Bochum. Beim 1:3 gegen Gladbach wurde Stöger beim VfL Bochum früh ausgewechselt. In Leipzig droht ihm sogar die Bank. Darüber spricht er im Interview.
Nach zwei Niederlagen in Reihe steht der VfL Bochum vor der nächsten schweren Aufgabe. Das Team von Trainer Thomas Letsch spielt beim Supercupsieger, amtierenden DFB-Pokalsieger und derzeitigen Tabellenfünften RB Leipzig (Sa., 15.30 Uhr/Sky). Dabei wird es auch darauf ankommen, wie das Bochumer Mittelfeld ein- und aufgestellt ist. In dem spielt in der Regel Kevin Stöger ein wichtige Rolle. Nachdem er beim 1:3 gegen Gladbach in der Halbzeit ausgewechselt wurde, ist aber durchaus fraglich, ob er gegen Leipzig in der Startelf stehen wird. Im WAZ-Interview spricht er auch darüber, wie er mit schlechten Spielen umgeht.
Lesen Sie eigentlich Ihre Noten in der WAZ oder bei anderen Medien?
Ja, das mache ich. Ich lese sie nicht immer, aber nach diesem Spiel habe ich geguckt. Ich bin selbst mein größter Kritiker. Aber es interessiert mich auch, was andere Menschen denken und sehen. Dann sitze ich schon manchmal zuhause, bin erstaunt und lache oder denke mir meinen Teil. Diesen Teil werde ich aber nicht nach außen tragen.
Gegen Gladbach hat Trainer Thomas Letsch Sie zur Halbzeit runtergenommen. War das zu verstehen für Sie?
Ich hätte natürlich gerne weitergespielt, wollte mithelfen, das Ruder im zweiten Abschnitt rumzureißen. Aber solche Spiele gibt es leider manchmal. Ich bin jetzt schon einige Jahre im Profi-Fußball dabei. Solche Spiele gab es nicht oft. Ich bin auch selten zur Halbzeit ausgewechselt worden. Deswegen war es kein schönes Gefühl für mich. Aber ich bin ein Typ, der weiter Gas gibt und der am Samstag auch Gas geben und das Spiel gewinnen will.
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Sie wurden nun zur Halbzeit ausgewechselt. In der vergangenen Saison hat Thomas Letsch sie gegen Leipzig erst zum zweiten Abschnitt gebracht, nachdem er festgestellt hat, ohne Kevin Stöger geht es nicht.
Das war vergangene Saison. Das zählt und interessiert jetzt nicht mehr. Daran denke ich auch nicht mehr. Wir müssen wieder mehr auf den Platz bringen. Das sollten wir am Samstag in Leipzig direkt zeigen.
Bei der Trainingseinheit am Mittwoch war sehr viel Intensität drin. Das sah von außen in jedem Fall schon einmal griffiger aus.
Definitiv. Die ganze Woche müssen wir Intensität reinbringen, müssen fokussiert sein. Dann kommen wir auch wieder besser ins Spiel. Gegen Gladbach ist uns das nicht gelungen. Wenn uns das auch gegen Leipzig nicht gelingt, werden wir es schwer haben. Leipzig hat noch einmal eine andere Qualität.
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Gegen Gladbach gab es die Verzögerung des Anpfiffes, weil die Gladbach-Fans Fahnen nicht von den Fluchttoren abhängen wollten. Dazu kam die frühe Verletzung und Auswechslung von Matus Bero. Glauben Sie, dass das vielleicht auch zu den schwachen ersten 60 Minuten des VfL Bochum beigetragen haben könnte?
Nein. Gladbach hatte genau das gleiche Thema mit dem späteren Anpfiff. So eine Verletzung ist nie schön, ist nie gut, aber es standen auch danach elf Spieler auf dem Platz. Das darf einer erfahrenen Mannschaft nicht passieren, das darf uns nicht aus der Bahn werfen. Es war bei uns auch kein Thema, dass uns das beeinflusst haben könnte.
Ist es nun besonders schwer oder besonders leicht in Leipzig?
Jedes Spiel ist schwer. Wenn wir daheim spielen und dann gegen Gladbach oder andere Mannschaften, die gerade nicht oben mitspielen, denkt jeder, dass wir das Spiel gewinnen müssen. Aber das ist nicht so. Jedes Bundesligaspiel ist schwer, egal ob zuhause oder auswärts. Wir müssen einen Tag haben, an dem vieles passt, dann stehen die Chance gut, dass wir etwas mitnehmen. Deswegen ist es egal, wer der Gegner ist. Wir müssen wieder mehr auf uns gucken. Wenn wir unser Spiel durchziehen, und das haben wir in dieser Saison schon geschafft, dann wird es ein geiles Spiel. Ich freue mich auf jeden Fall auf das Spiel.
