gehäuse von Niklas Stark nicht wirklich attackiert. Er nahm Maß – und traf. Mit seinem starken linken Fuß zauberte er den Ball mit Wucht, zugleich Eleganz und sauberer Schuss-Technik ins rechte obere Eck. Das Stadion tobte nun aus einem ganz besonderen Anlass, Osterhage rutschte freudvoll über den matschigen Rasen. 1:0 VfL, 64. Minute.

VfL Bochum: Osterhage erklärt sein Traumtor

„Ich hatte links relativ viel Platz, ich habe noch einen Pass gesucht, weil ich noch relativ weit weg vom Tor war“, erzählte Osterhage sein Kunststück hinterher. „Ich habe keinen gefunden und konnte aufs lange Eck ziehen. Es war schon ein gewollter Torschuss, der Ball sollte dahin, mit einer speziellen Technik, mit der er sich am Ende senkt. Aber den Ball trifft man auch nicht jedes Mal so“, sagte der Mittelfeldmann. Es war wieder eine Bochumer Bewerbung für ein Tor des Monats in der ARD, am Samstag erst wurde ja Goncalo Paciencias Volley-Treffer in Hoffenheim zum Tor des Monats Dezember gekürt.

Allerdings hätte Osterhage die Geschichte seines „wohl bisher schönsten Tores“ in seiner Karriere viel lieber mit einem gewinnbringenden, strahlenden Lachen erzählt statt mit gedrückter Stimme. Osterhage war enttäuscht, man hörte es ihm an, sah es ihm an. Denn die Freude über sein Tor war ihm vergangen in der Nachspielzeit, als ausgerechnet Niklas Stark sein Kunststück mit seiner ungewollten Hilfe auf etwas andere Art wiederholte.

Osterhage fälscht Starks Schuss zum 1:1 unglücklich ab

Stark traf per Sonntagsschuss aus 20 Metern zum späten 1:1, Osterhage fälschte seinen Schuss unglücklich so ab, dass der Ball von der Unterlatte ins Tor flog, dass Manuel Riemann keine Chance hatte. „Das ist brutal enttäuschend, dass wir das Spiel nicht gewonnen haben, da ist mein eigenes Tor nur noch zweitrangig“, sagte der laufstarke zentrale Mittelfeldmann, der einst sechs Jahre in der Jugend des SV Werder gespielt hat. „Demnächst“, meinte er frustriert, „lass ich einen Innenverteidiger lieber schießen, dann passiert nichts.“

VfL Bochum: Rückhalt für gesetzten Osterhage

Das soll er, das wird er natürlich nicht tun. „Patti hat alles richtig gemacht, er schmeißt sich mit Wucht in den Ball. Das ist einfach Pech, dass er so unglücklich abgefälscht wird“, sagte Trainer Thomas Letsch. Er bescheinigte Osterhage eine „tolle Entwicklung. Jetzt kommt auch noch Torgefahr hinzu. Er ist ein wichtiger Spieler für uns.“ Ähnlich sieht es Sportdirektor Marc Lettau. „Am Ende geht es auch über Spielrhythmus. Man sieht, dass er sich immer weiter stabilisiert und mittlerweile eine wichtige Säule unseres Spiel geworden ist“, sagte Lettau.

Patrick Osterhage nach dem 1:0-Traumtor, Christopher Antwi-Adjei (r.) freut sich mit.
Patrick Osterhage nach dem 1:0-Traumtor, Christopher Antwi-Adjei (r.) freut sich mit. © imago/Revierfoto | IMAGO/Revierfoto

Es war Osterhages zweites Saisontor nach seinem 1:0 beim 3:1 gegen Wolfsburg. Seit dem ersten Saisonsieg, dem 2:1 in Darmstadt, hat der 23-Jährige keine Liga-Sekunde mehr verpasst, hat sich im Zentrum mit Anthony Losilla und Kevin Stöger festgespielt. Im November 2022 bereits hatte er seinen Vertrag verlängert bis 2026. Der laufstarke Mittelfeldmann könnte dem VfL eines Tages auch die erforderlichen Transfererlöse generieren, die es im vergangenen Sommer nicht gab.

VfL Bochum: Osterhage hadert mit dem nächsten späten Nackenschlag

Zunächst soll er weiter dabei helfen, die Liga zu halten. Das letztlich leistungsgerechte 1:1 gegen Bremen in einer umkämpften Partie ohne viele spielerische Highlights war zwar kein Schritt zurück. Aber Bochum verpasste einen großen Sprung nach vorne im Abstiegskampf.

Der Vorsprung auf Relegationsrang und Abstiegsplatz 17 beträgt weiterhin sechs Punkte nach der nun abgeschlossenen Hinrunde. Um den punktgleichen SV Werder zu überflügeln, fehlten letztlich zwei Minuten, wobei sich der VfL in den ersten 45 Minuten sehr schwer tat. „In der ersten Halbzeit war es ein zerfahrenes Spiel, da haben wir nicht das gezeigt, was wir können“, meinte auch Osterhage, der viel investierte, wobei auch ihm spielerisch nicht alles gelang.

„Wir haben uns ins Spiel reingearbeitet, gehen in Führung. Solche Spiele müssen wir dann gewinnen, indem wir noch besser verteidigen, unsere Situationen vorne besser zu Ende spielen, in Ballbesitz bleiben. Daran gilt es zu arbeiten“, so Osterhage, der auch das 2:2 gegen Mainz nach ähnlichem Muster, nach einem Nackenschlag in Minute 96, noch im Kopf hat.

Cristian Gamboa sah gegen Bremen die fünfte Gelbe Karte und fehlt Bochum beim nächsten Heimspiel gegen Stuttgart. 

Foto: Udo Kreikenbohm/FUNKE Foto Services
Cristian Gamboa sah gegen Bremen die fünfte Gelbe Karte und fehlt Bochum beim nächsten Heimspiel gegen Stuttgart. Foto: Udo Kreikenbohm/FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Udo Kreikenbohm

Gamboa fehlt dem VfL Bochum gegen Stuttgart - Oermann eingewechselt

Die nächste Chance bietet sich dem VfL im zweiten Heimspiel in Folge. Zum Rückrundenauftakt geht es bereits am kommenden Samstag (20. Januar, 15.30 Uhr, Sky) gegen Stuttgart. Dann wird Cristian Gamboa fehlen. Der Rechtsverteidiger sah bereits nach drei Minuten die Gelbe Karte, es war seine fünfte. Womöglich erhält dann Tim Oermann eine weitere Chance von Beginn, Trainer Letsch wechselte das Talent in der 80. Minute für Gamboa ein. Felix Passlack indes zählte ebenso nicht zum Kader wie Maximilian Wittek.