Bochum. Anthony Losilla gehört mit 37 Jahren beim VfL Bochum nicht zum alten Eisen. Seinen designierten Nachfolger baut er aber selbst auf.

Diskussionen lässt Thomas Letsch erst gar nicht aufkommen: „Anthony Losilla ist unser Kapitän, der eine gute Runde spielt. Wenn er gesund und in der Form ist, wie derzeit, dann spielt er. Punkt.“ Dass der Franzose in seiner zehnten Saison beim VfL Bochum nicht aus dem Kader und auch nicht aus der ersten Elf wegzudenken ist, daran gibt es wenige Zweifel - vor allem beim Trainer.

Der Kapitän spielte immer, häufig durch. Erst am elften Spieltag gegen den 1. FC Köln musste er passen. Leichtes Fieber bremste ihn aus. Zusammen mit Trainerteam und Ärzten wurde entschieden, dass ein Einsatz nicht richtig wäre. In den vergangenen zwei Wochen der Länderspielpause stand Losilla wieder täglich auf dem Platz und ging dort voran. Die vier freien Tage zwischendurch nutzte er, um mit und bei seiner Familie Kraft zu tanken, seinem Sohn beim Kicken zuzusehen. Ganz ohne Fußball geht es nie bei dem 37-Jährigen.

VfL Bochum: Letsch stärkt Losilla den Rücken

„Manche sagen seit fünf Jahren, dass es Totos letzte Saison sein wird“, sagte Trainer Thomas Letsch im Interview mit unserer Redaktion. Daraus wird aber wohl auch diese Saison wieder nichts. „Ich habe noch große Lust auf Fußball, sonst hätte ich schon aufgehört. So lange der Spaß da ist, werde ich alles dafür geben, um auf den Platz zu stehen“, sagte Losilla.

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Und das wird er auch gegen Heidenheim, wenngleich sein Ersatzmann Patrick Osterhage, satte 14 Jahre jünger als Losilla, ein beeindruckendes Spiel gegen den 1. FC Köln ablieferte und als alleiniger Sechser mit Laufstärke glänzte. Manch einer mag sich verwundert die Augen gerieben haben, hatte Osterhage diese Rolle bislang noch nicht eingenommen. Losilla hingegen war wenig überrascht. „Ich wusste, dass Patti richtig gut spielen wird. Er ist ein toller Fußballer und hat gezeigt, welche Qualitäten er hat. Er hat es gegen Köln überragend gemacht“, lobte der Altmeister seinen designierten Nachfolger.

Losilla schwärmt von VfL-Mitspieler Osterhage

Nicht weniger traut Losilla Osterhage jedenfalls zu. „Ich hoffe, dass er unser Mann für die Zukunft ist. Ich kann nicht ewig spielen“, sagte der 37-Jährige. „Er bringt alles mit, dass er meine Rolle übernehmen kann.“ Einer der Gründe, warum der VfL Bochum Osterhage 2021 ablösefrei aus der Jugend von Borussia Dortmund verpflichtete und ihn seitdem behutsam aufbaut. Den Talentestatus hat er laut seines Trainers Letsch inzwischen gänzlich hinter sich gelassen: „Es ist ein gestandener Bundesliga-Spieler.“ Von Losilla kann er dennoch in jeder Trainingseinheit lernen. „Toto ist ein Toptyp und natürlich nehme ich mir auch von ihm was mit. Genauso aber von Kevin Stöger und den anderen erfahrenen Spielern“, sagte Osterhage. „Bei Toto kann ich mir das komplette Spiel abgucken.“

Patrick Osterhage im Duell gegen den 1. FC Köln.
Patrick Osterhage im Duell gegen den 1. FC Köln. © dpa | Bernd Thissen

War das Spiel, das Losilla krankheitsbedingt verpasste, denn nun so etwas wie die Wachablösung? Mitnichten. „In den Spielen davor haben Patti und Toto gemeinsam gespielt. Jetzt, nach dem sehr starken Spiel von Patti zu sagen, das war es für Toto, würde ihm nicht gerecht werden“, sagte Letsch gegenüber unserer Redaktion. „Ich sehe keinen Grund, warum Anthony Losilla in Heidenheim nicht auf dem Platz stehen sollte.“ Losilla übrigens auch nicht.

Losilla und Osterhage gegen Heidenheim gemeinsam auf dem Feld?

Was allerdings nicht bedeutet, dass Osterhage direkt wieder auf die Bank rutschen muss. „Er hat vorletzte Woche ein sehr gutes Spiel gemacht. Patti kann im Mittelfeld alles spielen“, sagte Letsch unter der Woche. Der Trainer sieht ihn ohnehin eher als Achter. Der 23-Jährige könnte also mit Losilla zusammen auf dem Platz stehen. Zumal mit Kevin Stöger der klassische Achter des VfL Bochum unter der Woche krankheitsbedingt aussetzen musste.

Am Sonntag spielt der VfL Bochum nach den Duellen gegen Mainz 05, Darmstadt 98 und den 1. FC Köln gegen den nächsten direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. Und das Ziel ist klar: „Sie hinter uns lassen“, sagte Losilla. „Wir haben zu wenige Punkte, das ist Fakt. Nur mit Unentschieden kommen wir nicht weiter. Wir müssen die Spiele gewinnen, das wissen wir. Und daran arbeiten wir“, so der Mittelfeldspieler.

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Dafür müsste sich der VfL aber für die Leistungen belohnen, was zumindest in den vergangenen beiden Heimspielen nicht gelang. Wie in Darmstadt hoffen die Blau-Weißen aber auf der Ostalb auf den nächsten Sieg, „weil der Abstand nach unten noch nicht da ist und Heidenheim einen Punkt vor uns steht“, wie Losilla sagt. Leicht wird das aber nicht, dem ist sich auch Osterhage bewusst: „Heidenheim betreibt enormen Aufwand, mit hoher Intensität, ist eingespielt. Wir müssen gewappnet sein“. Dennoch ist klar: „Wir fahren nach Heidenheim und wollen da drei Punkte holen.“