Schauen sie sich die Spiele an, wenn ihre Gegner international spielen?
Wobei Leipzig wahrscheinlich in der Bundesliga gegen den VfL Bochum anders auflaufen und spielen wird als in der Champions League gegen Manchester City?
Egal mit welcher Aufstellung Leipzig gegen uns spielen wird. Bei ihnen hat jeder Spieler seine Qualitäten. Wir werden darauf schauen, welches System sie spielen könnten, auch auf die Standardsituationen achten.
Gutes Stichwort. Die Standardsituationen waren in der vergangenen Saison eine der Stärken des VfL Bochum. Warum funktionieren sie in dieser Saison bisher noch nicht?
Zu erfolgreichen Standards gehört im Fußball auch immer etwas Glück. Dazu muss das Timing stimmen. Wir haben in den sechs Spielen bisher ein Standardtor geschossen, das geht natürlich viel besser. Deswegen bleiben wir auch im Training dran, probieren auch einige Variationen aus. Aber es ist eben nicht so, dass man eine Woche Standards trainiert und dann passt es. Da muss schon mehr zusammenpassen. Das ist ein Prozess. Auch die Gegner stellen sich auf uns ein. Wichtig für uns ist, dass wir selbst möglichst wenig Gegentore nach Standards bekommen. Jedes Tor, das wir dann selbst nach Standards erzielen, hilft uns.
Was sind Sie für ein Typ? Wie lange benötigen Sie nach einem Spiel wie dem 1:3 gegen Gladbach, bis ihre Laune wieder besser ist?
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Der Abend war nicht schön, der nächste Tag auch nicht. Aber dann bin ich kein Typ, der sich zu lange Gedanken macht, sondern eher einer, der schnell wieder positiv denkt. Das Umfeld ist wichtig. Deswegen tut es mir gut, wenn ich dann zuhause bin, da kann ich abschalten. Ich freue mich auf das Spiel am Samstag. Da können wir wieder etwas gut machen. Ich glaube, das würde der Mannschaft und dem ganzen Verein gut tun.
Die Stimmung beim VfL Bochum nach dem 0:7 bei den Bayern und gerade dem 1:3 im Heimspiel gegen Gladbach scheint so zu sein, dass die Fans gedacht haben, der VfL Bochum sei mit seiner Mannschaft schon weiter. Wie nehmen Sie das wahr?
Von außen ist schwer zu beurteilen, wie es um eine Mannschaft bestellt ist. Sie sehen uns am Wochenende in einem Spiel. Da gab es zuletzt Spiele, die in der Tat nicht so prickelnd waren. Aber wenn man die Trainingswoche sieht, sind wir schon weiter. Natürlich ist wichtig, was am Wochenende auf dem Platz passiert, wenn da die Ergebnisse nicht stimmen, ist es leicht für die Außenstehenden, alles schlecht zu reden.
Es ist dann aus Ihrer Sicht nicht alles so schlecht?
Nein. Wenn man die Bundesligaspiele in Summe sieht, waren drei Spiele dabei, die richtig schlecht waren und drei Spiele, die gut bis sehr gut waren, in denen wir uns leider nicht mit einem Sieg belohnt haben. Wir können nicht jeden Gegner daheim dominieren. Da muss mehr zusammenpassen. Aber wir geben uns Bestes. Wir haben aber dennoch einen deutlich kleineren Etat als die meisten anderen Bundesligaclubs. Das sieht man ja nun auch gegen Leipzig, wenn man die Marktwerte des Kaders vergleicht. Wir müssen auf uns schauen und als Team zusammenstehen, dann kommen wir auch da unten wieder heraus.
Müssen Sie als Team dann vielleicht auch ihre Spielweise anpassen und vielleicht nicht ganz so hoch stehen und den Gegner anlaufen?
Gegen Bayern und Gladbach war es so, dass wir einen Zweikampf verloren haben, und der Gegner dann sehr schnell vor unserem Tor war. Wir müssen wieder dahin kommen, dass der Gegner das nicht schafft. Wir arbeiten in dieser Woche beim Training daran, was die beste Vorbereitung auf Leipzigs Spielweise ist, was sie machen. Wir werden uns etwas dagegen überlegen und es bestmöglich auf dem Platz im Spiel umsetzen.