Brixen/Südtirol. Nach dem 0:1 gegen Parma war VfL Bochums Trainer Letsch sauer auf die zweite Halbzeit. Es gab aber auch Lob. Das sagte der Trainer zum Test.

Vierte Testspiel-Niederlage in Folge für den VfL Bochum: Noch ist der VfL zwei Wochen vor dem DFB-Pokalspiel und drei Wochen vor dem Liga-Auftakt in Stuttgart nicht reif für die Bundesliga. Trainer Thomas Letsch sah nach dem 0:1 gegen den ambitionierten Serie-B-Klub Parma Calcio aber nicht nur Schlechtes.

„Wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt. Wir haben das Spiel kontrolliert, sehr gut verteidigt und hatten die eine oder andere Torchance“, erklärte Letsch im wieder einmal einsetzenden Gewitter, nachdem zum Spielbeginn noch die Sonne geschienen hatte im Südtiroler Brixen. Aber: „Die zweite Halbzeit war schlecht. Da haben wir immer mehr die Struktur verloren, hat ein bisschen jeder gemacht, was er wollte“, sagte Letsch angefressen. „Wenn man schon keine Torchancen hat, muss man es wenigstens schaffen, zu Null zu spielen.“

Auch Christopher Antwi-Adjei konnte im zweiten Durchgang keine Impulse setzen als linker Schienenspieler. Der VfL Bochum lief erstmals in den neuen Ausweichtrikots auf beim 0:1 gegen Parma Calcio.
Auch Christopher Antwi-Adjei konnte im zweiten Durchgang keine Impulse setzen als linker Schienenspieler. Der VfL Bochum lief erstmals in den neuen Ausweichtrikots auf beim 0:1 gegen Parma Calcio. © FUNKE Foto Services | Dennis Ewert/RHR-FOTO

Ordets und Loosli spielen über 90 Minuten - Letsch kritisiert die zweite Halbzeit scharf

Dabei wechselte er nach 45, 60 und 70 Minuten kräftig durch, nur die Verteidiger Ivan Ordets und Noah Loosli gingen über die volle Distanz. „Wir wollen stabiler werden, kompakt sein, wenig zulassen. Das war das primäre Ziel“, sagte Letsch. Dass die Wechsel für Unordnung sorgten, ließ er nicht gelten. „Alle Spieler, die auf dem Platz stehen, haben den Anspruch, in der Bundesliga zu spielen“, sagte er. Davon ausnehmen darf man Niko Bozickovic, der als A-Jugendlicher derzeit die Lücke füllt, weil weiterhin kein neuer Verteidiger eingetroffen ist.

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Die erste kleine Enttäuschung gab es vor dem Anpfiff: Gianluigi Buffon zählte nicht zum Kader von Parma. Die 45-jährige Torwart-Legende ist seit längerem nicht im Training, erklärten italienische Journalisten.

Im 3-5-2-System macht der VfL Bochum (nur) defensiv weiter Fortschritte

VfL-Trainer Thomas Letsch setzte wie gegen Spezia Calcio (3:4) auf ein 3-5-2-System. Die Dreierkette von Torwart Riemann bildeten Erhan Masovic, Ivan Ordets und Noah Loosli, als Schienenspieler agierten Danilo Soares links und Felix Passlack rechts. Das Mittelfeldzentrum bildeten Anthony Losilla als Sechser sowie Matus Bero und Lukas Daschner als Achter, die Doppelspitze Philipp Hofmann und Takuma Asano. Im Vergleich zum 3:4 (1:0, 3:1) gegen Spezia Calcio ersetzten Hofmann, Soares und Passlack in der Startelf Kevin Stöger, Christopher Antwi-Adjei und Cristian Gamboa.

Nicht zum Kader gehörten neben den Verletzten auch Gerrit Holtmann, der vor einem Wechsel zum türkischen Erstligisten Antalyaspor auf Leihbasis steht, sowie Talent Luis Hartwig, der den Klub in diesem Sommer wohl auch verlassen dürfte. Wechselkandidaten bleiben Moritz Römling, der nicht zum Einsatz kam, Jordi Osei-Tutu und der bereits für Vertragsgespräche freigestellte Jacek Goralski.

Lange Bälle von Riemann: Offensiv läuft wenig zusammen

Der vom VfL geplante eigene Live-Stream fiel aus, weil die Agentur mit der entsprechenden Technik im Stau steckte. Bilder gab es von den Kollegen aus Parma. Wer nicht einschaltete: Viel verpassten die Daheimgebliebenen nicht. Die rund 600 Fans – darunter einige Ultras aus Parma sowie vom mit den VfL-Ultras verbandelten Klub Bologna – sahen eine zähe Partie ohne viele Höhepunkte.

Defensiv stand Bochum weitgehend sicher und kompakt. Bero und Losilla packten im Mittelfeld beherzt zu, eroberten Bälle. Außer zwei Distanzschüssen ließ der VfL nur eine Chance zu. Der quirlige Dennis Man tanzte den nicht überzeugenden Soares aus, Riemann aber parierte seinen Schuss.

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Bochum fiel aber in Ballbesitz wenig ein. Riemanns lange Bälle erinnerten an die Vorjahre, fanden kaum Abnehmer. Dem Keeper fehlten hinten aber auch oft die Anspielstationen. Es fehlte zudem Kevin Stöger, der gegen Spezia Calcio 80 Minuten gespielt hatte, als Ballverteiler.

Asano vergibt nach Daschners Schuss die einzige Bochumer Torchance

Einmal nur erzeugte Bochum Gefahr: Daschner zog aus 18 Metern ab, den von Torwart Chichizola flach nach vorne gefausteten Ball hätte Takuma Asano im Nachschuss ins Netz schießen müssen. Doch der Schuss geriet harmlos, Chichizola parierte (31.).

Zur zweiten Halbzeit kamen eigentlich positionsgetreu Torwart Niklas Thiede für Riemann, Stöger für Daschner, Antwi-Adjei für Soares, Gamboa für Passlack und Simon Zoller für Asano. Hüben wie drüben passierte in der Box weiterhin nichts.

Nach einer Stunde kam Patrick Osterhage für Losilla (60.), kurz darauf hätte es 1:0 für die nun stärker werdenden Italiener stehen können. Nach einem Fehlpass von Torwart Thiede aber flog der Schuss von Bonny drüber (64.). Letsch wechselte weiter. Philipp Förster feierte sein Comeback, ersetzte Bero. Zudem kamen Jordi Osei-Tutu für Hofmann und Bozickovic für Masovic (alle 70.).

Parma vergibt einen Strafstoß und darf dann doch noch jubeln

Wenig später unterlief Bozickovic ein vermeintliches Foul, der Schiedsrichter entschied auf Elfmeter. Cristian Ansaldi drosch den Ball in den mittlerweile dunklen Himmel. Parma erspielte sich dann gegen konfus wirkende Bochumer einige Möglichkeiten und kam verdient zum Sieg. Tjas Begic ließ am VfL-Strafraum drei Bochumer, zuletzt Osei-Tutu stehen, zog ab – der Flaschschuss ins Eck war drin (85.). Wieder verloren. Letsch: „Wir hätten gerne ein Erfolgserlebnis mitgenommen. Auch mit einem 0:0 wäre ich heute zufrieden gewesen.“

Am Sonntag steht noch eine regenerative Einheit in Gais an, ehe es zurück nach Bochum geht. Nach zwei freien Tagen wird das Training am Mittwoch fortgesetzt. Am Samstag steigt dann die Generalprobe gegen Luton Town im Ruhrstadion. Ein Doppelpack. Um 13.30 Uhr und 16.15 Uhr geht es über jeweils zweimal 45 Minuten.

So spielte der VfL Bochum beim 0:1 gegen Parma

VfL Bochum: Riemann (46. Thiede) – Loosli, Ordets, Masovic (70. Bozickovic) – Passlack (46. Gamboa), Soares (46. Antwi-Adjei) – Losilla (60. Osterhage), Bero (70. Förster), Daschner (46. Stöger) – Asano (46. Zoller), Hofmann (70. Osei-Tutu)